Das bairische Bethlehem und das märkische Stonehenge
Nürnberg hat angeblich den schönsten Christkindlmarkt, Ludwigsburg den Barock-Weihnachtsmarkt, und Straßburg nennt sich gar die „Hauptstadt von Weihnachten“.
Nun gut, aber kennt ihr das „bairische Bethlehem“?
Es war in den 1960er Jahren, ich ging in die 3. Klasse der Grundschule Fürstenfeldbruck-West. Im „Heimatkunde“-Unterricht lernten wir Geschichtliches und Dönnekes über praktisch alle Orte des Landkreises: In Puch gabs eine Edigna-Linde; angeblich hat im 11. Jahrhundert Edigna, die Tochter des Königs von Frankreich, auf der Flucht vor...
Spotify, Musiker:innen-Verdienste & die Nudelpresse
Der Musikstreamingdienst Spotify ist der Lieblingsgegner von Musiker:innen, schlecht informierten Presseleuten und auch etlichen Musikfans, die am liebsten jedes Rolling Stones- oder Rosalía-Album persönlich von den Künstler:innen am Merch-Stand kaufen würden, statt die Tracks im Netz zu hören – von wegen „Authentizität“, diesem unverwüstlichen Fake aus dem Jutebeutel der „handmade“ Rockmusik.
Da halten Musiker:innen empört ihre angeblichen Spotify-Abrechnungen in die Social Media-Kameras, aus denen hervorgehen soll, welche Cent-Bruchteile sie pro Stream sie von...
Musikstreaming und AI-Tracks
Bleiben wir noch einen Moment beim Musikstreaming.
Am 12. November meldete „Music Business Worldwide“ (MBW), dass jeden Tag 50.000 von AI, also künstlicher Intelligenz, kreierte Tracks die hauptsächlich in Frankreich relevante Musikstreaming-Plattform Deezer fluten würden. Das sind 34 Prozent aller täglich neu eingestellten Tracks auf Deezer.
Aijaijai…
Allerdings: Etwa 70 Prozent all dieser AI-Tracks werden von Deezer als betrügerisch bezeichnet und von den Lizenzzahlungen ausgeschlossen. Und sowieso beträgt der Anteil aller AI-generierten...
Marktgängige, schrottige Popmusik
Juliane Liebert in der „Zeit“ über die Popmusik unserer Tage:
„Leider ist ein Großteil der marktgängigen Popmusik heute präzedenzlos schrottig und überflüssig. Das ist keine aus stilistischen Gründen gewählte Hyperbel, sondern im Wortsinn gemeint: grässlich, unhörbar. So furchteinflößend grausig, so abgefuckt und austauschbar herz- und geistlos, dass man einen baldigen Hörsturz erfleht, sich aus dem Taxi werfen will oder den Supermarkt niederbrennen möchte, in dem man den ganzen unerträglichen Mist zwangshören muss.“
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Filmmusik 1: Was Kim Jong-il sagt
Unlängst habe ich den Film „Highest 2 Lowest“ von Spike Lee angesehen, mit Denzel Washington in der Hauptrolle. Angeblich soll das ein Remake des Akira Kurosawa-Klassikers von 1963 sein. Nun ja. Die erste Hälfte war höchstens mittelmäßig, der Rest langweilig.
Weswegen ich das hier erwähne, hat mit der Filmmusik zu tun. Bei den meisten US-amerikanischen Filmen und Serien kann man ja über die Songauswahl, die im Hintergrund läuft, nicht klagen, nicht selten kommen da auch Musiker:innen dieser Agentur zum Zug, etwa Patti Smith, Bonnie ‚Prince‘ Billy, Townes Van...
Filmmusik 2: Wendy Carlos!
An dieser Stelle sei einmal kurz der laut Dietmar Dath „göttlichen“ Wendy Carlos gedacht, „Electronica-Heldin der ersten Stunde, Mitkonstrukteurin des Moog-Synthesizers, Soundtrack-Magierin“, die die Filmmusik unter anderem für Kubricks „A Clockwork Orange“ und „The Shining“ und zu „Tron“ komponierte und bis heute der Filmkunst zeigt, wie Soundtrack geht. Love & Respect, Wendy Carlos!
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weiterlesenPauschale Ticketinggebühr statt skandalösen prozentualen Vorverkaufsgebühren!
In Hamburg haben Kulturinstitutionen wie Kampnagel, das Deutsche Schauspielhaus und das Thalia Theater nach einer Ausschreibung eine Ticketing-Zusammenarbeit mit dem isländischen Ticketinganbieter Tixly vereinbart. Dadurch gibt es jetzt günstige und vor allem pauschale Ticketinggebühren. Tortoise-Fans zahlen bei Kampnagel zum Beispiel eine Ticketgebühr von € 2,50 brutto (wobei Tixly sogar nur einen Bruchteil dieses Betrags erhält, der Rest geht in die Abwicklung bei den Veranstaltern).
