16.06.2014

Bonnie 'Prince' Billy und Telefone

„Manche Leute
haben Musik in ihren Telefonen. Ich finde das nicht richtig. Ich bin der
Meinung, daß Musik nicht am selben Ort aufbewahrt werden sollte, an dem
Adressen und Telefonnummern gespeichert sind. Das ist falsch. Der Kontext ist
total beschissen.“Bonnie ‚Prince’ Billy (in Musikexpress 6/2014)

16.06.2014

China: Krankfeiern für Fußball

 Im fußballbegeisterten China, wo die Spiele der WM um 0.00 Uhr, 3.00 Uhr und
6.00 Uhr örtlicher Zeit übertragen werden, verkaufen einige Online-Stores laut „New Culture Daily“ offizielle Atteste von Krankenhausärzten,
„sick leave certificates“, für zwischen 10 und 300 Yuan, also 1,15 bis 35,60
Euro...

16.06.2014

Fußball

„...der Fußball
hat sich verändert. 1950 gab es die Fifa praktisch nicht, heute ist sie ein
internationales Unternehmen. Die Armen werden ausgeschlossen. Diese Ausbeutung
des Fußballs wollen die Leute nicht.“(der brasilianische Anthropologe Roberto Damatta im Interview mit der
„FAS“)

16.06.2014

GEMA Richard Strauss

Die GEMA gratuliert Richard Strauss zu seinem gestrigen 150. Geburtstag
und feiert ihn als einen „der
bedeutendsten Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts“; außerdem
werde  „Richard Strauss als einer der Gründungsväter der GEMA bezeichnet“,
sagt GEMA-Vorstandsvorsitzender Harald Heker laut „Musikwoche“, und
entsprechend will die GEMA im September eine Festveranstaltung in der Berliner
Philharmonie „begehen“, denn: Richard Strauss habe „Anfang 19093 die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer gegründet (...)
Aus dieser Organisation entstand am 1.Juli 1903 als Verwertungsgesellschaft die
Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht (AFMA), eine Vorläufergesellschaft
der GEMA“, so GEMA-Chef Heker weiter.Ein schönes Stück Geschichtsklitterung, auf mehreren Ebenen. Denn ganz
so einfach, wie GEMA-Heker das darstellt, war es nicht. Es gab ja bis 1930
mehrere konkurrierende Verwertungsgesellschaften, und es war erst der
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, der 1933
die Umwandlung der miteinander kooperierenden Verwertungsgesellschaften in ein
staatlich sanktioniertes und kontrolliertes Musikverwertungsmonopol, die
STAGMA, vornahm. Die von Goebbels und seiner NSDAP verfügte monopolistische
Ausschließlichkeit der Wahrnehmung der Musikverwertungsrechte (und nicht etwa
die 1903 von Richard Strauss mitgegründete Genossenschaft) sind bis heute die
Rechtsgrundlage der STAGMA-Nachfolgeorganisation GEMA.In Zeiten, wo selbst große Konzerne wie Volkswagen oder Audi von
unabhängigen Historikern ihre Firmengeschichte während des Nationalsozialismus
erforschen lassen, sollte es doch eigentlich der Anstand gebieten, daß die GEMA
nicht zu derartigen Geschichtsklitterungen greift.Doch die Angelegenheit ist ja noch pikanter: denn nicht nur die GEMA
fußt auf den Gesetzen von Goebbels und der NSDAP, nein, der Komponist Richard
Strauss war ein hochrangiger Nazi-Funktionär. Der „entschiedene Antidemokrat“ („FAZ“) wurde 1935 von den Nazis zum
Präsidenten der Reichsmusikkammer ernannt. Richard Strauss war ein Komponist,
der mit den Nazis intensiv paktiert hat, als „Reichsmusikdirektor“ eine
wichtige Rolle im NS-Staat innehatte. Strauss profitierte auch entschieden vom
NS-Regime, nicht zuletzt durch seine Gefälligkeitskompositionen für die Nazis,
etwa die „Olympische Hymne“ (die von der NS-Presse als eine „glückliche Synthese zwischen Kunst und
Volkstümlichkeit“ bejubelt wurde) oder Vertonungen „nationaler“ Texte von
Weinheber und eine „Japanische Festmusik“, die Strauss 1941 zur 2600-Jahr-Feier
des mit dem Deutschen Reich verbündeten Kaiserreichs Japan komponierte. Zu
seinem 80.Geburtstag machten zwei SS-Offiziere ihre Aufwartung und brachten –
im fünften Kriegsjahr! – zwei Kisten Sekt mit den besten Wünschen vom
polnischen „Generalgouverneur“ Frank aus Krakau. Man kann das alles in Fred K.
Priebergs vorzüglichem Buch „Musik im NS-Staat“ nachlesen, aber wahrscheinlich
ist das gerade vergriffen...

