03.02.2015

O2 Arena heißt jetzt Mercedes-Benz-Arena

Von BMW ist es natürlich
nur ein Jaguarsprung zu Mercedes-Benz: Denn die von der Anschutz-Gruppe (AEG)
betriebene Mehrzweckhalle am Berliner Ostbahnhof bekommt einen neuen Namen,
statt O2 heißt sie ab dem 1.7.2015 „Mercedes-Benz-Arena“. Die neue
Namenspartnerschaft erstreckt sich angeblich auf zwanzig Jahre, aber je nun,
auch Telefonica ist vorzeitig aus dem O2-AEG-Vertrag ausgestiegen... Harald
Schuff, Vorsitzender der Geschäftsleitung Mercedes-Benz Cars Vertrieb
Deutschland und Leiter Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland, droht angesichts des
Vertragsabschlusses: „Für uns ist dies
gleichzeitig ein weiteres konsequentes Bekenntnis zum Standort Berlin und
unseres Engagements im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.“ Na, denn mal viel
Spaß!Am Charakter der
seelenlosen Abspielstätte mit dem Charme eines Parkhauses wird das wenig
ändern. Während den BürgerInnen Friedrichshain-Kreuzbergs sogar zugemutet wird,
daß es künftig einen „Mercedes-Benz-Platz“ vor der Spielstätte geben soll,
zeigt sich der Autokonzern in einem anderen Stadtteil einigermaßen mimosenhaft.
In Charlottenburg soll ein Großbordell entstehen, und zwar in direkter
Nachbarschaft zur „Mercedes-Welt am
Salzufer“, die das Haus mit dem künftigen Bordell an drei Seiten
umschließt. Das Verwaltungsgericht hat nun nach einer Ortsbesichtigung
entschieden, daß nichts gegen das Bordell gegenüber der Mercedes-Welt spreche.
Und mal ganz ehrlich: Ich finde ja sogar, das paßt irgendwie...

03.02.2015

Reklameverbot in Grenoble

Ganz anders macht es der
Bürgermeister von Grenoble, der jetzt ein Wahlversprechen einlöst. Eric Piolle,
so heißt der verdienstvolle Mann, gewann die Wahl mit dem Slogan „Bäume statt
Werbetafeln!“ Und nun  setzt er den Wählerauftrag
um, wie die „FAZ“ meldet – er verbannt alle Werbeschilder aus der Innenstadt
Grenobles. „Grenoble wird damit zum
europäischen Vorreiter für eine werbefreie Stadt.“ In den kommenden Monaten
sollen 326 Reklametafeln abgebaut werden, die 2051 Quadratmeter öffentlichen
Raumes einnehmen. Den Vertrag der Stadt mit dem Werbekonzern JC Decaux ließ er
kündigen (JC Decaux ist einer der beiden Weltmarktführer für Werbung im
öffentlichen Raum, neben Clear Channel, der ursprünglichen Mutterfirma des
weltgrößten Konzertveranstalters, der sich heute Live Nation nennt; die in
Deutschland weitverbreitete „Wall AG“ ist eine Tochterfirma von JC Decaux).Doch mit der Abschaffung
von Reklame in der Stadt ist es Piolle, der von einer „Befreiung des öffentlichen Raums“ spricht, nicht getan. Der
Bürgermeister kündigte gleichzeitig an, kleine Tafeln aufstellen zu lassen, die
zur Ankündigung kultureller, politischer und sozialer Veranstaltungen genutzt
werden können. Der öffentliche Raum Grenobles wird zurückerobert – chapeau! Die
von Herbert Marcuse im „Eindimensionalen Menschen“ herbeigesehnte „bloße Abwesenheit von Reklame“ (die
laut Marcuse allerdings „das Individuum
in eine traumatische Leere stürzen“ würde), hier ist sie Wirklichkeit.
Frankreich, du hast es besser!

