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Blog Archiv - Jahr 2017
23.06.2017

SG Sonnenhof Großaspach hat "Dorfclub" als Markenzeichen eintragen lassen

Kommen Sie aber bitte nicht auf die Idee, einen Fußballverein als „Dorfklub“ zu bezeichnen! Dann nämlich werden Tantiemen fällig. Der SG Sonnenhof Großaspach, 1994 von Spielerberater und Hotelier Uli Ferber gegründet (dem Ehemann der Schlagersängerin Andrea Berg, die entsprechend im Stadion der SG Sonnenhof auch ihr einmal jährlich stattfindendes „Heimspiel“ bestreitet), hat sich den Begriff „Dorfclub“ nämlich beim Deutschen Patent- und Markenamt als Markenzeichen eintragen lassen, womit der Begriff geschützt ist.
Das sind schon ganz besondere Marken dort im Klöpferbachtal...

23.06.2017

Die Grünen lassen am Sonntag nicht mehr online einkaufen

Die Grünen wollen künftig den Online-Einkauf am Sonntag regulieren. Sie wollen Menschen, die am heiligen Sonntag arbeiten, zwar nicht gleich mit der Todesstrafe belegen, wie es das Alte Testament verlangt („Wer eine Arbeit tut am Sabattag, der soll des Todes sterben“, Zweites Buch Mose, 31.15), aber sie wollen „zur Verteidigung des Sonntags“ die Möglichkeiten zum Online-Einkauf am Sonntag einschränken – jedenfalls, wenn es nach den niedersächsischen Grünen geht. Online einkaufen sollen die Menschen dürfen, denn natürlich sind die Grünen eine konsumfreundliche Partei. Aber bearbeiten dürfen die Arbeiter*innen im Online-Handel diese Bestellungen erst am Montag, dem nächsten Werktag also.
Ob das alles aber auch für die Roboter gilt? Dürfen die weiter sonntags durch die Amazon-Lager rasen, die bestellten Waren auch heiligentags sammeln, verpacken und versenden? Rätsel über Rätsel.
Aber vielleicht machen die Wähler*innen den Grünen bei der Bundestagswahl einen Strich durch die Rechnung und sagen sich, daß sie sonntags lieber nicht wählen gehen, weil der Sonntag ja verteidigt werden sollte? Oder jedenfalls, daß sie sonntags lieber nicht die Grünen wählen wollen, sondern erst am nächsten Werktag. Ach, da sind die Wahllokale dann zu? Tschah, Pech gehabt...

03.06.2017

Partei "Die Linke" leistet heftigsten Widerstand, indem sie einem CDU/CSU/SPD-Gesetz zur Privatisierung öffentlichen Eigentums einhellig zustimmt

Daß die Sozialdemokraten zwei unterschiedliche Parteien sind, nämlich eine, die seit über hundert Jahren hin und wieder auch einmal etwas Vernünftiges fordert, und eine andere, die, sobald sie an der Regierung ist, das Gegenteil umsetzt, ist hinlänglich bekannt, nicht zufällig heißt es ja: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ (Aktuell allerdings: Wer hat uns verraten? Metadaten! Die Geschichte ist eben längst über die EsPeDe hinweggegangen...)

Daß die Grünen eine ehemalige Protestpartei sind, die sich über dem Umweg einiger etwas merkwürdiger Formulierungen („Mein Ja war eigentlich ein Nein!“, erklärte weiland Pastorin Vollmer der staunenden Welt, nachdem sie im Bundestag Schröders Kriegskurs zugestimmt hatte) heute dem deutschen Adel an den Siegelring wirft und ihr Ministerpräsident, der weiland dem Kommunistischen Bund angehört hat, dem 1919 aufgehobenen Stand im Neuen Schloß zu Stuttgart bei Spargel, Kalbsbäckchen und Mousse eine Party ausrichtet und das hohe Lied des Adels singt, das alles wundert wenig bei diesen schrägen Neo-Kons im grünen Gewand.