Machten zu Richard Straussens 80.Geburtstag also SS-Offiziere und
Nazifunktionäre dem Jubilar ihre Aufwartung, so ists zu seinem 150. die GEMA.
So fügt sich eben immer eines zum anderen, und es wächst zusammen, was
zusammengehört.

In einem anderen Punkt passen Richard Strauss und GEMA allerdings wirklich
vorzüglich zusammen: es geht beiden um Musik, die möglichst vielen gefallen
soll und möglichst großen Profit abwirft. Eleonore Büning beschreibt das in der
„FAZ“: „Er hat nicht das Rad noch einmal
neu erfinden oder dem Fortschritt der Menschheit dienen wollen, wie sein
Antipode Schönberg und andere es vorhatten. Strauss war von dem bescheidenen Ehrgeiz
beseelt, gute Musik zu schreiben, die ihm selbst gefallen sollte und möglichst
vielen anderen auch. Und damit Erfolg zu haben. Und gut zu leben davon. Man muß
sagen, das alles ist ihm weitgehend geglückt.“(P.S.: Wie man im Feuilleton-Leitartikel in der „Berliner Zeitung“ einen
großen Text über Richard Strauss veröffentlichen kann, ohne auch nur ein
Sterbenswörtchen über seine Rolle im NS-Staat zu verlieren, ist ein Rätsel und
deprimierend.)

16.06.2014

GEMA-Precht

Und wen hatte sich
die GEMA zu ihrer alljährlichen Versammlung im Mai als Festredner eingeladen?
Der Philosoph Richard David Precht wars. Und der tat, was von ihm erwartet
wurde, und referierte zur „Wertschätzung
künstlerischen Schaffens“ und forderte, wie auf Telepolis zu lesen war, „mehr Respekt vor geistigem Eigentum und der
Arbeit von Komponisten und Textdichtern“. Den Wert der künstlerischen
Arbeit sieht Precht aus zwei Richtungen bedroht, nämlich zum einen durch „Raubkopieren" und illegale
Vervielfältigung in der digitalen Welt und zum anderen durch eine starke
Desensibilisierung innerhalb der Welt der Distributoren, also der Verlage,
Labels usw., die fast ausschließlich daran interessiert seien, Umsatz zu
machen. Bezeichnend dafür sei der Begriff des "Contents", der
jegliche Qualität und allen Wert künstlerischer Arbeit nivelliere.Kann man von einem
Fernsehstar und Philosophen erwarten, daß er präzise denkt und formuliert? Ich
würde sagen: schon. Der von Precht gewählte Begriff „Raubkopie“, Sie könnens in
meinem Buch „Das Geschäft mit der Musik“ ausführlich nachlesen, macht
jedenfalls juristisch und inhaltlich keinerlei Sinn, geraubt werden kann
bekanntlich nur eine fremde bewegliche Sache, ansonsten ist das Wort eben ein
propagandistischer Kampfbegriff. Aber wer sich als Festredner für den Richard Strauss-Fanklub
GEMA hergibt, von dem kann man eben auch sonst nicht allzu viel erwarten...

