31.10.2018

Plattenfirmen: Kulturabgabe für günstige Eintrittspreise!

Dieser Tage endlich mal die Dokumentation über die DDR-Plattenfirma Amiga komplett gesehen, die seit Monaten durch die Dritten Programme, 3sat und Phoenix geistert. Nicht uninteressant. Unter anderem erfuhr man, daß die VEB Schallplatten (wie der staatseigene Konzern hieß, der als einziger in der DDR Schallplatten veröffentlichen durfte) jährlich etwa 20 Millionen Schallplatten herausbrachte – alles von Ostrock über Liedermacher, Tanz- und Volksmusik bis hin zu Klassik. Und die VEB Schallplatten hatten jedes Jahr 100 Millionen Mark aus den Erlösen ihrer Schallplattenverkäufe an das Kulturministerium abzuführen, womit die „Hochkultur“ subventioniert wurde, damit alle Bürger*innen daran dank sehr billiger Eintrittskarten Anteil haben konnten – ein niedrigschwelliges Angebot also.

Transponieren wir dieses Modell mal in der Kulturindustrie unserer Tage und stellen wir uns für einen Moment vor, wie es wäre, wenn die Konzerne der deutschen Tonträgerindustrie für jede ihrer CDs, nun, seien wir mal großzügig: nicht fünf Euro, sondern für den Anfang mal einen Euro an den Staat abführen müßten. Bei 76 Millionen Alben, die in Deutschland 2017 verkauft wurden, käme da eine hübsche Summe zusammen. Und die würde dann Konzert- und Opernhäusern, soziokulturellen Zentren und den Clubs zur Verfügung gestellt, damit die Eintrittspreise günstiger werden können. Sagen Sie selbst: das wär doch was, oder?

Es war eben nicht alles schlecht in der DDR...

31.10.2018

Little Old Wine Drinker Me: Weintrinken ist jetzt Popkultur! Sagt der "Rolling Stone"...

Nicht besonders gut war allerdings der DDR-Wein. Klar, es gab ihn in Meißen und in Saale-Unstrut, aber seien wir ehrlich: wenn der Wein damals zu DDR-Zeiten nicht so eine rare Bückware gewesen wäre, hätte sich niemand drum geschert. Denn besonders toll war er nun mal nicht, kein Vergleich mit Weinen aus Franken, dem Rheingau oder von der Mosel. War nun mal so.

Heute ist das Weintrinken sogar ein Teil der Popkultur, wie ich aus einer Einladung des „Rolling Stone“ erfahre: „Deutscher Wein ist nicht nur so gut wie vielleicht noch nie, er ist auch hip und international konkurrenzfähig: Junge Winzer der Generation Riesling haben Weine aus Deutschland in den vergangenen Jahren auf eine komplett neue Qualitätsstufe gehievt. So sind die Weine der jungen deutschen Winzer zu einem stilvoll zelebrierten Teil der Popkultur geworden.“

Echt jetzt?!? Ich mag auch dieses „so“, das jegliche Logik und jeden Zusammenhang souverän ignoriert. Die Weine sind „gut wie vielleicht noch nie“, international konkurrenzfähig (das ist dem Deutschen seit jeher wichtig, wenn er deutsche Produkte konsumiert) und auf einer „komplett neuen Qualitätsstufe“ (was genau genommen das „gut wie nie“ wiederholt) – und deshalb sind sie Teil der Popkultur.
Ach, ich vergaß: „stilvoll zelebrierter Teil der Popkultur“ natürlich. Wie darf man sich das vorstellen? Kopfnicken ist also schon mal nicht mehr, da schwappt der Wein ständig ausm Glas. Tanzen ist sowieso nicht. Weiße Tischdecken, Weinkühler, teure Gläser, und gut gekleidete junge Menschen, prosten sich stilvoll zu, die Männer mit den einschlägigen Holzfällerbärten und den Frisuren ihrer Nazi-Großväter, die Frauen mit Dutt? Mag sein, aber was ist daran „Popkultur“, außer daß Leute, die deutschen Riesling trinken und deutsche Popmusik hören, eben über einen gleich doppelten Distinktionsvorteil verfügen, also über zwei Alleinstellungsmerkmale, wie man heute zu sagen pflegt.

