Klebrige Winter-Brause
Von Red Bull gibt’s im Winter die klebrige Brause mit dem Geschmack von Spekulatius-Kirsch.
Was uns alles noch gefehlt hat...
Von Red Bull gibt’s im Winter die klebrige Brause mit dem Geschmack von Spekulatius-Kirsch.
Was uns alles noch gefehlt hat...
„Im innersten Gehäuse des Humanismus, als dessen eigene Seele, tobt gefangen der Wüterich, der als Faschist die Welt zum Gefängnis macht.“
(Adorno, Minima Moralia, „Schwabenstreiche“)
Seien Sie bitte auf jeden Fall vorsichtig, wenn Sie mit Plastikfolie unterwegs sind und auf Polizisten treffen! Sie laufen Gefahr, vom Fleck weg inhaftiert zu werden. Jedenfalls in Frankfurt. Dort nämlich hat die Polizei 2015 ein Schreiben an alle 16 Staatsschutzbehörden verschickt, in dem über 200 Personen aufgelistet waren, die für das Tragen von handelsüblichen Klarsichtfolien zur Fahndung ausgeschrieben waren. Der Vorwurf: „Passivbewaffnung“ im Vorfeld der Demonstrationen gegen die EZB.
Passivbewaffnung mit Plastikfolie! Muß man auch erstmal drauf kommen. „Passivbewaffnung“ ist eine Wortschöpfung, die sich unter Paragraph 17a im Versammlungsrecht findet. Und Demonstranten wurden 2015 tatsächlich wegen des Mitführens von handelsüblicher Klarsichtfolie zu Geldstrafen verurteilt.
Ich bin am 24.11. mit meiner Lecture-Show „Vom Imperiengeschäft“ zu Gast im Frankfurter Mousonturm. Meine Klarsichtfolie werde ich vorsorglich zuhause lassen. Haben Sie aber bitte Verständnis dafür, daß Sie am Eingang auf das Mitführern von Utensilien passiver Bewaffnung kontrolliert werden...
Ich glaube, ich hab das in diesem Rundbrief vor Jahren schon mal konstatiert: Wenn ich Meldungen lese wie „Es fehlen weit mehr Grundschullehrer als vermutet“ (in diesem Fall in der „FAZ“ vom 10.9.2019), verstehe ich ehrlich gesagt die Welt nicht mehr so richtig.
Bis zum Jahr 2025 fehlen demnach etwa 11.000 Grundschullehrer mehr, als von der Kultusministerkonferenz (KSK) ausgerechnet wurde. Insgesamt gibt es 2025 dann etwa 26.300 Grundschullehrer*innen zu wenig.
Das Problem liegt daran, daß es „2025 rund 168.000 Grundschüler mehr geben dürfte, als bisher von der KMK geschätzt wurde“. Ich weiß ja nicht, wie all diese Berechnungen entstehen, aber nach meiner nun mehr fast 60jährigen Lebenserfahrung kommen Menschen als Babys und nicht als sechsjährige Grundschüler auf die Welt. Man kann also relativ einfach aufgrund der Geburtenzahlen prognostizieren, wieviele Grundschüler*innen es sechs Jahre nach geburt der Babys geben wird. Sicher, da mag es ein paar Variablen geben, etwa Zuzug, und wieviele Grundschüler in welchen Bundesländern leben werden, mag auch ein wenig offen sein, aber in einem Land, wo man uns unmittelbar nach Schließung der Wahllokale allen Ernstes weismachen will, exakt zu wissen, wieviele Wähler*innen von Partei A zu Partei B oder C gewechselt sind, sollte es nicht allzu schwer sein, auch derartige Zahlen einigermaßen sinnvoll vorauszusagen.
Wo also ist das Problem? Warum gibt es zu wenig Grundschullehrer*innen?
Wenn mir das bitte mal jemand erklären könnte. Danke.
Ich war ja dieser Tage als Redner zur Berliner „MostWanted:Music“-Konferenz (MW:M19) eingeladen.
