LCD Soundsystem, Bilderbuch, M.I.A., Zalando...
Die New Yorker Band LCD Soundsystem, deren Mastermind sich zuletzt hauptsächlich als Betreiber einer schicken Weinbar hervorgetan hat (und nichts gegen den Genuß von Wein, bitte!), hat ein Deutschland-exklusives Konzert in Berlin gegeben. Wer das Konzert erleben wollte, mußte allerdings erst einmal eine etwa zweieinhalbstündige Werbeveranstaltung über sich ergehen lassen, ganz so, wie es bei Seniorenbusfahrten ja auch kein Essen ohne vorherige Verkaufsveranstaltung gibt...
Welchen Teil von „Ain’t singing for Pepsi, ain’t singing for Coke“ hast du, lieber James Murphy, nicht verstanden?
Einen Dreh weiter gehen Bands wie die gehypten Austro-Popper Bilderbuch oder die sich gern als radikal inszenierende Rapperin M.I.A., die von vornherein auf einem als Musikfestival verkleideten Vermarktungsevent der Firma Zalando auftraten. „Der Online-Modehändler Zalando hat alles zusammengeworfen und will mit dem Modefestival ‚Bread & Butter’ Zehntausende Kunden und solche, die es werden sollen, nach Berlin locken“, berichtet die „FAZ“. Es geht um Streatwear, um Alltagskleidung, „weshalb auch Unternehmen wie Nike, Adidas oder Reebock zum Aufgebot gehören.“ Und: „Alle Produkte, die in der Arena Berlin gezeigt werden, sind sofort danach auf der Plattform des Online-Händlers verfügbar.“ Und die Musi spielt dazu, im wahrsten Sinne des Wortes Verkaufsförderungspop von Allesmitmachern der Mitmachklasse A+.
Und auch das Publikum darf mitmachen, nämlich mit seinen Daten: „Jeder Besucher bekommt ein Band ans Handgelenk, das mit RFID, also einer Funktechnik, ausgestattet ist. An 350 Sensoren, die über das Gelände verteilt sind, können die Besucher etwa von Fotografen geschossene Fotos direkt auf ihre Facebook-Kanäle hochladen, bestimmte Lieblingsstücke auf Wunschlisten speichern oder gleich neue Schuhe kaufen.“
Und big brother Zalando freut sich, daß die Besucher*innen, die denken, daß sie sich auf einem Musikfestival herumtreiben, dem umstrittenen Konzern bereitwillig ihre Daten spenden...