„Die hinter dieser Entwicklung stehende Bereitschaft zur radikalen (!) Innovation vereint die Philosophie der jungen Winzer mit jener der neuen deutschen Pop-Generation“, behauptet der „Rolling Stone“ in seiner Einladung zu „Tasting, Talk & Music“ – worin nun die „radikale“ Innovation besteht, wird nicht verraten, weder was die neuen deutschen Rieslinge noch was die neue deutsche Pop-Generation angeht. Was ist das überhaupt, die „neue deutsche Pop-Generation“? Jüngelchen wie Bosse oder Eloy de Jong? Die sind jedenfalls so langweilig, daß man mit ihnen kein Glas Wein trinken möchte. Die Deutschrapper (was trinken die eigentlich so?) dürften nicht gemeint sein, hier geht es ja um „stilvoll zelebrieren“, also eindeutig obere Mittelschicht, nix Unterschicht (die ja nicht mehr so heißt, siehe oben bei Herrn Habeck), nix Underground. Joris aus der ostwestfälischen Kleinstadt Vlotho vielleicht? Nö, der „schreit energetische und progressive Songs heraus“, wie ich aus der „Musikwoche“ erfahre, der kann also auch nicht gemeint sein mit der „neuen deutschen Pop-Generation“, das Geschrei ist nicht stilvoll (wobei „progressiv“ sich hinwiederum mit den „radikalen“ Winzern vertragen würde).

Ach, Fragen über Fragen. Und dann noch diese: „Wo begegnen sich Kunst und Winzerhandwerk?“ Darf ich lösen: im Weinkeller? Und: „Wie inspirierend wirken sich die Weine der jungen Winzer auf die Musik der neuen Pop-Generation aus?“ Hm, Inspiration ist mir bei der neuen deutschen Pop-Generation noch nicht so richtig aufgefallen – aber vielleicht hat einer einen hippen Wein-Song geschrieben? „Jetzt trink ma noch a Flascherl Wein“ (Paul Hörbiger), „Fein, fein schmeckt uns der Wein“ (Peter Alexander), „Griechischer Wein“ – oh, sorry, der paßt ja nicht, es geht ja um doitschen Wein, nur der ist hip und Popkultur! Verzeihen Sie. Also: „Sieben Fässer Wein“ (Roland Kaiser), all diese Wein-Lieder stammen ja noch aus der Zeit des Blauen Bocks und des Prä-Glykol-Zeitalters. Vielleicht geht es genau darum: Die neue Popkultur braucht einen neuen, hippen Wein-Song! Und das alles ist natürlich ausbaufähig, vielleicht kann einer der arbeitslosen Moderator*innen aus der MTV- und HipHop-Ära übernehmen und eine moderne Version des „Blauen Bocks“ moderieren? Nils Bokelberg (Kalauer, sorry) zum Beispiel – ach nein, der geht ja auch nicht, der ist ja Fritten und Bier, was nun wirklich in Zeiten des hippen Weingetrinkes sowas von uncool ist.

Die Musikumrahmung des „Rolling Stone & Generation Riesling: Tasting, Talk und Music“-Abends werden jedenfalls Tom Schilling & The Jazz Kids übernehmen. Jazz? Im Ernst jetzt? Da sind wir ja wieder bei Rollkragenpullover, Existenzialismus und frühe 1960er Jahre. Darauf ne hippe Weinschorle?

Widersprüche über Widersprüche. Und ich kann sie leider nicht auflösen, denn ich muß jetzt los, noch schnell ne Flasche Weißwein besorgen. Ich denke da an einen Burgunder, ich mag zwar auch Riesling, aber wenn es gerade so hip und Popkultur ist, Riesling zu trinken, bleib ich doch lieber bei meiner Lieblingsweinregion, ich trinke meinen Kram am liebsten ohne Meta-Ebene und ohne „mit Bedeutung aufgeladen“, egal, obs Wein, Gin Tonic, grüner Tee oder Ingwerlimonade ist; vielleicht besorge ich mir einen Mâcon-Villages Blanc, der ist garantiert unhip. Und dann lege ich Robert Mitchums „Little Old Wine Drinker Me“ auf und danach das neue Album von Jens Friebe und dann „Movies“ von Holger Czukay und denke, daß mir die „jungen Winzer der Generation Riesling“ ungefähr so gestohlen bleiben können wie die „neue deutsche Pop-Generation“.
Und bei der zweiten Flasche Burgunder, der ein Roter von meiner Lieblingswinzerin Fanny Sabre sein könnte (ätsch, sowas nenne ich Distinktionsmacht, Kinder!), höre ich dann „Liebe in GROSSEN Städten“ von Jetzt!:

„Die deutsche Musik ist tot,
in ihr (...) ist nichts über das Glück, das wir suchen (...)
und nichts über die Lügen, die wir finden
und nichts über das Leben, das wir leben.“
(Jetzt!, Liebe in GROSSEN Städten 1984-1988)

31.10.2018

Bands, Seele, Verti Hall

Bands und Musiker*innen, die in der Verti Music Hall am Mercedes-Platz in Berlin auftreten, haben die Kontrolle über ihr Leben verloren und ihre Seele verkauft – wenn sie denn jemals sowas hatten: eine Seele, ein Leben...