Und nun die sogenannten Linken, also die Partei „Die Linke“: „Die Linke in Bund und Ländern lehnt die Privatisierung öffentlichen Eigentums ab, jeder Versuch einer Privatisierung wird weiter auf unseren heftigsten Widerstand treffen“, heißt es in einer Erklärung der Partei- und Fraktionsvorsitzenden und des Thüringer Ministerpräsidenten Ramelow. Gut gebrüllt!
Und wie sieht der „heftigste Widerstand“ der Partei der „Linken“ in der Praxis aus?
So: Die in Thüringen, Berlin und Brandenburg an den Landesregierungen beteiligten Linken haben am 2.Juni 2017, dem Tag ihrer mutigen Erklärung, im Bundesrat der Vorlage der Bundesregierung zur Privatisierung der Autobahnen einhellig zugestimmt. Sich nicht einmal enthalten, sondern: zugestimmt!

Es gilt also auch bei den „Linken“: Unsere Zustimmung zur Privatisierung öffentlichen Eigentums ist heftigster Widerstand. Alles bravste Sozialdemokraten, diese Linken...

03.06.2017

Musiklegenden im deutschen Staatsfernsehen

Musiksendungen im deutschen Staatsfernsehen, Pfingstsamstag 2017:
Der Kultursender 3sat sendet vier Stunden vom Festival „Rock am Ring“, also ein Programm, das ein Großkonzern der Musikindustrie „kuratiert“, also: aus den kommerziell erfolgreichsten langweiligen Rockgruppen des Planeten zusammengebucht hat, von der Schlagerrockcombo Die Toten Hosen bis zu Rammstein.
Kontrastprogramm auf SWR3: „Die größten Musiklegenden“. Untertitel: „Von John Lennon bis Roy Black“. Im Ernst jetzt.
Zu Mariä Himmelfahrt folgt dann der zweite Teil der „größten Musiklegenden“: Von Johann Sebastian Bach bis Andrea Berg. Sie werden sehen.

03.06.2017

Ich mag sterben 2000er in Rückengeschäft

Latest hottest Scheiß:
Auf RTL gibt es jetzt eine Nostalgie-Show namens „I like die 2000er“.
Ich mag sterben 2000er?
Wie darf man das nun wieder verstehen?
Vielleicht findet das Ganze im „Back Shop“ statt, also im „Rückengeschäft“? Und die Moderator*innen servieren Café Togo?

03.06.2017

Öffis machen sich in die Hose, Private dagegen...

„Die öffentlich-rechtlichen Sender machen sich vor Angst in jede Hose, die man ihnen hinhält, und die Privaten senden das, was drin ist.“
(Dieter Hildebrandt)

03.06.2017

Deutsche Qualitätsmedien: Weltgrößter Klimasünder? China!

Die deutschen Qualitätsmedien schaffen es, in ein und derselben Tagesschau oder in ein und demselben Buch ihrer Zeitungen zum einen China dafür zu kritisieren, daß das Land „der größte Klimasünder“ der Welt sei, und zum anderen China dafür zu kritisieren, daß die deutsche Automobilindustrie durch die Entscheidung der chinesischen Regierung, daß ab 2018 jedes vierte zugelassene Auto in China einen Elektromotor haben soll, massiv benachteiligt werde.
Ja was denn nun?
Mal abgesehen davon, daß die Mär von China als dem größten Klimasünder natürlich eine neokolonialistische Unverschämtheit ist, denn man sollte ja wohl doch berücksichtigen, daß die 754 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß, die die Bundesrepublik Deutschland jährlich schafft, von gut 80 Millionen Menschen, die 9.154 Millionen Tonnen CO2, die China beisteuert, dagegen von 1,3 Milliarden Menschen stammt. Oder finden die deutschen Mainstream-Medien, daß den deutschen (oder auch den amerikanischen) Bürger*innen etwas zusteht, was die Chinesen gefälligst nicht haben dürfen oder sein lassen sollen? Konsum? Autokauf? Reichtum?
Berechnet man den weltweiten Pro-Kopf-CO2-Ausstoß, findet man unter den sechs größten Klimasündern vier Golf-Diktaturen; angeführt wird diese Statistik von Katar. Auf Platz 8 liegt als erster europäischer Staat Luxemburg, auf Platz 12 liegen die USA, auf Platz 36 Deutschland, und erst auf Platz 59 finden wir die Volksrepublik China – der weltgrößte Klimasünder also? Nun ja, schon, wenn man so tut, als ob es die anderen 58 Staaten, die in dieser Statistik vor China liegen, einfach nicht gibt – nach guten qualitätsjournalistischen Kriterien also...

