Und wie qualifiziert man sich zum Gewinn der „VIA Indieaxt“ des VUT, des Verbandes der unabhängigen deutschen Musikfirmen, für „besondere Verdienste für die unabhängige Musikbranche“?
Es geht so:
Nehmen wir an, Sie sind Religionspädagogin und sitzen für die Grünen im Europaparlament. Sie sind wegen homophober Äußerungen gegenüber einem CDU-Politiker unangenehm aufgefallen und müssen daher ihre Parteimitgliedschaft ruhen lassen. Aber so etwas stört den VUT nicht, die sind da nicht kleinlich.
Nun schreiben Sie in der „FAZ“ einen leidenschaftlichen Artikel zugunsten der Freiheit des Axel-Springer-Konzerns, zulasten der Journalist*innen und der Internet-Nutzer*innen möglichst große Profite machen zu können. In diesem Beitrag bezichtigen Sie die Gegner des EU-Urheberrechts eines „falschen Freiheitsbegriffs“. Denn Freiheit ist immer die Freiheit der Großkonzerne, so ungefähr haben Sie das von Rosa Luxemburg in Erinnerung.
Dann geben Sie der „taz“ ein Interview, aus dem deutlich wird, daß Sie vom Urheberrecht keine, aber auch wirklich gar keine Ahnung haben. Sie behaupten frank und frei, „daß rund die Hälfte der Europäer die Nachrichten des Tages bei Google News liest, also dort durch die Textanrisse scrollt, aber nicht auf die Links klickt. Dann ist doch klar, daß Anzeigenkunden eher bei Google werben, als auf Verlagsseiten.“ Unklar bleibt, ob Sie wissen, daß auf Google News gar keine Werbung geschaltet werden kann, oder ob Sie einfach lustige Fake News in die Welt setzen.
Damit der Eindruck der Ahnungslosigkeit vertieft wird, twittern Sie ein Foto Ihres FAZ-Gastbeitrags – denn daß so etwas illegal ist, falls das von Ihnen propagierte EU-Urheberrechtsgesetz Realität wird, weil Sie selbst als Autorin nicht die Leistungsschutzrechte an diesem Inhalt und Twitter wiederum diese Rechte nicht geklärt haben, das können Sie ja nicht wissen, Sie sind ja komplett ahnungslos.
Und schließlich stimmen Sie im EU-Parlament Hand in Hand mit der CDU, mit dem Front National-Nachfolger und einigen versprengten Abgeordneten von SPD und einigen anderen Alt-Grünen für die EU-Urheberrechtsreform.
Und schwupps, schon wird Ihnen in Anerkennung Ihrer nachweislichen Inkompetenz die „Indieaxt“ des VUT verliehen, Teil des „ersten und einzigen Kritikerpreis der unabhängigen Musikbranche“.
So einfach ist das.
Und was ist der Unterschied zwischen dem VUT, dem Lobbyverband der sogenannten unabhängigen Musikfirmen, und dem BVMI, dem Lobbyverband der deutschen Musikindustrie, also der Großkonzerne der Branche?
Es gibt natürlich keinen. Alle pfeifen sie munter das nämliche Liedchen.
Es ist nur profitabler und wirkungsvoller, getrennt zu marschieren, wenn man vereint siegen will.