16.06.2014

Sleaford Mods

Ich habe leider die Konzerte der Sleaford Mods nicht erleben können, in
China haben sie nicht gespielt – aber nach allem, was mir vertrauenswürdige
Personen erzählt haben, müssen es großartige Abende gewesen sein. Wie die
Sleaford Mods ja überhaupt eine tolle Band sind; Jens Balzer beschreibt es in
der „Berliner Zeitung“ so:

„...die Sleaford
Mods sind die tollste Band, die man in diesem Frühjahr entdecken kann;
jedenfalls solange man der Ansicht ist, dass in der sogenannten populären Musik
zur Zeit ansonsten zu viel gute Laune vorherrscht und zu viel Einverstandensein
mit der Welt, und wenn man daraus sowie aus der Gesamtsituation der Welt die
Schlussfolgerung zieht, dass jeder, der in musikalischer Form schlechte Laune
zu verbreiten versteht, nur ein hochwillkommener Gast sein kann. Und die
Sleaford Mods verbreiten wirklich verdammt schlechte Laune. Sie können
niemanden leiden, und sie legen keinen Wert darauf, dass irgendjemand sie
leiden kann. (...) Sie hassen die Politiker, die Leute wie sie zu depravierten
Mini-Job-Existenzen verdammen. Sie hassen London und die bärtigen Hipster, die
sich da herumtreiben („visionless cunts“); sie hassen die enthirnte Generation
der Smartphone-Junkies und Social-Media-Nutzer: „All you zombies / tweet tweet
tweet“.“

Die Konzerte der Band müssen „Ereignisse“ (so die Leute vom Palace in
St. Gallen) gewesen sein. Doch gemach – was ist denn genau das Besondere an
dieser Band? Die Musik wird es eher nicht sein – sie ist gut und hart und
zornig, aber so etwas kennen wir in ähnlicher Qualität seit ein paar
Jahrzehnten, nichts davon ist neu oder innovativ. Die Texte? Die sind eindeutig
und wütend, aber auch das kennt man von guten (amerikanischen) Hip-Hopern oder
Punkrockern seit Jahrzehnten. Was also ist es genau, was die Faszination der
Sleaford Mods ausmacht, was zieht einen in die Alben und läßt die Konzerte zu
Ereignissen werden? Ich glaube, wir werden hier ohne den Begriff HALTUNG nicht
auskommen. In einer Zeit, in der die meisten Bands sich in einer
Biedermeier-Gefälligkeit suhlen, fällt eine Band auf, wenn sie keine
Kompromisse macht, wenn sie eindeutig ist, wenn sie die Verhältnisse radikal
kritisiert und statt Einverstandenseins mit der Welt derselben ein wütendes,
rotziges, tief empfundenes „nicht mit uns“ entgegenschleudert. Und dafür eine
musikalische Sprache findet, der es an Eindeutigkeit und Wut ebenfalls nicht
fehlt. Widerständige Musik, Musik, die beunruhigt, statt einzulullen, Musik,
die Veränderung will und der bewußt ist, daß Veränderungen nur nach langen,
zähen Kämpfen errungen werden können. Musik zum Widerstand gegen die Welt. Mehr
davon!

16.06.2014

Cro Axe-Friedenskämpfer

Der Gegenentwurf zu den Sleaford Mods ist gewissermaßen der biedere schwäbische
Panda-Rapper. Man weiß ja immer nicht, an welchen Markenartikler Cro sich
gerade verkauft hat, ob an McDonalds, Red Bull oder Axe. Am 14.April erreichte
mich jedenfalls eine  Rundmail mit dem
ungewollt doppeldeutigen Titel „Liegen
bleiben für den Frieden mit Cro“:

„AXE PEACE ruft
zur Teilnahme am Bed-In auf // Hip-Hop-Star Cro setzt ein Zeichen für ein
friedvolles Miteinander. Kuscheln für den Weltfrieden konnte nicht nur die
Hippie-Generation: Jetzt interpretiert die Unilever-Marke AXE das Bed-In als
populär gewordenes Friedenssymbol neu und transportiert es in die mediale Welt
der Gegenwart. Um ein starkes Zeichen für den Frieden zu setzen, ruft der
Marktführer im Bereich Männerdeos gemeinsam mit Hip-Hop-Star Cro, der Social-Media-Grösse
Gronkh und Sarazar (...) dazu auf, sich am AXE PEACE Bed-In am 4.Mai 2014 zu
beteiligen. (...) Über AXE.ch kann  jeder
mitmachen, der einfach im Bett liegen bleibt und dies mit einem Foto und
#liegenbleiben in den sozialen Netzwerken dokumentiert. So bekommen die individuellen
Friedensbekundungen einen virtuellen Rahmen und das Engagement für die
Bed-In-Aktion wird deutlich.“