31.10.2018

Klasse Satz: Morgens festen Boden unter die Füße bekommen!

Sehr schöner Satz:

„Ich rede am Morgen immer nur so daher, um festen Boden unter die Füße zu bekommen. Das habe ich von Bach gelernt.“

(Jan Reichow in seinem sowieso immer lesenswerten und lehrreichen Blog; Reichow spielt darauf an, daß Bach wie jeder Barockkomponist selten ein Stück schrieb, indem er nicht zu allererst die Tonika mit einer Kadenz gefestigt hat. Auch die klassischen indischen Musiker verfahren so und etablieren erstmal den Grundton Sa)

31.10.2018

Klassik-Industrie: Light and Dark, Memory, Six Evolutions, Life, Nightfall, Blue Notebooks, Himmelsmusik

Wo finden wir diese Titel von aktuellen Alben:

Eine italienische Nacht, Light and Dark, Memory, Six Evolutions, Life, Dolce Vita, Nightfall, Elements, Islands, Bésame Mucho, Bach, Himmelsmusik, Sommernachtskonzert 2018, The Blue Notebooks?

Genau: das sind 14 der Top 20-Alben der aktuellen deutschen Klassik-Charts (ermittelt von GFK Entertainment). Und ich glaube, wenn jemand wie Seeßlen oder Theweleit darüber einen kleinen Aufsatz schreiben würde, gäbe es das einigermaßen hübsche tiefenpsychologische Einblicke in die hiesige Klassik-Tonträgerindustrie...
(in den Verkaufscharts übrigens finden sich gerade zwei dieser Alben, auf hinteren Rängen, was eben auch bedeutet: die Manager der Klassikindustrie können sich noch so hübsche Titel für die neuen Alben ihrer Charts einfallen lassen, es kauft trotzdem praktisch keiner diesen Kram. Oder vielleicht sogar deswegen?)

31.10.2018

Klassik-Industrie: Geballter Hörgenuss zum Sonderpreis!

Und wo wir gerade dabei sind, liebe deutsche Klassik-Industrie: Im jpc-Kurier 11/2018 finde ich eine ganzseitige Anzeige „Geballter Hörgenuss zum Sonderpreis“, in dem du ein bis zwei Jahre alte Alben renommierter Ensembles verschleuderst, zum Beispiel das tolle Vivaldi-Album von Concerto Köln oder das Debussy/Préludes-Album von Friedrich Gulda, zum Preis von jeweils 8,99 €. Wie stellst du dir, liebe deutsche Klassik-Industrie, denn das Geschäft vor? Was denkst du, wer soll denn deine Produkte noch zum vollen Preis von nahezu 20 Euro kaufen, wenn du die gleichen Produkte wenig später zu weniger als dem halben Preis verdaddelst? Fragt ein verwunderter Klassik-CD-Käufer (der u.a. die beiden genannten Alben zum vollen Preis erworben hat).

31.10.2018

In China darf deutsche Ministerin nur vor ausgewählten Hörern sprechen!

Hach, wie sehr ich das allzeit kompetente China-Bashing unserer Qualitätspresse liebe!
Am 23.10.2018 etwa deckt die „FAZ“ einen echten Skandal auf: Unter dem Titel „Kritik nur zwischen den Zeilen“ berichtet die Zeitung, daß Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrem Staatsbesuch in China „nur vor ausgewählten Hörern sprechen durfte“. Ungeheuerlich! Wo doch hierzulande, wenn der chinesische Verteidigungsminister auf Staatsbesuch wäre, jederzeit eine zufällige Menschenmenge Zugang zu dessen Reden auf Veranstaltungen hätte, und alle sich freuen würden, wenn er seine Kritik am deutschen Kapitalismus als volle Breitseite formulieren würde! Wir kennen das ja: jeder kann bei uns jederzeit ins Kanzleramt, und wenn Frau Merkel mal eine Schule oder eine Firma besucht, wird nie nicht die Zuhörerschar handverlesen, sondern es kommt jeder und jede, wie er oder sie eben mag, alle dürfen rein, ganz so wie beim Späti ums Eck, das ist eben unsere Freiheit und unser freier Lebensstil, den wir uns von niemandem usw. usf.