21.05.2017

EsPeDe will öffentlich-rechtliches Nordkorea

Das Internet? Gibt es gar nicht.
Jedenfalls, wenn man den deutschen Sozialdemokraten folgen will. Für die EsPeDe ist das Netz nicht Neu-, sondern Altland, einfach eine Art öffentlich-rechtlicher Rundfunk, und entsprechend sollen, wenn es nach den Genoss*innen geht, Google, Facebook & Co. künftig gezwungen werden, ihre Algorithmen darauf zu trimmen, das deutsche Staatsfernsehen immer auf die ersten Plätze zu setzen. Denn dort sitzt man ja bekanntlich bei Bergdoktor, Sachsenklinik, Traumschiff und bei den ständigen Volksmusikshows immer in der ersten Reihe, mehr nolens als volens allerdings.
Wie das in der Praxis vonstatten gehen soll, wenn die Sozialdemokraten ihren Willen bekommen? Man sucht bei Google nach einem Text von Adorno und bekommt erstmal einen Hinweis auf den Bergdoktor? Man sucht bei YouTube nach einem Video von Jlin, Kendrick Lamar oder Teodor Currentzis, und stattdessen bekommt man erstmal Links zu Immer wieder sonntags mit Stefan Mross und zu Florian Silbereisens Fest der Volksmusik?
Meinungsfreiheit? Freies Netz? Nicht, wenn es nach der deutschen EsPeDe geht, sie will eine Art öffentlich-rechtliches Nordkorea. Um Himmels Willen!

21.05.2017

Pippa heiratet! Und das deutsche Staatsfernsehen ist nicht live dabei

Allerdings ist auf das deutsche Staatsfernsehen auch kein Verlaß mehr.
Normalerweise gehen ARD, ZDF und die Dritten keiner weltweiten Königshochzeit aus dem Weg, in aller Regel übertragen sie parallel auf allen Kanälen stundenlang die Hochzeitszeremonien aus Englands, Skandinaviens oder, nun ja, Preußens Königshäusern.
Nun aber, am Samstag, 21.Mai 2017? Nüschte. Dabei heiratet doch Pippa! Ich meine: Pippa! Middleton! Die Schwester von Kate! Der Herzogin von Windsor! Da können die erprobten Zwangsgebührenzahler*innen doch wohl erwarten, daß sie live dabei sein können und In aller Freundschaft, Dr. Sommerfeld – Alte Träume, neue Liebe, Father Brown und Rosamunde Pilcher: Gewißheit des Herzens, also das übliche höchstanspruchsvolle Samstags-Programm von ARD und ZDF, mal zurückstehen und den wahren alten Träumen, neuen Lieben und Gewißheiten des Herzens Platz machen. Aber Pustekuchen. Es blieb beim geschilderten ARD- und ZDF-Programm.
Traurig, traurig.
Aber Gottseidank machte das bekannte Nachrichtenmagazin auf seinem Online-Auftritt mit und brachte ausführliche Berichte, Fotos und sogar ein Quiz über Pippas Hochzeit. Ganz investigativer Qualitätsjournalismus eben. ARD & ZDF, nehmt euch gefälligst ein Beispiel an Spiegel Online!

11.05.2017

Skandal: Bei ARTE sollen Musiker*innen umsonst auftreten!

8,32 Milliarden Euro nehmen die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten hierzulande jährlich durch die Zwangsgebühren ein, die der Staat von den Bürger*innen einzieht, egal, ob sie über Fernseher oder Rundfunkgeräte verfügen, ob sie taub oder blind sind oder ob sie die Programme überhaupt anschauen wollen. Doch dieses Geld ist den Öffis nicht genug, nun wollen sie den Bürger*innen ein weiteres Mal in die Taschen greifen und die Gebühren weiter erhöhen. Die vielen teuren Sportsendungen (über 800 Millionen Euro geben ARD und ZDF jährlich allein für die Lizenzen ihrer Sportübertragungen aus!), die hohen Intendantengehälter (die meisten Intendanten verdienen mehr als die Bundeskanzlerin) und die über 150 Tochtergesellschaften von ARD und ZDF, die sich der öffentlichen Kontrolle entziehen, wollen schließlich finanziert sein.