Warum ist das ein guter und wichtiger Schritt?
Die...
Gefahr! Der Kulturstaatsminister steht hinter uns und öffnet Türen, knallt sie aber vor den Clubs wieder zu
Wäre doch eigentlich ein schönes Thema für den Kulturstaatsminister: Einhegung der Macht der Ticketingkonzerne. Organisieren von bundesweitem kommunalem Ticketing, um Fans, Veranstalter und Musiker:innen zu unterstützen. Deckelung der Vorverkaufsgebühren.
Ich meine, falls Herr Weimer, dieser Hans Dampf in allen Sackgassen, gerade mal Zeit hat und sich nicht um die Profite seines Medienkonzerns – kann es in Ordnung sein, wenn ein Staatsminister damit Geld verdient, dass Kabinettskollegen in einer Veranstaltung seines Familienunternehmens auftauchen und Leuten, die...
CTS Eventim goes Kosmetik
Und was macht Deutschlands größter Ticketingkonzern mit all seinen Profiten?
CTS Eventim goes Kosmetik:

Versandkosten
Schon, ähem, „lustig“, wie einige deutsche Indie-Labels die unseriösen Geschäftspraktiken der Ticketing-Großkonzerne nachahmen, die für den bloßen Versand von Tickets in einem simplen Brief (ohne Einschreiben oder sonstige Zusatzfunktionen) in aller Regel 5,90 Euro draufschlagen, und für den Versand einer CD innerhalb Deutschlands bei Bandcamp glatte 6 Euro verlangen. Während andere Labels z.B. vorbildhafte und realistische 2,25 Euro berechnen. Und sogar einige englische Labels CDs für 4 Euro nach D verschicken.
Der Kunde als Feind. Und dann wird wieder groß gejammert, dass...
Qualitäts-Musikjournalismus
Qualitäts-Musikjournalismus im Januar:
„Schon jetzt ein Kandidat für das Album des Jahres.“
Qualitäts-Musikjournalismus im September:
„Ein heißer Kandidat für das Album des Jahres.“
Qualitäts-Musikjournalismus im Dezember:
„Das Album ist natürlich auf allen Bestenlisten des Jahres.“
Friedensangst
Kaum haben wir den Begriff „Kriegstüchtigkeit“ verinnerlicht, schon müssen wir ein anderes Wort lernen, das mit der Kriegstüchtigkeit in einer gewissen Paarverbindung steht, nämlich: „Friedensangst“.
Ja, ihr habt richtig gelesen: Wir müssen jetzt Angst vorm Frieden haben, nicht mehr wie weiland vor dem Krieg.
Denn wenn ein Krieg allzu schnell vorbei ist, funktioniert der Militärkeynesianismus nicht mehr, und unsere geschätzten Rüstungskonzerne machen keinen Profit. Und das wollen wir doch nicht, oder? ODER?!?
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weiterlesenHanno Loewy: Universalismus vs. Identitätsdenken
Und dann war da noch der kluge Hanno Loewy, der große Intellektuelle unter den deutschsprachigen Museumsmacher:innen, der als langjähriger Direktor des Jüdischen Museums Hohenems nun in Pension geht und im „Standard“ ein bemerkenswertes Interview gegeben hat.
Darin sagt er unter anderem:
„Trump ist doch ein mit Allmachtsfantasien durch die Gegend laufender Hooligan.
Aber natürlich habe ich mich an dem Tag, an dem die Waffen schwiegen, gefreut. Ganz einfach, weil endlich einmal das Sterben aufgehört hat und die Geiseln freigekommen...
Holy hostages! Holy Gaza!

Foto: Oliver Nielsen
Was war das für eine großartige Tournee des Patti Smith Quartets!
Patti und ihre Musiker in Top-Form, wunderbares Publikum – wirkliche „Ereignisse“ im schönsten Alain Badiou-Sinn.
Fast 40.000 Menschen hatten daran bei den neun Deutschland-Konzerten Anteil und wurden Teil einer Community.
Und nebenbei bemerkt war das damit auch die erfolgreichste und umsatzstärkste Tournee in...
Marginale Anmerkungen zum Haushalt des Staatsministeriums für Kultur
Wer gedacht hatte, dass sich mit der Ernennung von Wolfram Weimer zum Staatsminister für Kultur die Kulturpolitik des Bundes ändern würde, kann sich bereits nach einigen Monaten auf nicht besonders angenehme Weise bestätigt sehen. „Weimer empfiehlt Genderverbot für öffentliche Institutionen“ („Die Zeit“), „Weimer will Sender und Streaminganbieter verpflichten, Geld in deutsche Filme zu stecken“ („FAZ“), das waren so die Schlagzeilen.
Oder: „Der Kulturetat des Bundes soll um 200 Millionen Euro steigen“ („Musikwoche“) – ja potzblitz, ist doch super!...