31.10.2018

Grünen-Habeck dagegen, daß man die Unterschicht Unterschicht nennt

Der deutsche Lieblingsschwiegersohn, der Grünen-Politiker Robert Habeck, versucht, uns in einem „Spiegel“-Interview die Welt zu erklären:

„Wenn man von Unterschicht redet, sagt man, daß das keine vollwertigen Bürger sind, sondern irgendwie minderwertige.“

Das Problem ist also nicht, daß es Arme gibt, also das, was die Soziologen als Unterschicht bezeichnen, sondern, daß man die Unterschicht Unterschicht nennt. Dadurch macht man sie zu „minderwertigen Bürgern“. Interessant. Lassen Sie uns also bitte künftig nicht mehr von „Unterschicht“ reden – und, schwupps, gibt es keine Armen mehr hierzulande! Danke, Robert Habeck!

31.10.2018

Grüne mal für, mal gegen Rodung im Hambacher Forst

Habecks Co-Vorsitzende, Annalena Baerbock, war Anfang Oktober zur Großdemo zum Hambacher Forst geeilt und rief der Menge zu: „Das ist die größte Anti-Braunkohle-Demo, die es je gegeben hat. Das ist ein historischer Tag!“ Und die Anordnung des Oberlandesgerichts Münster, die Rodung des Hambacher Forsts zu stoppen, bejubelte Frau Baerbock mit den Worten, diese Entscheidung sei „Gold wert“. Die Grünen also nicht nur auf der Seite der Insekten („die Bienen würden grün wählen“, meint Frau Baerbock), sondern auch unverbrüchlich auf Seiten der Abholzungsgegner und Waldschützer.

Gut, daß die ein kurzes Gedächtnis zu haben scheinen. 2016 nämlich, als die Grünen in NRW noch zusammen mit der SPD regierten, stimmten sie einem Kompromiss zu, der vorsah, daß der Tagebau Inden und der Tagebau Hambach unverändert bleiben solle (dafür sollte im Tagebau Garzweiler etwas weniger Braunkohle abgebaggert werden als zuvor genehmigt). Die Grünen und die SPD hatten damit „RWE das Recht eingeräumt, in Hambach wie gehabt bis 2045 Braunkohle zu fördern und also auch weitere Teile des Hambacher Forsts zu roden“ („FAZ“).

31.10.2018

Fehlende Zähne, fehlendes Hirn

Es soll ja Menschen geben, die wegen fehlender Zähne nicht gerne den Mund aufmachen.
Was man von Menschen mit fehlendem Hirn leider nicht sagen kann...

31.10.2018

Revolverhelden und Condor: Liebe auf Distanz!

Liebe auf Distanz?

„Jeder achte Deutsche führt nach einer aktuellen Studie eine Fernbeziehung. Auch Johannes Strate, der Frontmann von REVOLVERHELD hat vier Jahre eine Fernbeziehung geführt.
Über die Schwierigkeiten einer solchen Beziehung handelt auch die neue Single Liebe auf Distanz, die die Band zusammen mit Antje Schomaker aufgenommen hat.“

Wenn man die deutsche Sprache beherrschen würde, könnte man vielleicht auch sagen, daß ein Lied von, nicht über die Schwierigkeiten handelt, und noch ein Komma herschenken, aber wollen wir nicht kleinlich sein, wenn die Sony Music Entertainment Germany GmbH ein Gewinnspiel ausrichtet, bei dem die Condor Flugdienst GmbH, die am Condor Platz in Frankfurt zuhause ist, Kooperationspartner ist.

Echte Revolverhelden eben.

31.10.2018

Wer liest deutsche Bücher im Ausland? Und wie sehr sind deutsche Verlage an chinesichen Büchern interessiert?

Eine interessante Statistik namens „Buchwerte – Wie geht es der deutschen Buchbranche wirklich?“ hat die „FAZ“ am 13.10.2018 veröffentlicht.
Darunter zum Beispiel: Wer liest deutsche Bücher im Ausland? Also: in welche Länder wurden 2017 wieviele Übersetzungslizenzen vergeben?
Auf Platz 1, mit gigantischem Vorsprung: China! 1.261 Lizenzen wurden nach China vergeben, weit mehr als doppelt so viele wie an die zweitplatzierte Türkei und fast dreimal so viele wie an Spanien und Rußland auf den Plätzen 3 und 4.
Die Chines*innen sind also extrem interessiert an deutscher Literatur, an deutschen Sach-, Kinder- oder Wissenschaftsbüchern (die Genres werden jeweils einzeln aufgeführt).