Gemeinhin gelten ja Arte und 3sat als die positiven Ausnahmen unter all den drögen Sendern des deutschen Staatsfernsehens, und wann immer man gegen das Staatsfernsehen und die Zwangsgebühren argumentiert, hört man Stimmen, die sagen, du hast ja eigentlich Recht, aber ich schaue sowieso nur noch Arte und 3sat, und die machen doch so ein tolles Programm...
Betrachten wir also mal, wie Musiksendungen bei Arte entstehen. Vor ein paar Wochen erreichte mich die Mail einer Produktionsfirma, in der diese sich für eine Fernsehshow einer von mir vertretenen Band interessierte. Darin hieß es u.a. (Grammatik und Interpunktion im Original):

„Wir produzieren für’s ZDF / Arte unter anderem die Konzertreihe Berlin live. Aufgezeichnet wird die Show mit ca. 400 Fans (ca. 60 Min.) im SchwuZ in Neukölln. Der Eintritt ist kostenlos und erfolgt über eine Gästeliste. Die Liste der Künstler ist lang (...)
Wir würden sehr gerne xxx für eine Aufzeichnung gewinnen wollen. (...) Einen möglichen Ausstrahlungstermin könnten wir mit dir abstimmen um die nächsten Konzerte zu promoten und wenn wir dich unterstützen können oder du andere Ideen haben solltest, lass es mich gerne wissen.“

Interessant: Die Musiksendungen bei Arte werden also nicht von Arte produziert, sondern von kommerziellen Produktionsfirmen. „Öffentlich-rechtlich“? Pustekuchen!
Auf meine Nachfrage nach den Konditionen für einen derartigen Auftritt der Band erhielt ich diese Antwort:

„Die deutsche Fernsehlandschaft gibt auch leider an Musikformaten wenig her (...)
Wenn es aber ein Format gibt, dass xxx in jeglicher Form zusagen könnte, dann wäre das Berlin live. Die Venue (SchwuZ) mit all ihren wunderbaren Mitarbeitern, ein tolles Publikum und mit ARTE einen Kultursender der die richtigen Gesellschaftspolitischen Ansichten vertritt und unterstützt. Eine professionelle Produktion und eine enorme Reichweite.
Die Show wird natürlich auch in Frankreich zu sehen sein und in vielen anderen europäischen Märkten.
Wir können keine Gage zahlen, übernehmen aber die Produktionskosten, Reisekosten, Hotel usw. sofern diese sich in einem nachvollziehbarem Rahmen bewegen.
Darüberhinaus ist der Künstler an der Verwertung zu 50% beteiligt. Nachdem die Kosten recouped worden sind. Eventuell kann man an der Beteiligung noch etwas drehen.
Wir bekommen die Produktionskosten nur zu 2/3 vom ZDF bezahlt und mussten uns 1/3 am Markt besorgen. BMG übernimmt einen Großteil der Kosten und bekommt dafür die Verwertungsrechte Audio-Visuell an der Show.“

Das ist also die Realität für Musiksendungen im deutsch-französischen Kulturkanal: Die Künstler werden nicht bezahlt, sie sollen für umme auftreten, nicht mal eine popelige Mindestgage ist vorgesehen. Gleichzeitig aber zwingt das ZDF die Produktionsfirma dazu, sich ein Drittel der vermutlich sowieso nicht gigantischen Produktionskosten „am Markt“ zu besorgen. Und einer der Großkonzerne der Musikindustrie erhält gleichzeitig die audio-visuellen Verwertungsrechte an der Show, und die Künstler und Bands werden großzügigerweise mit 50% an der Verwertung beteiligt – aber auch erst, nachdem alle Kosten eingespielt wurden.
Ich weiß nicht, ob ich besonders altmodisch bin, aber ich finde derartige Konstruktionen ausgerechnet beim mit über acht Milliarden aus Zwangsgebühren finanziell üppigst ausgestatteten Staatsfernsehen nicht nur extrem skandalös, sondern ich bewerte die Tatsache, daß Musiker*innen ohne jegliche Bezahlung ein Konzert geben sollen, das im Fernsehen ausgestrahlt wird, als Ausbeutung.