Eines muß man den ekelhaften Werbefritzen lassen – sowas hätte man sich
nicht ausdenken können.... Wollen wir wetten, daß jede Menge Deppen mitgetan
haben bei der ach so individuellen Friedensbekundung a la AXE? Liegenbleiben
für AXE PEACE?Und natürlich signifikant, daß sich Typen wie Cro mit ihrer
Pandabären-Maske selbst das, was sie für eine politische Aktion halten, noch von
Markenartiklern bezahlen lassen...Sleaford Mods, könnt ihr all dieser dumpfen Penner bitte mal eben
wegpusten mit eurer tollen, wütenden Musik? Danke!

16.06.2014

Cro Mamisöhnchen

Der Panda-Rapper mit Bausparvertrag und „mit Maß und Ziel“ rechtfertigt
sich bei „Focus“ dafür, noch bei seiner Mama zu leben: „Es ist nicht so, dass
ich zu Hause wohne, um im ‚Hotel Mama’ angenehm versorgt zu werden“, denn:
er finanziere schließlich das Haus, kaufe seiner Mutter ein Auto, bezahle
Waschmaschine und Spülmaschine...

Und auf „SPON“ ergänzt der Panda-Rapper:„Ich bin
wirklich gerne in Stuttgart. Da ist alles zentral, alle Klubs, alle Menschen
sind in einer Straße, man kennt sich, es ist nicht so anonym. (...) Man muss
immer manchmal abgecheckt und erwachsen sein. Verträge, Krankenversicherung,
Bausparvertrag - da geht es nicht anders. Aber das macht mich nicht zum
Erwachsenen. Ich fühle mich immer noch wie ein Kind. (...) Ich bin eine ganz
normale, gesunde Mischung aus Macho und Frauenversteher. Wie meine Mutti immer
sagt: alles mit Maß und Ziel. (...) Wenn ich den Schutzschild Maske nicht
hätte, brauchte ich den Schutzschild des Arschlochseins. So bin ich aber nicht,
ich bin nett. Und ich will nicht durch die Gegend laufen und mich verstecken
müssen.“

16.06.2014

Waldbühne Berlin II

Nachtrag zu einem Beitrag unten:

Das Berliner Landgericht hat jetzt den Berliner Senat gezwungen, den
Pachtvertrag für die Berliner Waldbühne öffentlich neu auszuschreiben. Eine
schallende Ohrfeige für den Berliner Senat, für Klaus Wowereit (SPD) und Frank
Henkel (CDU, der zuständige Innensenator) – die hohen Herren müssen sich also
vom Gericht zu etwas zwingen lassen, das für Politiker in einer Demokratie
eigentlich selbstverständlich sein sollte, nämlich: Transparenz!Und wenn dann statt der publikumsfeindlichen und größenwahnsinnigen
Liveindustrie-Giganten CTS Eventim und DEAG am Ende der smarte und kompetente
Zusammenschluß Berliner Konzertveranstalter den Zuschlag für die Waldbühne
erhält, umso besser!

16.06.2014

Ton Steine Scherben

„Züge rollen,
Dollars rollen, Maschinen laufen, Menschen schuften, Fabriken bauen, Maschinen
bauen, Motoren bauen, Kanonen bauen. Für wen?"(Ton Steine Scherben, 1971)

16.06.2014

Deutsches Team in Sicherheit

Wer sich in einem
Land wie Brasilien von der Bevölkerung und der Realität in eine von Hunderten
schwer bewachter Sicherheitsleute abgeschirmten, extra gebauten
Luxus-Ferienanlage abschotten läßt und selbst die 800 Meter vom Quartier zum
Trainingsplatz nur unter großer, schwer bewaffneter Eskorte in Kleinbussen
zurücklegt, hat es nicht verdient, Weltmeister zu werden...So aber posed Podolski: http://instagram.com/p/pHiH6RuJ4G/