Der größte Stand auf dieser Konferenz, zentral postiert, so daß alle, wirklich alle dran vorbei mußten, war interessanterweise vom Lobbyverband der deutschen Musikindustrie, dem BVMI. Indies? Nicht in Sicht. Und logisch, wer bezahlt, der schafft auch an, und so wurde von der MW:M19 in einer Rundmail zum ersten Konferenztag zwar die Session zum Thema „Copyright Law – aktuelle Perspektiven zur Umsetzung der EU-Richtlinie“, auf der der BVMI-Vorstandsvorsitzende Florian Drücke einen zehnminütigen Beitrag leistete, als eine der „Must-See Sessions“ angepriesen, mein 45-minütiger Vortrag zum Thema „Imperiengeschäft vs. kulturelle Vielfalt“ an gleicher Stelle allerdings geflissentlich verschwiegen.
Kein Problem. Bei Drücke saßen vielleicht 20 oder 30 versprengte Hanseln und Greteln im Saal, bei meinem Vortrag wars dagegen knackevoll. So ist das eben, I don’t mind it ;-)
Und jetzt raten Sie mal, worüber das eingebettete Vereinsblättchen der deutschen Musikindustrie, die „Musikwoche“, berichtet, und was es verschwiegen hat? Genau, über meinen Vortrag kein Sterbenswörtchen, Drücke und sein Lobbyistengeschwätz dagegen wurde ausführlichst berichterstattet. Man weiß eben, wem man verpflichtet ist.
(...war übrigens durchaus Klasse auf der MW:M19, gutes, zu weiten Teilen junges Publikum, viele interessante Gespräche. Ich glaube, da geh ich wieder mal hin...)
Nur falls Sie sich ab und zu mal fragen, warum es mit der Klimapolitik in der EU nicht so recht vorangeht: Die fünf größten Ölkonzerne (BP, Chevron, ExxonMobil, Shell und Total) und die mit ihnen verbundenen Industrieverbände haben zwischen 2010 und 2018 beachtliche 251 Millionen Euro ausgegeben, um EU-Institutionen in ihrem Sinn zu beeinflussen. Und diese Konzerne beschäftigen allein in Brüssel eine Heerschar von 200 Lobbyisten, wie eine unabhängige Untersuchung dieser Tage herausgefunden hat (lt. Telepolis v. 25.10.2019).
Es geht um die Verhinderung von Klimaschutz, darum, die Interessen der Industrie durchzusetzen und den ökologischen und sozialen Protest zu diskreditieren und an den Rand zu drängen. Oder, wie Pascoe Sabido von Corporate Europe Observatory, sagt: „Die großen Verschmutzer wie Shell, BP und ihre Lobbyorganisationen haben mit Einsatz erheblicher finanzieller Mittel die Reaktion der EU auf die Klimakrise verzögert, verwässert und sabotiert.“
It’s the economy, stupid!
Unsere Jugend...
Ich komme ja in ein Alter, in dem man aufpassen muß, nicht in so eine dubiose „Opa erzählt vom Krieg“- oder „Die Jugend heutzutage“-Haltung hineinzurutschen, deswegen mal unkommentiert:
Die „fünf beliebtesten Persönlichkeiten“ der Jugend hierzulande sind, so zitiert Andreas Borcholte jedenfalls eine Umfrage auf „SPON“: Heidi Klum, Pietro Lombardi, Cristiano Ronaldo, Greta Thunberg und Shirin David.
Ich gebe zu, Pietro Lombardi und Shirin David mußte ich erst googeln...
Jedenfalls hat der weltgrößte Musikkonzern Universal diese Umfrageergebnisse wohl ebenfalls zur Kenntnis genommen und ein Album mit der Selbstdarstellerin Shirin David produziert. Fair enough, so wächst zusammen, was zusammengehört, und die Berliner Einkaufshölle „Alexa“, diese Architektur gewordene Trostlosigkeit, mußte gesperrt werden wegen des überbordenden Andrangs bei einer Autogrammstunde von Shirin David. So war Frau David dann doch zu etwas nutze. (Klasse Text von Borcholte zu Shirin David übrigens!)
