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Blog Archiv - Jahr %1
07.06.2019

Jede Niederlage ein Sieg! Wie die Deutsche Grammophon mit Pippi Langstrumpf rechnet

Der „Klassik“-Tonträgermarkt liegt am Boden – aber die Plattenfirmen posaunen Erfolgsmeldungen. Zwar weist der Bundesverband Musikindustrie für das Klassik-Repertoiresegment für 2018 nur noch einen Umsatzanteil von gerade mal 2,5 Prozent aus. Das sind noch einmal 0,6 Prozentpunkte weniger als noch 2017; in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Marktanteil der Klassik mehr als halbiert.
Doch in diesem zumindest anspruchsvollen Marktumfeld hat die Deutsche Grammophon ihre Position offenbar festigen können: Der Marktanteil der Deutschen Grammophon sei im vergangenen Jahr, in dem das renommierte Klassik-Label seinen 120. Geburtstag feierte, weiter gewachsen, teilen die Klassikspezialisten aus dem Hause Universal Music mit.
„Nach den Jahrescharts 2018 lag er bei 29,3 Prozent und damit um 3,2 Prozentpunkte über dem Vorjahr", heißt es laut „Musikwoche“ aus Berlin mit Verweis auf Zahlen von GfK Entertainment. „Der Abstand zum nächstgrößeren Mitbewerber konnte auf elf Prozentpunkte ausgebaut werden."

Dummerweise sind 26,1% von 3,1% aber 0,8091%, während 29,3% von 2,5% nur 0,7325% sind – der Anteil der Deutsche Grammophon am gesamten deutschen Tonträger-Umsatz ist also binnen Jahresfrist um fast zehn Prozent gesunken. Aber es kann natürlich nicht sein, was nicht sein darf, also verbreitet man unverdrossen Erfolgsmeldungen:

Jede Niederlage ein Sieg!

Und Max Richter soll, wie von Insidern zu hören ist, für die Deutsche Grammophon bereits an einer Re-Composed-Version des Pippi-Langstrumpf-Lieds arbeiten: „2 mal 3 macht 4 – widdewiddewitt – und 3 macht Neune! Ich mach mir die Welt – widdewidde – wie sie mir gefällt“...

07.06.2019

Klasse Satz: Pamela Anderson sagt...

„Der einzige Weg in die Freiheit führt über den gemeinsamen Kampf der Unprivilegierten.“
(Pamela Anderson)

07.06.2019

Ätherisch-barockes Klanggemälde

Seit über zwei Wochen frage ich mich nun, was ein „ätherisch-barockes Klanggemälde“ sein soll, mit dem der Popredakteur der „taz“ das neue Album „Blood“ von Kelsey Lu unter der sehr einfühlsamen Überschrift „Ruderschnecke im Ozean“ besprochen hat.
„Ätherisch“ verstehe ich, „barock“ auch, aber was das eine mit dem anderen zu tun haben soll, und dann noch mit Kelsey Lu, bleibt ein Rätsel. Wer kann lösen?

07.06.2019

Twitter, Facebook, Heiko Maas & andere Zensurmaschinen

Twitter und Facebook sind auch Zensurmaschinen, das ist nichts Neues. Twitter-Chef Jack Dorsey erklärte letzten Herbst bei einer Anhörung des US-Kongresses, Twitter lasse sich in seinen Entscheidungen „nicht von politischen Ideologien" leiten, sondern teile die Sorgen der Politiker angesichts „bösartiger ausländischer Anstrengungen, die Menschen in den USA und überall in der Welt zu manipulieren und zu entzweien". Weswegen es dem russischen Sender RT nun verboten sei, auf Twitter bezahlte Werbung zu schalten.

So ist das alles.

In den letzten Wochen wurden etliche Fälle bekannt, daß Twitter, das mehrheitlich im Besitz einiger der größten Hedgefonds wie der Vanguard Group, Mogan Stanley und Blackrock ist (die auch in meinem neuen Buch „Vom Imperiengeschäft“ eine nennenswerte Rolle spielen), die Nutzerkonten von kritischen Journalist*innen und Blogger*innen gesperrt hat. Die Reihe reicht vom renommierten Rechtsanwalt Thomas Stadler, der auch einen Blog „Internet-Law“ betreibt und sich auf Twitter ironisch zur AfD geäußert hat, bis hin zur Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), die sich in einem Tweet zu Mohammed geäußert hatte.