Und im Umkehrschluß – wie sehr sind deutsche Leser*innen und Verlage an China interessiert? Schlicht gar nicht. Übersetzungen aus dem Chinesischen sind so marginal, daß sie in der „FAZ“-Statistik gar nicht auftauchen (also geringer als die 0,7% aus dem Dänischen).
Das bedeutet im Klartext: Hierzulande ist man am vermutlich wichtigsten und ziemlich sicher spannendsten und interessantesten Land des 21.Jahrhunderts und an den dortigen Entwicklungen und Diskussionen schlicht nicht interessiert. Und wir werden die Bücher zum Beispiel von Wang Hui, laut „Time“ einer der 100 wichtigsten Intellektuellen unserer Zeit, weiter auf englisch lesen müssen. Sie erscheinen bei Harvard Press, nicht aber bei irgendeinem deutschen Verlag. Hierzulande ist man sich selbst und seiner saturierten, selbstgefälligen Blase genug...

31.10.2018

Marx über Seehofer und Söder

Karl Marx übrigens schrieb bereits im Jahr 1853 hellsichtig über Herrn Söder und Herrn Seehofer, jeweils CSU (nämlich in seiner Artikelserie „Lord Palmerston“ in der „New York Daily Tribune“):

„Ist er auch als Staatsmann nicht jeder Aufgabe gewachsen, so doch als Schauspieler jeder Rolle. Das komische wie das heroische Fach, das Pathos und der familiäre Ton, die Tragödie wie die Farce liegen ihm gleich gut; die letztere mag seinem Gefühl allerdings besser entsprechen. (...) Er besitzt große Erfahrung, feinsten Takt, nie versagende Présence d'esprit, vornehme Schmiegsamkeit und ist der genaueste Kenner aller parlamentarischen Tricks, Intrigen, Parteien und Männer, so dass er die schwierigsten Fälle auf höchst elegante Art mit angenehmer Nonchalance zu behandeln versteht, indem er dabei auf die Vorurteile und die Empfänglichkeit seines Publikums spekuliert.

Seine zynische Frechheit schützt ihn vor jeder Überrumplung, seine selbstsüchtige Geschicklichkeit vor jedem Selbstverrat, seine große Frivolität, seine vollkommene Gleichgültigkeit, seine aristokratische Geringschätzung vor der Gefahr, jemals heftig zu werden. (...) Wenn er einen Gegenstand nicht beherrscht, so versteht er doch, mit ihm zu spielen. Und wenn ihm allgemeine Gesichtspunkte fehlen, so besitzt er dafür die nie versagende Fertigkeit, ein ganzes Gewebe aus eleganten Gemeinplätzen herzustellen.

Er ist nicht der Mann für großangelegte Pläne, weitschauende Entwürfe, er verfolgt keine großen Ziele, sondern verwickelt sich nur in Schwierigkeiten, um sich effektvoll wieder aus ihnen herauswinden zu können. Er braucht Komplikationen, um nicht untätig zu sein, und findet er sie nicht vor, so schafft er sie sich künstlich. Er schwelgt in Scheinkonflikten, in Scheinkämpfen mit Scheingegnern, in diplomatischen Notenwechseln, (...) bis sich endlich das ganze Getriebe in heftige Parlamentsdebatten auflöst, die ihm einen Eintagsruhm einbringen, der für ihn das ständige und einzige Ziel seiner Bestrebungen bildet.“

02.10.2018

Dynamo Dresden - finden Sie den Fehler!

Finden Sie den Fehler in der Unter-Überschrift der „Jungle World“:

„Seit dem 18- September heißt die Spielstätte von Dynamo Dresden wieder Rudolf-Harbig-Stadion. Die Mehrheit der Fans wollte es so, obwohl Harbig Mitglied von NSDAP und SA gewesen war.“

Genau, dieser Satz ist zweifelsohne wishful thinking – es muß „weil“ heißen, nicht „obwohl“...

29.09.2018

Wie viele Kuratoren werden fürs schnarchnasige Einheitskonzert benötigt?

Kennen Sie den? Wie viele Ostfriesen benötigt man, um eine Glühbirne in eine Deckenlampe einzusetzen? Genau.

Aber wie viele (übrigens ausschließlich männliche) Kuratoren benötigt die Senats-eigene Kulturprojekte Berlin GmbH für das Buchen eines an bräsiger Schnarchnasigkeit nur schwerlich zu unterbietenden Konzerts zum Tag der Deutschen Einheit „#1heit“ vor dem Brandenburger Tor mit Nena, Samy Deluxe, Patrice, Philipp Poisel, Namika u.a.?

Es sind, wie bei den Ostfriesen: ganze drei.

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