A propos Jugend:
Die beliebtesten Arbeitgeber bei Schüler*innen („gib bitte drei Arbeitgeber an, bei denen du dich bewerben würdest“) sind laut „Trendence (sic!) Schülerbarometer 2019“, in dieser Reihenfolge: Polizei (mit weitem Abstand auf Platz 1), Adidas, Bundeswehr, Daimler/Mercedes-Benz, BMW, Audi, Zoll, Porsche AG und Lufthansa.
Auf Platz 16: das ZDF. Aber immerhin noch klar vor der Sparkassen-Finanzgruppe, vor IKEA und Coca-Cola. Auf dem letzten Platz: Die Deutsche Bahn. Von wegen Flugscham oder Zugstolz, die Generation „Friday for Future“ zieht es mehrheitlich zu Polizei, Bundeswehr und Zoll, oder eben zu den großen Automobilkonzernen.
Eine Jugend voller Rätsel...
Vor einigen Jahren hat der Berliner Senat (damals: SPD und Linkspartei) bei der GSW-Privatisierung 65.000 Wohnungen für 400 Millionen Euro quasi verschenkt.
2019 kauft der Berliner Senat (jetzt: SPD, Linkspartei und Grüne) 6.000 Wohnungen für 920 Millionen Euro.
Kleine Rechenfrage: Wie hoch ist der Verlust, und wie hoch der Profit?
Kleine Denkfrage: Wer erzielt den Profit, und wer zahlt die Zeche?
Ein Unternehmer, nämlich der Vorstandschef der Alba Group, Axel Schweitzer, hält sich im Interview mit dem „Tagesspiegel“ in Sachen Hongkong nicht mit der gängigen Propaganda auf, sondern benennt ein paar Fakten, die sonst im hiesigen Medieneinerlei geflissentlich verschwiegen werden:
„Was viele Menschen (in Hongkong, BS) umtreibt, ist das Gefühl der Ungleichheit und mangelnder Aufstiegschancen. Statistiken zeigen, dass die Ungleichheit in Hongkong seit 1970 noch nie so hoch war wie heute – auch deutlich höher als in den USA. Mehr als 80 Prozent der Haushalte in China haben eigenes Immobilieneigentum. In Hongkong lebt fast die Hälfte der Bevölkerung in Mietwohnungen, die teilweise noch subventioniert werden müssen, weil die Wohnungspreise so hoch sind. In Schanghai ist die durchschnittliche Wohnung 36 Quadratmeter groß, in Hongkong 16 Quadratmeter. Kurzum: Die Probleme in Hongkong sind viel vielschichtiger, als hierzulande vermittelt wird und hängen auch mit den Lebensumständen und den Eliten zusammen.“
„Erst war es ein Verbrechen, dass Google Snippets aus Presseartikeln anzeigte, nun ist es ein Verbrechen, dass es keine Snippets mehr anzeigen will, weil der Konzern kein Geld für Leistungsschutzrechte zahlen will.“ (Thierry Chervel, „Perlentaucher“)
Eine kleine aktuelle Farce zum Leistungsschutzrecht:
Presseverlage an Google: Zeigt unsere Artikel in euren Suchmaschinen nicht ohne Bezahlung!
Google: Ihr könnt das in euren Einstellungen selbst kontrollieren.
Politik an Presseverlage: Schreibt uns ein Gesetz, wie wir der Presse helfen können!
(Presseverlage schreiben ein Gesetz, das die Politik verabschiedet)
Presseverlage: So, Google, jetzt dürft ihr unsere Artikel in euren Suchmaschinen nicht mehr ohne Bezahlung zeigen!