Verstärkt werden derartige Zensurmaßnahmen der sogenannten sozialen Netzwerke durch den Druck aus der Politik, wonach Twitter, Facebook & Co. durch „gezielte Desinformation“ Wahlen manipulieren könnten. Das war ja auch ein Grund für die Verschärfung des EU-Urheberrechts.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) kommentierte nun voll schwülstiger Betroffenheit:
„Dass der Twitter-Account von Sawsan Chebli gesperrt ist, ist mit nichts zu rechtfertigen. Angesichts der vielen geduldeten rassistischen Hass-Tweets irritiert die Entscheidung umso mehr.“
Meint Heiko Maas (SPD), der Befürworter des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes...

07.06.2019

Die zehn größten europäischen Luftverschmutzer

Die zehn größten europäischen Luftverschmutzer (laut Sandbag.org):

Sieben der zehn größten europäischen Luftverschmutzer sind deutsche Kohlekraftwerke (die Statistik hat sich 2018 nur in einem Punkt geändert: auf Platz 10 befindet sich jetzt Ryan Air).
Es bringt ganz sicher nichts, wenn Deutschland einseitig aus der Kohle aussteigt, solange all die anderen noch... klar.

07.06.2019

Armutsbekämpfung hie & da...

Übrigens: Die EU hat einen 10-Jahresplan zur Armutsbekämpfung. In den letzten zehn Jahren verblieb die Armutsquote in der EU laut Eurostat bei 16,9%.

China hat 5-Jahrespläne zur Armutsbekämpfung. In den letzten fünf Jahren sank die Armutsquote in China von 10,2 auf 3,1 Prozent.

Wollte ich nur mal so gesagt haben.

07.06.2019

Chinesen und deutsche Würstchen

Allerdings: Wozu das führt, wenn die Chines*innen plötzlich nicht mehr arm sind, erklärt uns die Blödzeitung, nämlich: China frißt uns die Grillwürstchen weg!

Und ich weiß sogar noch mehr als die Blödzeitung: 2017 nämlich erlebte ich in Guiyang, wie der amerikanische (!) Fastfoodkonzern McDonalds den Chinesen deutsche Würstchen ans Herz legt, als Beilage zu Whopper und Buns:

Da wundert es einen doch nicht, daß die deutschen Würstchen alle in China landen.
Also schnell raus und den Grill anwerfen, solange „wir“ noch genug Würstchen haben!

01.05.2019

Zombie-Musik: Live Nation präsentert Roy Orbison & Buddy Holly!

Zombie-Musik Teil 2:
Live Nation ist wirklich ein toller Konzern – jetzt lassen sie Musiker, die nach meiner Erinnerung und laut Wikipedia angeblich längst verstorben sind, auferstehen und bringen sie sogar auf Tour:
Ein Konzert von „Roy Orbison & Buddy Holly“ wird mir im Rahmen der „Live Nation Concert Week“ mit „50% Rabatt auf Spitzenevents“ angeboten.

Aber ach, es war nur ein kurzer Traum: Klicke ich auf das „Event“, erfahre ich: „Die Musiklegenden kommen als Hologramme nach Essen!“ Als Hologramm!

Na, da werde ich dann doch nicht hinfahren. Live Nation kann höchstens damit rechnen, daß ich als Hologramm nach Essen komme, und die Währung beim Bezahlen des Tickets wird ebenfalls nur ein Hologramm sein. Ätsch! Alles Fake...

01.05.2019

Dürresommer und die unbändige Lust der deutschen Medien an klickbarem Horror

Wenn man Medien wie Bild, FAZ und “Tagesschau” diese Woche verfolgt hat, steht uns ein weiterer Dürre-Sommer wie im vergangenen Jahr bevor … müssen wir jetzt alle Angst haben?
Nein, alle diese Meldungen sind frei erfunden.

Die genannten Medien berufen sich auf den Deutschen Wetterdienst – ist der denn nicht seriös?
Das ist eine Lüge. Der Deutsche Wetterdienst hat nie behauptet, dass es einen Dürresommer gäbe. Er schrieb nur, dass es einen geben könnte, wenn es nicht regnet, was nicht weiter überrascht. Daraus hat dpa dann einfach mal zugedichtet, dass der DWD vor einem Dürresommer warne. Das wurde dann kurz darauf korrigiert, aber die unbändige Lust der deutschen Medien an klickbarem Horror lässt sich durch eine solche Korrektur nicht mehr aufhalten.

(...)

Mir fallen nur Sachen ein, die ich nicht denken möchte. Es ist eine neue Dimension, dass fast alle Medien gleichzeitig über lange Zeit eine Lüge verbreiten, die durch diese kollektive Verbreitung bei den Medienkonsumenten nicht mehr als Lüge wahrnehmbar wird. Wenn Bild, FAZ und Fernsehen dieselbe frei erfundene Räubergeschichte verbreiten, wird es schwer, diese zu erkennen. Es ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Lügenpresse schreien.