Nun bin ich kein heuriger Hase – ich weiß, daß dies landauf landab auch und gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen gang und gäbe ist. Musiker*innen werden nur noch in Ausnahmefällen für ihre Auftritte in Funk und Fernsehen bezahlt. Aber ich will mich nicht damit abfinden. Es gehört sich einfach nicht, daß Musiker*innen eine Leistung erbringen, die nicht bezahlt wird. Die Zeiten des Feudalismus sollten vorbei sein. Musiker*innen müssen für ihre Konzerte ordentlich bezahlt werden, und das gilt erst recht fürs Staatsfernsehen, und es ist unakzeptabel, daß ein Kultursender wie Arte von Musiker*innen verlangt, daß sie ohne Bezahlung auftreten sollen.

Wo sind die Musiker*innen, die so gerne öffentlich über ihre angeblich so mauen Streaming-Einnahmen barmen, wenn es darum geht, daß mit über acht Milliarden Euro ausgestattete Rundfunkanstalten ihre Darbietungen nicht nur ordentlich, sondern überhaupt bezahlen?
Wo sind die Lobbyorganisationen der Musikindustrie, von Gornys BVMI bis zum VUT, die sonst gebetsmühlenartig kritisieren, daß die Internetkonzerne die Künstler nicht bezahlen würden? Oh, ich vergaß – die Plattenfirmen tragen ja selbst einen Großteil der Verantwortung für diese Ausbeutung der Künstler, denn für sie ist jeder TV- oder Radio-Auftritt ihrer Künstler „Promotion“, und sie haben in ihren Künstlerverträgen meistens entsprechende Regelungen getroffen, daß die Künstler unentgeltlich für alle Promotätigkeiten zur Verfügung stehen müssen.

Übrigens: der Anteil von „Musik“ am Programm der Öffentlich-Rechtlichen ist marginal. Laut ARD-eigener Fernsehstatistik betrug der Anteil von Musik am gesamten Fernsehprogramm der ARD z.B. im Jahr 2013 gerade einmal 0,1 Prozent (ganze 544 Minuten aller 530.217 Sendeminuten), beim ZDF waren es 2012 laut ZDF-Jahrbuch 0,5 Prozent, bei 3sat auch nur 3,5 Prozent. Laut Rundfunkstaatsvertrag haben die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten „der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Sie haben Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.“ Diesem Gesetzesauftrag kommen die Sender längst nicht mehr nach, einzig der Unterhaltungsauftrag wird permanent übererfüllt.
Daß von all den Milliarden aber nicht einmal eine Handvoll Euros für Musik*innen übrig bleiben, die mit ihren Konzerten Stunden der Kulturprogramme der Öffis füllen, ist mehr als ein Bubenstück.

11.05.2017

Jimmy Chamberlin (Smashing Pumpkins) über Streaming und Plattenfirmen

Der Musiker Jimmy Chamberlin (Smashing Pumpkins) über Streaming:

„Streaming ist eine Riesenchance für Musiker. Wenn die Radiostationen früher einen Siong gespielt haben, wurde man einmal bezahlt. Auch wenn 100.000 Leute das Lied gehört haben. Heute wird man 100.000-mal bezahlt. Natürlich sind es kleinere Beträge, aber die Marktsättigung liegt auch erst bei zehn Prozent.“

...und über Plattenfirmen:

„...es war nie fair. Die Plattenfirmen waren noch nie die Freunde der Musiker.“

(Interview in „Der Tagesspiegel“, 8.5.2017)

11.05.2017

Urheberrecht in der Praxis - so werden Autoren um ihre Honorare beduppt!

Vor kurzem erschien in der „Süddeutschen Zeitung“ ein großartiger, langer Artikel meines Freundes Wiglaf Droste unter der Überschrift „Des Lebens Saftigkeit“:
„Am Anfang kochte Gott Himmel und Erde. Dann wurde aus Essen Kunst. Eine Reise zu den Sensationen des Kulinarischen und zu einer Gesellschaft, die sich auf unappetitliche Weise vom bodenständigen Genuß entfremdet.“
Ich las den Artikel in China, via „Blendle“ (warum müssen diese Internetdinger eigentlich immer schwäbisch-verniedlichende Namen tragen? Blendle? Kindle?...), und gratulierte Wiglaf zu dem schönen Text und zur Veröffentlichung.
Seine Antwort ist interessant und darf ich mit seinem Einverständnis hier zitieren:

„Lieber Berthold,
(...) klingt prima, war zwar bloß so einigermaßen honoriert (aber dem hatte ich zugestimmt, also stimmt bis dahin alles.)

