Senatspopfestival, Subventionen, Transparenz...
Ach ja, und das Berliner Senatspop-Festival, die sogenannte „Pop-Kultur“?
Alles wie immer, nur schlimmer. Dieses Jahr haben sie für Konzerte von „Lieblingen der mittelständischen Musikpresse“ („Junge Welt“) etwa 1,2 Millionen Euro Subventionen verbraten. Bei etwa 10.000 Besucher*innen bedeutet das, daß jede Eintrittskarte mit 120 Euro subventioniert wurde (dazu kommt dann noch der Eintrittspreis). 120 Euro pro Ticket – ganz schön sportlich, fast so hoch wie die Subventionen von Opern und Klassikkonzerten... Und wofür? Für altbekannte Gesichter und Bands, die sowieso praktisch jedes Jahr in Berlin spielen, nur eben von freien Konzertveranstaltern ohne Subventionen finanziert. Und für das eine oder andere „Kommissions“-Konzert, denn man will ja unbedingt Pop als Hochkultur präsentieren, da muß alles kuratiert und nicht einfach so gebucht werden.
Und allüberall in der Kulturbrauerei sind wie jedes Jahr bei der von Berliner Spöttern längst „Pups-Kultur“ genannten Veranstaltung Sponsorenlogos angebracht, ganz wie bei jedem altbackenen Kommerzfestival. Und warum? Damit die „Happy Few“ aus Musikindustrie, Journalismus und Politik umsonst und abgetrennt vom normalen Pop-Völkchen kostenlos Bier und Aperol Spritz süffeln dürfen (denn: die Gesetze verbieten es Senats-Institutionen, Freigetränke auszuschenken). Als ob die Pop-Funktionäre nicht genug verdienen würden, um sich ihre Getränke selbst kaufen zu können.
Das ganze Konzept ist erbärmlich. Pop-Berlin darbt, die Proberäume und Mieten werden kontinuierlich teurer (auch wenn der Kultursenator die Proberäume des Pop-Hauses in letzter Sekunde retten konnte), die musische Bildung darbt, die Lehrer*innen an den Musikschulen werden prekär bezahlt – aber man wirft 1,2 Millionen Steuergelder raus für etwas, was die erfahrenen und geviewten freien Veranstalter*innen Berlins für ein Viertel des Geldes besser veranstalten könnten. Ein Trauerspiel, das sich nächstes Jahr mit der Gewißheit einer tibetanischen Gebetsmühle fortsetzen wird...
Interessant wäre übrigens auch hier eine Transparenz der Ausgaben. Wieviele Mittel werden für Gagen ausgegeben (wie zu hören war, sind die nämlich alles andere als üppig), wieviel für Werbung und Gehälter usw. Das ist doch das Mindeste, was man von einem üppigst mit Steuermitteln gepamperten Senatspop-Festival erwarten darf. Prost!