(...)

Für mich persönlich ist der Mittwoch dieser Woche ein Dammbruch. Eine frei erfundene Meldung, recht eigentlich eine Lüge, ist trotz dpa-Korrektur, trotz Hinweise unzähliger Menschen wider besseres Wissen über mehr als 24 Stunden aufrechterhalten und weiterverbreitet worden. Es hat auch heute nicht aufgehört. Ich bin bemüht, nicht verschwörungstheoretisch zu werden, aber es fällt schwerer als auch schon.

(Jörg Kachelmann im Interview bei MEEDIA, 26.4.2019)

15.04.2019

Rammstein-Merch für Küche Haushalt und Heim

Hallo Rammstein!
Ich war neulich auf eurer Merchandise-Seite, und ehrlich gesagt, ich bin ein wenig enttäuscht. Da verkauft ihr Bettwäsche „Keine Lust“ (60 Euro), Geschirrtücher „Messer & Gabel“ (7 Euro), ein Quizspiel, Plätzchenausstecher, einen Brotkorb, eine Garderobenleiste (45 Euro), einen Zollstock (10 Euro), einen Flaschenöffner (14 Euro), eine Strickdecke (100 Euro), Seife, Fußmatten, Geschenkpapier, Toaster (80 Euro), Frühstücksbrett und Teppiche für 110 beziehungsweise 250 Euro.
Also lauter Utensilien für den Haushalt, für Heim, Handwerker und die Küche. Sollte eure pseudoprovokante Tour doch nur ein kleines Bäuerchen des heimlichen Spießers darstellen? Der, wenn er zuhause in seiner bürgerlichen Wohnung rumsitzt und sich langweilt, eben „Heirate mich“ laut aufdreht, während er Plätzchen bäckt?
Da hatte ich doch etwas mehr erwartet. Andrerseits, wenn der Rammstein-Fan die Spießerhölle des Rammstein-Merch nicht mehr sehen will, kann er immerhin zu einer „Rammstein Schlafmaske“ für 15 Euro greifen...

15.04.2019

Joss Stone will die totale Tour

Joss Stone ist auf einer „Total World Tour“ – ihr Ziel: „Wollt ihr die totale Tour?“
Und so hat die britische Musikerin jetzt nach Konzerten im Irak oder in Syrien auch in Nordkorea gespielt, in einer Bar in Pjöngjang. Nordkorea ist gerade mächtig in unter Popleuten, auch Laibach waren bekanntlich schon da. Auf dem Foto von dem „Konzert“ sieht man allerdings ausschließlich ein paar Handvoll Westler etwas gelangweilt an zwei Tischen herumsitzen und dahinter eine weitere Handvoll Westler rumstehen. Stone hat laut „IQ Magazine“ vor „Touristen und Reiseführern“ gespielt und nach dem „Konzert“ noch den britischen Botschafter getroffen. Wahrscheinlich war das „Konzert“ (eine Band war nirgends zu sehen) ein Fake, wie die ganze Tour, und Joss Stone wird einfach von einer britischen Botschaft zur nächsten herumgereicht.
Laut IQ Magazine ist die „Total“ Tour der Künstlerin ein „musikalisches und soziales Projekt, dessen Ziel es ist, Menschen zusammenzubringen.“ Ah ja. Und dafür muß sie nach Pjöngjang reisen? Paar Briten hätte sie doch auch bequem in ihrem Heimatland „zusammenbringen“ können...

15.04.2019

Max Goldt und der Rundfunk der DDR

„Ich bin Gott sei Dank nicht nur mit Pop, sondern mit allem möglichen sozialisiert worden. Angenehmerweise hatte ich mit 20 ein Radio, mit dem ich den Rundfunk der DDR empfangen konnte. Da gab es Pierrot Lunaire von Schönberg und Le Marteau sans maître von Boulez. Und dann gab es in Westberlin damals diese krachige Szene um Frieder Butzmann und Blixa Bargeld, das war anregend, für eine Weile. Afrikanische Musik gab's auf Schallplatten, und und und.“
(Max Goldt im Interview mit „Der Standard“)

01.04.2019

Souled American und "Unpop-Musik"

Sehr gefreut habe ich mich beim Durchblättern der aktuellen Ausgabe des „Rolling Stone“. In einer großen Titelgeschichte (auf dem Cover: Johnny Cash, passend zu seiner aktuellen Tournee sozusagen) geht es um die „50 besten Country-Alben“, und das Genre versteht das Magazin erfreulich offen, also eher „Americana“ als „Country“. Verschiedene Autor*innen haben jeweils fünf Alben ausgewählt.
Ich bin sowieso immer gerührt, wenn ich Townes Van Zandt erwähnt sehe, aber bei Arne Willanders Auswahl lese ich neben den Palace Brothers („There Is No-One What Will Take Care Of You“, was war das für ein großes Album, und wie lange darf ich nun schon mit Bonnie ‚Prince’ Billy zusammenarbeiten...), Ween und Elvis Presley: Souled American!
Souled American’s „Sonny“ hält Willander also für eines der besten „Country“-Alben.