Google an Presseverlage: Kein Problem, zeigen wir eure Artikel auf unseren Suchmaschinen eben einfach gar nicht mehr.
Presse und Politik, im Chor (unisono, lautstark): Zensur!!!
(inspiriert von einem Twitter-Feed von Julia Reda)
Es wirkte wie eine ganz große Heldengeschichte, wie eine moderne David gegen Goliath-Geschichte gar: „Rapper überlisten Eventim“ titelten Branchen- und Musikmagazine, „Rapper überlegten sich einen Coup“ – sollten denn wirklich die beiden deutschen Vorzeigerapper Casper und Marteria den deutschen Konzert- und Ticketing-Monopolisten CTS Eventim in die Knie gezwungen haben?
Es hörte sich aber auch allzu schön an: CTS Eventim hat bekanntlich seit Jahren vom Land Berlin die Waldbühne gepachtet, die größte Berliner Open Air-Bühne. Wer auch immer dort spielt, seien es Neil Young, Nick Cave, Udo Lindenberg, Mario Barth, Casper & Martiria oder die Berliner Philharmoniker – CTS Eventim verdient daran, ob als örtlicher Veranstalter oder eben als Vermieter des begehrten, von den Nationalsozialisten erbauten Spielorts an andere Konzertveranstalter.
CTS Eventim verlangt neben der Miete von allen Bands, die auf der Waldbühne auftreten, eine prozentuale Umsatzbeteiligung an den Merchandise-Einnahmen der Bands. Das wollten Casper und Marteria bei ihrem Waldbühnen-Konzert in diesem Sommer jedoch nicht einsehen. Und damit CTS Eventim nicht an den Merchandise-Einnahmen mitverdient, die Fans aber dennoch Merch-Produkte kaufen konnten, verzichteten die Künstler auf Verkaufsstände auf dem Gelände der Waldbühne und boten ihren Fans statt dessen „Pre-Merch“ an: Online-Bestellungen zu „fairen Preisen“; die Fans konnten die vorab erworbenen Merchandise-Produkte dann an Pick-Up-Ständen in der Waldbühne abholen.
Auf Instagram schrieb Casper: „Der Betreiber der Waldbühne, Eventim, fordert erhebliche Konzessionen und macht es uns unmöglich unsere Shirts etc zu einem fairen Preis zu verkaufen. ich finde nicht dass ein T-shirt bei einem Konzert 40€ oder mehr kosten sollte. das steht einfach in keinem Verhältnis und das Machtspiel möchte ich auch nicht mitspielen."
Die Waldbühne hat dieses Geschäftsmodell akzeptiert: „Selbstverständlich respektieren wir den Wunsch des Künstlers, Fan-Artikel über eine 'Pre-Merch'-Aktion und nicht während des Konzerts in der Waldbühne zu verkaufen", teilte eine Eventim-Sprecherin laut „Musikwoche“ mit. Sie beharrte allerdings darauf, daß das teuerste Casper-T-Shirt am Konzerttag für 30 statt der von Casper behaupteten 40 Euro über die Merchtheke hätte gehen können.
Was ist dran an der Geschichte?
Dazu kommen natürlich noch Layout-Kosten, die anteilig auf jedes verkaufte T-Shirt umgelegt werden, und etwaige andere Nebenkosten – sind wir mal großzügig und beziffern diese Kosten auf insgesamt 50 Cent pro T-Shirt. Wenn ein T-Shirt also für € 25.- (netto € 21,01) verkauft wird, bleiben für die Band etwa € 18,35 oder mehr übrig, wenn das T-Shirt für € 30.- (netto € 25,21) verkauft wird, sind es € 22,55. Klar, da gehen noch paar kleinere Unkosten ab (Versand, Merchandising-Personal), aber man sieht: Der Gewinn für die Bands ist beträchtlich. Kein Zufall, denn insbesondere kleinere Bands leben zum Großteil von den Merch-Verkäufen, ihre Gagen decken, wenn es gut läuft, gerade einmal die Unkosten. Bei Bands der Star-Kategorie wie Casper und Marteria allerdings sind die Merch-Einnahmen reiner Profit. „Faire Preise“? Kann man sehen, wie man will.