16.06.2014

Tortoise & Die Sterne in China

A propos Staatspop: Im Mai hatten Tortoise ihre China-Premiere, zwei mit
jeweils knapp 1.000 Zuschauern ausverkaufte und begeisternde Konzerte in
Shanghai und Beijing – was für ein Fest war das zum Beispiel im schönen Yu Gong
Yi Shan Club mit all den größtenteils sehr jungen Fans!Anfang Juni traten im gleichen Club „Die Sterne“ auf – im Gegensatz zu
Tortoise, deren China-Konzerte auf dem sogenannten freien Markt von einem
engagierten chinesischen Tourveranstalter finanziert wurden, und die Fans
hatten wie allüberall Tickets gekauft, wurde der Auftritte der „Sterne“ vom
Goethe-Institut finanziert, und da man wohl Angst hatte, daß sich für die Band
niemand in China interessieren könnte, war der Eintritt frei. Und die Sterne
stellten einen Song namens „Universal Tellerwäscher“ (was haben wir gelacht!)
für den „landesweiten LipDub-Wettbewerb zur Verfügung“, wie das Goethe-Institut
stolz verlautbaren ließ.Jetzt sagen Sie selbst, und mal abgesehen von dem doch sehr großen
Qualitätsunterschied der beiden Bands – was gefällt Ihnen besser? Eine Band,
die von einem Tour- und von örtlichen Konzertveranstaltern in ein Land wie
China eingeladen wird, und für die viele Fans Eintritt bezahlen, weil sie die
Band unbedingt sehen wollen? Oder eine auf Staatskosten von einer staatlichen
Institution eingeflogene Band, die in Ermangelung von örtlichem Fan-Interesse
für umme spielt, um überhaupt ein Publikum in China zu finden?

16.06.2014

Prince, CTS & Tickets

Und nun sollte der große Künstler, der mal
Prince hieß, dann nicht mehr, und jetzt wieder, in die kleine Stadt namens
Berlin kommen. Genau sieben Tage vor dem geplanten Konzert im Tempodrom wurde
es angekündigt. Und die Ticketpreise, die der zum CTS Eventim-Konzern gehörende
Veranstalter Dirk Becker Entertainment aufrief, waren ziemlich sportlich: Man
ging mit zwei Preiskategorien an den Start, Kategorie A für 332,15 EUR,
Kategorie B für schlappe 297,65 EUR.Einen Tag später
kamen plötzlich günstigere Tickets in den Verkauf, Kategorie C und D kamen ins
Spiel, diese Tickets sollten "nur" noch 188,20 EUR kosten. Wer am Tag
vorher, weil er naturgemäß dachte, es gebe nur die zwei Kategorien A und B, für
300 Euro und mehr seine Tickets gekauft hatte, mußte sich vergackeiert
vorkommen. "Warum gibt es plötzlich billigere Preiskategorien?",
wollte der "Rolling Stone" vom Tourveranstalter wissen - er bekam
keine Antwort. Die Fans werden eben mitunter als Melkkuh betrachtet, nicht als
Menschen, die viel Geld für eine Konzertkarte ausgeben...Doch das Ende der
Geschichte ist noch nicht erreicht. Am 31.Mai, drei Tage vor dem geplanten
Konzert, greift der Veranstalter zu einer Verzweiflungstat, jetzt werden die
Ticketpreise erneut gesenkt, jetzt bietet man "zwei Tickets zum Preis von
einem" an, das günstigste Ticket kostet jetzt 94,10 EUR, also mehr als 200
Euro weniger als noch vor ein paar Tagen, zu Beginn des Vorverkaufs.Geholfen hat es
alles nüscht, am Abend vor dem Konzert (!) fand man auf der Homepage des Veranstalters
die lapidare Nachricht: "Prince.
Berliner Show im Tempodrom abgesagt. Das für Dienstag, 03. Juni 2014,
geplante Konzert mit Prince & 3RDEYEGIRL im Berliner Tempodrom muss aus
produktionsbedingten Gründen abgesagt werden."Aus
"produktionstechnischen Gründen"?!? Klar, so heißt es immer, und man
kann nur den Kopf über diese Publikumsverarsche schütteln, denn man wäre ja ein
extrem schlechter Tournee- und Konzertveranstalter, wenn man nicht im Rahmen
der Vertragsverhandlungen die "Produktionsbedingungen" ausführlich
begutachtet und als realistisch angesehen hätte. Das ist immer
Musikindustriesprech und bedeutet einfach: wir haben nicht genug Tickets
verkauft. Wir haben aber nicht den Mumm, das auch zuzugeben.In diesem Fall des
zum CTS Eventim-Konzern gehörenden Konzertveranstalters ist die ganze
Angelegenheit aber ein extremes Bubenstück. Irgendwie haben die
Konzertkonzerne, die ihr Geschäft offenbar einzig aus Profitgründen betreiben,
immer noch nichts kapiert. Extrem überteuerte Ticketpreise, mangelhafte
Kommunikation, die Fans ignoriert - schlimmer gehts nimmer. Schade, daß das
einen tollen Künstler wie Prince betrifft. Und dem Vernehmen nach hat CTS
Eventim zwar die Ticketpreise erstattet, aber EUR 12.-
"Bearbeitungsgebühr" einbehalten (siehe http://www.ticcats.de/blog).
Den Fans wird eben immer das Fell über die Ohren gezogen, und selbst mit
abgesagten Konzerten macht der deutsche Marktführer noch Profit...Kurzfristig wurde
übrigens bekannt, daß Prince am 4.Juni zwei Konzerte im Londoner Roundhouse
angesetzt hat, die Ticketpreise betrugen weniger als ein Drittel der
Berlin-Preise, zwischen 92 und 104 Euro - was ja wahrlich immer noch eine ganz
schöne Stange Geld ist! Die beiden Konzerte waren binnen weniger Minuten
ausverkauft...