Souled American? Kennt die noch jemand?
Ich habe deren (bisher?) letzte Europatournee veranstaltet, es ist ewig her, solange, daß wir damals noch nicht mal mit Excel-Tourneefiles gearbeitet haben, es muß also in den späten Neunziger Jahren gewesen sein. Die Tournee war, geschäftlich gesehen, ein Flop – ich sollte für derartige Tourneen, für derartige Musik vielleicht den Begriff „Unpop“-Musik einführen. Unpop im Sinne von „unpopulär“ – denn unpopuläre Konzerte und Tourneen gab und gibt es sonder Zahl. Bei Souled American kamen, wenn ich das recht erinnere, zwischen 20 und 50 Fans pro Abend. Ähnlich wenige waren es damals bei Smog oder bei Southern Culture On The Skids, und bei den Czars, der Band eines gewissen John Grant, waren es eher noch weniger damals in den Neunzigern. Bei der ersten Tournee von Lambchop haben wir in Berlin 65 Karten verkauft, bei ihrer zweiten Berlin-Show waren es 80. Ein Flop, geschäftlich gesehen. Unpop-Musik (die im Fall eines John Grant und von Lambchop erfreulicherweise dann doch noch um einiges populärer wurde)
Aber musikalisch waren all diese Tourneen: eine Offenbarung!
Souled American hatten ewig geprobt (und wer sich ein wenig mit dieser Band, die nun schon seit mehr als 20 Jahren ein neues Album ankündigt, beschäftigt hat, weiß, daß „ewig“ in diesem Fall tatsächlich „ewig“ heißt). Bei einem Treffen in Chicago hatte ich Chris Grigoroff und Joe Adducci erzählt, daß ihre Version von „Rock That Cradle Lucy“ einer meiner Lieblingstracks auf dem „Sonny“-Album sei, und Chris meinte, „auweiah, der Song ist schwer zu spielen, da müssen wir ganz schön proben, um den live hinzubekommen“, aber sie spielten mir zuliebe auf der Tour den Song (jedenfalls bei jedem Konzert, das ich besuchte), und sprachen mich nach dem Konzert jedesmal stolz grinsend darauf an, „haste gehört“...

Souled American waren auf Tour ein echter Kindergarten – und zwar nicht in dem Sinn, den Tourmanager gern und nicht ganz zu Unrecht verwenden, wenn sie von Bands on tour reden, also „Kindergarten“, der nur schwer einzuhegen ist usw. Nein, sie waren ein Kindergarten, weil sie sich für ihre Musik begeisterten wie kleine Kinder, die diese Musik zum ersten Mal erleben – nach jeder Show erzählten sie sich stundenlang, was ihnen an ihrer Musik und ihren Versionen aufgefallen war – „haste gemerkt, wie ich das und das heute gespielt habe?“, so in der Art. Sie waren begeisterte und leidenschaftliche Musiker, und ihre Konzerte waren das pure Glück (und glücklich dürften auch alle Dope-Händler entlang ihrer Route geworden sein...), und das galt für das endlose Stimmen ihrer Instrumente ganz genauso wie für die Stücke selbst (und mitunter war das sowieso nicht genau auseinanderzuhalten).
Willander schreibt über Souled American: „Diese drei Amerikaner machten sich einen kleinen Namen damit, daß sie die verschlurftesten Langschläfer-Counrty-Oden spielten. (...) Sie entschleunigten Trauerlieder noch spektakulärer als bald Uncle Tupelo und Lambchop.“

Was ist Popmusik? Zählt Popularität, wie der Begriff uns suggerieren möchte? Die Menge kann nicht irren? Oder zählt nicht vielmehr das Glück, das diese Musik uns in ihren besten Momenten verschaffen kann? Und dieser Zauber ist letztlich unabhängig von der Zahl der Menschen, mit denen man ihn teilen kann (mal abgesehen davon, daß man sich als Konzert- oder Tourneeveranstalter ein wenig besser fühlt, wenn man bei einem Konzert nicht allzu viel Geld verliert).
Ich kenne die Hälfte der zehn Menschen, die vor gut zwanzig Jahren beim Auftritt des Boxhead Ensemble (u.a. mit Doug McCombs, Jim White...) in Berlin mit dem Stummfilm „Dutch Harbour“ im Konzert saßen, persönlich – das war finanziell gesehen ein ziemlicher Reinfall, to say the least. Aber der Berliner Konzertveranstalter erzählt mir heute noch mit großen Augen und voller Begeisterung von dem magischen Abend...