Perplex war ich allerdings, als Freund Vincent mich aus Stuttgart anrief und mir gratulierte; er hatte den Text in der Sonntagsausgabe der 'Stuttgarter Zeitung' gelesen. Weder hatte die 'SZ'-Redakteurin mündlich oder schriftlich ein Wort darüber verloren, es gab auch keinen Vertrag, noch hatte die 'Stuttgarter Zeitung' gefragt. Da beide Blätter denselben Verleger haben, können Texte weitergegeben werden, ohne Nachfrage, Autorisierung und ohne einen Cent zusätzliches Honorar.
Die Zürcher 'SonntagsZeitung' fragte, ob sie den Text ebenfalls drucken dürfe, ein Honorar werde allerdings nicht gezahlt, da es eine "Verlagskooperation" gebe. Da die Redaktorin mir angenehm war, sagte ich zu und schickte ihr sogar die ganze Version; die 'SZ' hatte aus Platzgründen kürzen müssen (völlig in Ordnung, obwohl die Kürzungen nicht mit mir besprochen wurden.)
So kommt der Text also auch in der 'Sonntagszeitung'. Die hatten ja wenigstens gefragt :-)
Einen guten 1. Mai -
Herzlich
Dein Wiglaf“

So ist das heutzutage in der bundesdeutschen Verlagslandschaft, die sich so gerne öffentlich um die Interessen der „Kreativen“ zu tun macht und in Wahrheit bei Leistungsschutz- und Urheberrechtsreformen nur an die eigenen Profite denkt: Die Autoren bekommen ihre ohnedies nicht sehr üppigen Honorare nur noch einmal bezahlt, dann gehören die Texte den Verlagskonsortien und dürfen ohne weitere Bezahlung, ja sogar ohne weitere Mitteilung allüberall abgedruckt werden. Der Verleger erwirbt mit einer geringen Einmalzahlung Inhalte für all seine Publikationen – ein fürwahr profitables Modell. Nur leider nicht für diejenigen, die die Texte herstellen, also für die Autor*innen, die vielzitierten „Kreativen“ – die schauen bei dieser Mehrfachausbeutung ihrer Werke in die Röhre.

11.05.2017

Egon Bahr sagte...

Ein sehr kluges Wort eines großen und glaubwürdigen Politikers, das nicht nur für Politiker Gültigkeit hat:
„Wenn ein Politiker anfängt, über ‚Werte‘ zu schwadronieren, anstatt seine Interessen zu benennen, wird es höchste Zeit, den Raum zu verlassen.“
(Egon Bahr)

11.05.2017

EsPeDe: Der Mann, der über Wasser gehen kann, kann weder Wahlen gewinnen noch rechnen

Und die EsPeDe?
Ach…
Der Mann, der, wenn man den Parteifunktionären und einigen Medien Glauben schenken darf, über Wasser gehen kann, kann allerdings, wie man jetzt schon zum zweiten Mal feststellen konnte, keine Wahlen gewinnen.
Und Rechnen kann er auch nicht, wie sein Diktum beweist, daß er niemals nicht eine Regierung mit den „Linken“ (also den eigentlichen Sozialdemokraten) bilden werde. Wie denn sonst? Die SPD liegt bundesweit aktuell bei den Umfragen zwischen 27 und 29 Prozent. Die Grünen (die längst eher der Merkel-CDU zuneigen) liegen bei 7 bis 8 Prozent. Macht zusammen zwischen 34 und 37 Prozent. Nur zur Info an den Mann, der über Wasser gehen kann: Mit ca.  35 Prozent der Wählerstimmen kann man nicht Kanzler werden…

11.05.2017

Migranten gründen Firmen!

Interessanter Artikel im „Economist“ (vom 4.2.2017) über „Startup-Kultur“:
„Almost half the new businesses in Germany are launched by immigrants.“

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