Fake News ist das neue Ding, über das sich unsere Qualitätspresse aktuell ereifert.
Was schon einigermaßen erstaunlich ist, denn die Fake News sind ja keine vermeintlich russische Erfindung, sondern seit jeher ein durchaus erfolgreiches Geschäftsmodell vieler deutscher Medien, von der Blödzeitung bis hin zu all den Yellow-Press-Publikationen, die sich mit der Erfindung von News und ganzen Stories zum Beispiel über den europäischen Adel eine goldene Blatt-Nase verdienen.
Daß ausgerechnet Mathias Döpfner, im Hauptberuf Vorstandschef des Springer-Verlags, in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (jeder Verband hat hierzulande den Chef, den er verdient...) meint, daß gegen Fake News „nur hartnäckige Recherche der Medien“ helfen, ist jedenfalls einigermaßen drollig.
Doch nicht nur die einschlägigen hiesigen Medien leben vom Fake – auch die altehrwürdige alte Tante „Zeit“, das Zentralporgan der Bourgeoisie, faked nicht nur News, sondern gleich ganze Geschichten. In der „FAZ“ vom 17.1.2017 jedenfalls wurde genüßlich ausgebreitet, daß die renommierte Musikkritikerin der „Zeit“ ihren Bericht über das Eröffnungskonzert der Hamburger Elbphilharmonie komplett erfunden, nämlich im Voraus geschrieben hat.
Und das kam laut „FAZ“ so: „Die Eröffnungsfeierlichkeiten der Elbphilharmonie, deren Programmablauf streng geheim gehalten wurde, fanden am Mittwochabend statt. Da der politische Festredner aus Berlin, Joachim Gauck, sich witterungsbedingt um fast eine Stunde verspätete, mußten die Gäste im Foyer warten bis zwanzig vor sieben. Und doch hatten, als die Türen des Saals noch fest verschlossen waren, nämlich Viertel nach sechs, Nutzer der Zeit-App die Möglichkeit, schon in der Printausgabe der „Zeit“ vom Donnerstag zu blättern und einen Erlebnisbericht der Musikredakteurin Christine Lemke-Matwey zu lesen, der suggeriert, sie habe das Eröffnungskonzert als Einzige bereits hinter sich und live miterlebt.“
Die Musikredakteurin der „Zeit“ schildert in dem Bericht akustische Eindrücke des Eröffnungskonzerts, das zu dem Zeitpunkt noch gar nicht stattgefunden hatte, und schreibt, Barbara Schöneberger habe „im kleinen Schwarzen“ moderiert – das Kleid war aber für diejenigen, die dann wirklich dabei waren, leider blau.
Fake News? Dumm gelaufen?
Alles erfunden jedenfalls im Feuilleton der „Zeit“. Die bürgerlichen Medien nennen es: Qualitätsjournalismus!