ARD nicht solidarisch mit Deniz Yüksel. ZDF macht Werbung für Garnisonskirche
Pressefreiheit, wie die ARD sie versteht:
Wie Kai-Hinrich Renner in „Medienmacher“ schreibt, „konnten die ARD-Intendanten sich im April 2017 auf einer Sitzung in Frankfurt nicht zu einer Solidaritätsaktion für Yücel durchringen. Der Vorschlag von NDR-Intendant Lutz Marmor, mit Mediengrößen wie Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner ein Video für den Journalisten zu drehen, fiel bei der Mehrheit der Senderchefs durch. Sie verwiesen allen Ernstes auf den Satz des einstigen ‚Tagesthemen’-Moderators Hanns-Joachim Friedrichs, ein Journalist dürfe sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten. Zudem hielten sie es für erforderlich, zu prüfen, ob sich Yücel nicht doch einer Straftat schuldig gemacht habe.“
Was den letzten Satz angeht, da argumentieren die ARD-Intendanten ungefähr so wie die Rechtsradikalen dieser Tage im Bundestag...
Mit welcher Sache sich das deutsche Staatsfernsehen dagegen gerne gemein macht, kann man beim ZDF erfahren: Dort nämlich hat man zu bester Sendezeit, direkt vor der 19-Uhr-Ausgabe der „heute“-Sendung, einen selbst produzierten Werbespot für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche gesendet, der so schloß: „Der Turm der Garnisonskirche wird wiedererrichtet, und jeder kann helfen.“ Eine nationale Aufgabe gewissermaßen. Nur, wenn man nicht völlig geschichtsblind ist, weiß man eigentlich, daß der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche ein umstrittenes und fragwürdiges Projekt ist. Die Kirche war ein Symbol des preußischen Militarismus und des NS-Regimes, und so nimmt es nicht wunder, daß die evangelische Martin-Niemöller-Stiftung in dem ZDF-Spot eine „einseitige Parteinahme für ein auch international umstrittenes erinnerungspolitisches Projekt“ sieht und eine sofortige Einstellung der kostenlosen Werbung fordert. Das ZDF dagegen, dessen Gründungsintendant in einer NS-Propagandaeinheit gearbeitet hatte, findet nichts dabei – und gibt natürlich keine Antwort auf die Nachfrage, wie teuer der Spot war und wer die Kosten getragen hat.