Manchmal ist eben es die Unpop-Musik, die uns wirklich bewegt.

Und in diesem Sinne sind Souled American eine der wunderbarsten Bands überhaupt, und ihr Album „Sonny“ gehört völlig zu Recht in die Liste der 50 besten Country-Alben aller Zeiten.
Danke, Arne Willander!

01.04.2019

In welchem Land sitzen die meisten Musiker*innen im Gefängnis?

Wenn Sie gefragt werden würden, in welchem Land die meisten Musiker*innen wegen ihrer Musik im Gefängnis sitzen – welche Antwort würden Sie geben?
Wahrscheinlich nicht diese: Das Land, in dem die meisten Musiker*innen weltweit aus politischen Gründen im Knast sitzen, ist nämlich – Spanien! Nicht weniger als 14 Musiker*innen sitzen in Spanien im Gefängnis, mehr als in China, der Türkei und dem Iran zusammen!
Die 14 spanischen Musiker*innen – allesamt linke Rapper*innen – wanderten wegen der „Verherrlichung von Terrorismus“ ins Gefängnis, wie die Freemuse-Organisation laut „IQ Magazine“ mitteilte. Ihr Report „The State of Artistic Freedom 2019: Whose Narrative Count?“ analysiert 270 Verletzungen der künstlerischen Freiheit in 55 Ländern. Freemuse berichtet, daß 1.807 Musiker*innen von staatlichen Zensurmaßnahmen betroffen waren.

Derartige Zensurmaßnahmen kann man übrigens auch in Frankreich erleben: Dort wurde ein Auftritt von Aziza Brahim beim Pariser Festival „Arabofolies“ ohne Angabe von Gründen abgesagt; allerdings wurde eine Intervention der marokkanischen Regierung gegen den Auftritt bekannt. Angeblich soll Aziza Brahim, die in einem Sahrawi-Flüchtlingscamp in West-Sahara geboren wurde, Verbindungen zu der Rebellenorganisation Polisario haben.

Oder denken wir an Deutschland in der Nacht: Hierzulande werden immer wieder die Auftritte kurdischer Musikgruppen wie etwa der Grup Yorum verboten. Und die Bundesregierung hat sogar einen Musikverlag mit kurdischem Musikprogramm verboten, der unter anderem CDs von Sivan Perwer herausgegeben hat (siehe SWR2 hier). Das Reich der Freiheit...

01.04.2019

Independent journalism

Wollte dieser Tage ein Online-Abo von „Spex“ buchen.
Hat nicht geklappt.
Spex wollte mich zwingen, meinen Adblocker abzuschalten, anders war das Betrachten der Seite, aber auch der Abschluß eines Abos nicht machbar.
Müssen sie eben auf mein Abo verzichten.
Spex, a lost case...

Nun verstehe ich ja, daß Online-Medien von etwas leben müssen, und das kann oder muß mitunter auch Werbung sein. Allerdings: wenn jemand bereit ist, für ein Online-Abo zu bezahlen, sollte es sich doch von selbst verstehen, daß der- oder diejenige nicht zusätzlich noch mit Werbung überflutet werden möchte.
Andere Online-Plattformen machen vor, wie es geht: Der Perlentaucher beispielsweise, den man kostenlos betrachten kann, den ich aber so häufig verwende, daß ich selbstverständlich jedes Jahr einen freiwilligen Obolus entrichte.
Beispielgebend bleibt jedoch der englische „Guardian“, der im Netz komplett kostenlos und ohne Werbung betrieben wird. Die journalistische Qualität hat über eine Million „Supporter“ (inklusive yours truly) überzeugt, die den „Guardian“ regelmäßig finanziell unterstützen (man kann das auch „Abonnement“ nennen). Das Motto des „Guardian“ ist überzeugend:
“Independent journalism: Free for those who can’t afford it, supported by those who can.”
(und die ehemaligen Spex-Autor*innen kann man ja sowieso vornehmlich auf „Zeit Online“ oder in der „Süddeutschen“ weiterlesen, wenn einem danach zumute ist. Fair enough.)

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