Was wäre nun passiert, wenn Casper und Marteria die von CTS Eventim geforderte Umsatzbeteiligung akzeptiert hätten? Gehen wir mal von einer 20%igen Eventim-Beteiligung und T-Shirt-Preisen von € 25.- aus. Bleiben € 20.- (netto € 16,81) als Einnahme für die Künstler. Davon gehen die Herstellungskosten ab, macht € 14,15 netto. Ist immer noch ein schöner Batzen Geld, oder?
(und klar, es ist wahrscheinlich, daß die T-Shirts von Casper und Marteria bei einer anderen Firma hergestellt wurden, und die genannten Preise können unterschiedlich sein – der Unterschied ist aber sicher geringfügig, und die Dimensionen bleiben gleich!)
Zusätzlicher Nebeneffekt: Durch ihre Pre-Merch-Aktion verfügen Capser und Marteria über die kompletten Kundendaten aller Fans, die ihr Merch-Produkt bei den Künstlern bestellt haben: Über die Adressen wie die Bezahldetails, also Kontoverbindungen oder Kreditkarten. Wie wir von den Imperiengeschäften wissen, kommt es im Konzertgeschäft auf Big Data an – insofern ein smarter Move der Rapper, sich mit einem coolen Image zu versehen und dennoch all die Daten ihrer Fans zu sammeln...
Klar, es ist eine Sauerei, daß die Mitesser vom Schlage der CTS Eventim-Firmen einfach 20 oder 25 Prozent vom Merchandising verlangen, obwohl sie ja bereits eine beträchtliche Miete für den Veranstaltungsort kassieren und sonst nichts weiter leisten. Dies gilt übrigens grundsätzlich für alle Veranstaltungsorte und Festivals, die prozentuale Beteiligungen am Merch verlangen.
Allerdings: für eine David vs. Goliath-Geschichte taugt das alles wenig, und schon gar nicht dafür, daß sich Künstler Fan-freundlich darstellen. Selbst wenn sich die Künstler auf den üblichen Eventim-Deal eingelassen hätten, hätten sie an jedem T-Shirt noch ordentlich verdient. Wesentlich mehr jedenfalls als die Näherinnen (laut FEMNET nämlich gerade mal 0,18 €...).
Die Forderung ist: Schafft Transparenz! Bei euren Kosten wie bei euren Einnahmen! Und das gilt für alle Veranstaltungsorte, aber eben auch für die Künstler...
A propos Sachsen- und Brandenburg-Wahlen (und jenseits der Tatsache, daß es schon einigermaßen überraschend ist, wie schnell angesichts von einem Viertel Rechtsradikalen- und Rassisten-Stimmen zur Tagesordnung übergegangen wird...):
Eine italienische Studie über die politischen Hinterlassenschaften des Berlusconi-Fernsehens kommt zu interessanten Ergebnissen über die kognitiven Fähigkeiten von Dauerkonsumenten seichter Programme:
„Wer viel Zeit vor dem TV-Schirm mit seichter Unterhaltung verbringt, wird demzufolge nicht unbedingt klüger und wählt vor allem mit größerer Wahrscheinlichkeit eine populistische Partei.“
Das Ergebnis bestärkt weitverbreitete Annahmen: „einmal über den Zusammenhang zwischen der Dumpfheit von Unterhaltungsprogrammen und Ansprüchen, die an Äußerungen von Politikern gestellt werden, sowie über mögliche negative Auswirkungen dauerhafter Berieselung auf kognitive Fähigkeiten. Zusammengenommen ergeben sich aus der Studie politische Vorlieben, von denen besonders populistische Politiker und Parteien profitieren“ (Telepolis vom 7.9.2019).