16.06.2014

China Berichterstattung - Urumqi Terroranschlag

Natürlich läßt der Shitstorm der China-Berichterstattung in den
westlichen Medien nicht nach. Besonders ekelhaft konnte man das anhand der
Berichte über das Attentat islamistischer Terroristen in der Stadt Ürümqi
erleben – Terroristen hatten frühmorgens zwei Geländewagen auf einem
Straßenmarkt der Stadt im Nordwesten Chinas in die Menge gefahren, Sprengsätze
geworfen und eines der Fahrzeuge zur Explosion gebracht; der Markt wurde zu
dieser Zeit hauptsächlich von älteren Menschen besucht, 39 Menschen wurden von
den Terroristen ermordet.

Soweit die traurigen Fakten.

Und wie haben die
deutschen Medien reagiert? „Konflikt mit
den Uiguren wird immer brutaler“ titelte „Spiegel Online“, wo eine Ulrike
Putz, in Neu-Delhi stationiert, auf denselben haut: „Die harten Maßnahmen, mit denen Peking die Uiguren im Zaum zu halten
versucht, haben immer wieder Racheakte ausgelöst. Im Jahr 2009 waren bei
besonders schweren Ausschreitungen fast 200 Menschen getötet worden. (...)
Experten fürchten einen Teufelskreis der Gewalt, wenn die Staatsmacht jetzt mit
aller Macht zuschlägt. Damit ist leider zu rechnen: Erst am Mittwoch hatte ein
Gericht in Xinjiang 39 Uiguren wegen Terrorismus zu Haftstrafen von bis zu 15
Jahren verurteilt“, schreibt die Dame auf „SPON“. Man muß sich das vor
Augen führen – islamistische Terroristen ermorden 39 Marktbesucher, und einem
deutschen „Leitmedium“ fällt nur Verständnis für „Racheakte“ ein, mit denen die
armen Terroristen auf die „harten Maßnahmen“ der chinesischen Regierung zu
reagieren quasi gezwungen sind. Es schlagen nicht Terroristen zu, sondern „die
Staatsmacht mit aller Macht“. Ekelhaft. Man stelle sich einen derartigen
terroristischen Anschlag hierzulande oder in den USA oder in anderen westlichen
Staaten vor – ob man dann auch getitelt hätte, „Konflikt mit Al Qaida wird
immer brutaler“?

16.06.2014

Rüstungsexporte, Nordkorea

Eine Meldung auf „SPON“ am 31.5.2014: „Nordkorea verkauft weltweit Waffen an Tyrannen und Despoten.“ Wie
Merkels und Gabriels Deutschland also.

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