Und jetzt übertragen wir kurz einmal die Ergebnisse dieser Studie auf die deutschen Fernsehprogramme, und fragen uns, welche Auswirkungen all die dumpfen Unterhaltungssendungen in ARD, ZDF oder den Dritten Programmen auf das Wahlverhalten der Menschen haben. Etwa die unerträglichen Shows wie „Immer wieder sonntags“, der „ZDF-Fernsehgarten“, „Wunderbares Schlagerland“, „Schlager-Spaß“, die „Feste der Volksmusik“, die „Grand Prix der Volksmusik“, die Carmen Nebel-Shows und wie all der Kram so heißt.
In meinem 2015 erschienenen Buch „I Have A Stream“ habe ich es so formuliert:
„Das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen ist nicht nur ein Verdummungsapparat, der zerstreut und ablenkt, sondern geradezu eine Ideologiemaschine, die Zustimmung zu den herrschenden Verhältnissen organisiert. Deutsches Fernsehen ist Valium fürs Volk.“
Musiker*innen aufgepaßt! Die „FAZ“ verrät euch was, nämlich:
„Wie werde ich Popstar?“
So der Titel eines großen Artikels auf den Seiten „Beruf und Chance“. Und wenn es jemand weiß, wie man Popstar wird, dann ist das natürlich die „FAZ“...
Allerdings, der Untertitel wirkt schon etwas desillusionierend: „Nur von der Musik leben – das klingt traumhaft, es schaffen aber nur wenige“. Nun ja, soo wenige sind es auch wieder nicht, jedenfalls jenseits der Kategorie „Popstar“.
Aber letztlich geht’s darum: „Wer weit kommen will, muss sich gut verkaufen. Künstlerische Kompromisse können helfen.“ Aha, also alles wie im falschen Leben bzw. im richtigen Kapitalismus: Kompromisse und Selbstmarketing. Und am besten lernt ihr all das laut „FAZ“: auf der Pop-Akademie, dem amtlichen Karrieristen- und Kompromiss-Beschleuniger par excellence!
Ein bißchen von seiner Musik leben kann der Popstar Bob Geldof, den die „Süddeutsche Zeitung“ als „Musiker und Philanthrop“ vorstellt. Bekanntlich hat Geldof zusammen mit Sting den Song „Do they know it’s Christmas?“ verbrochen und „Live Aid“ gestartet.
2008 hat Geldof eine Investmentfirma gegründet, um aufstrebende afrikanische Firmen zu unterstützen. Sein Unternehmen allerdings investiert laut „SZ“ auch auf Mauritius – und kann damit von einem Steuermodell profitieren, das den afrikanischen Kontinent immens schädigt.
„Jedes Jahr verlieren Entwicklungsländer mehr Geld durch Steuervermeidung, Geldwäsche und Korruption, als sie im selben Jahr an Hilfsgeldern bekommen. Was die Folgen für den afrikanischen Kontinent angeht, ist Mauritius eine der schädlichsten Steueroasen“, erfahren wir in der „SZ“.
Ein echter Philanthrop, wer sich als Afrika-Helfer feiern läßt und in Wahrheit Afrika durch Steuervermeidung massiv schädigt.
Eine Unverschämtheit leistet sich SEAT, die ihre neuesten SUV-Panzer in einer Fernsehkampagne mit dem Velvet Underground-Song „Walk On The Wild Side“ bewerben.
„Mittendrin bei den #Seatsounds Kiosk Konzerten“, schleimt sich der Automobilkonzern in mehrseitigen Anzeigen zum Beispiel im „Musikexpress“ bei den Fans ein. Das dürfte nach hinten losgehen. Da könnt ihr noch so sehr eure Marketingtricks bejubeln („Gemeinsam mit SEAT feierten wir zum ersten Mal die #SEATsounds Kiosk Konzerte presented by MUSIKEXPRESS“...), wer eine derartige Geschmacklosigkeit begeht, erhält die rote Karte. Und tschüss.