07.01.2015

Streaming-Versteher

Ich warte drauf, daß man mich als „Streaming-Versteher“ bezeichnet...Jedenfalls meldet der Musikmarkt, was sich unsereiner sowieso gedacht
hat, nämlich:„Rund 25 Prozent der
Streaming-Hörer kaufen ein neues Lied, wenn es ihnen gefällt, bei
Radio-Konsumenten seien es nur acht Prozent. Das fand die Country Music
Association (CMA) in einer neuen Studie heraus.Streaming-Nutzer setzen sich laut der Studie auch
eher mit einem Lied auseinander als Radiohörer. 69 Prozent der Streamer suchen
nach dem Hören Liedtexte, erzählen einem Freund von dem neuen Stück oder kaufen
es physisch oder digital. Vergleichbares machen nur 17 Prozent der Radiohörer.“Also:
Streaming-Nutzer kaufen drei Mal mehr Musik als Radiohörer. Hallo, die Herren
Grönemeyer-Regner-Ärzte?!? Ach so, ihr habt wieder nicht aufgepaßt. War ja
klar.

07.01.2015

Bertelsmann zerschlagen!

Interessant ist, daß die deutschen Politiker sich mit Verve bemühen,
Google zu zerschlagen – oder zumindest vorgeben, das zu betreiben, denn mehr
als eine Willensbekundung und frommes Wunschdenken ist das angesichts
zahlreicher damit zusammenhängender Realitäten ja kaum.Während sich andrerseits in der ganzen deutschen Politik niemand findet,
der auch nur ein kleines, kritisches Wörtchen zum Bertelsmann-Konzern sagen würde.
Wo die Zerschlagung des Bertelsmann-Imperiums eigentlich die dringendere und
hierzulande notwendigere Aktion wäre. Der Bertelsmann-Konzern besitzt
jedenfalls nicht nur zahlreiche Printmedien von "Spiegel" bis
"Stern", das weltgrößte Buchverlagsimperium Random House, große
Druckereien und die RTL-Senderfamilie, sondern über den
Internet-Logistikgiganten Arvato, wie es Professor Rudolph Bauer im Interview mit
„Telepolis“ formuliert, auch „die größte
Privatdatei mit persönlichen Daten der deutschen Bevölkerung: Über die privatisierten Post- und
Bahn-Dateien kontrolliert Bertelsmann damit unsere Wohnorte und
Bewegungsprofile, über die neue privatisiert verwaltete ‚Gesundheitskarte’
dringt der Konzern noch tiefer in unsere Privatsphäre ein, pikanterweise in
Kooperation mit Ablegern der NSA-Zulieferfirma Booz Allan Hamilton, bei der
Edward Snowden seine Whistleblower-Karriere startete.“Bevor man sich über die kalifornischen Konzerne
aufregt, sollte man sich vielleicht erstmal mit dem einheimischen big brother in Gütersloh
auseinandersetzen. Die „unabhängige“ Bertelsmann-Stiftung entwickelt politische
Konzepte wie Hartz IV oder die umfassende Privatisierung über PPP, also das
„Public Private Partnership“, und die konzerneigenen Medien machen vorher und
nachher entsprechende Stimmung. Während der Internet-Logistik-Konzern Arvato
von dem good & bad cop-Spiel von Stiftung und Konzern bestens profitiert.

07.01.2015

Xavier Naidoo hat nicht alle am Christbaum III

Wenn man sich vor Augen führt, welch reaktionären und zum Teil
rechtsextremen und unverhohlen antisemitischen Songtexte Xavier Naidoo veröffentlicht
hat, muß man sich doch sehr wundern, daß jahrelang weder die „Musikstadt
Mannheim“, deren Botschafter Naidoo war, noch all die Fernseh- und
Radiostationen, die die Ergüsse des Sakro-Poppers rauf und runter gespielt
haben, etwas gemerkt haben wollen. Und, nochmal sei’s geklagt, die Europäischen
Indies dem Antisemiten gerade einen Preis verliehen haben.Etwa das Lied „Aus dem Reichstag“, in dem die antisemitische Legende von
den Rothschilds, die auch die Nazis gerne benutzten, in nur vier Liedzeilen auf
den historischen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts trifft, eben auf Gustav
Freytags „Schmock“, mit dem der einen gesinnungslosen jüdischen Journalisten
bezeichnet, den er auch sonst „mit
allerlei antisemitisch-biologistischen Klischees auflädt“ (Silvio Duwe):„Wie die
Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken.Ihr wart
sehr, sehr böse, steht bepisst in euren Socken.Baron
Tothschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel.Der Schmock
is’n Fuchs und ihr seid nur Trottel.“

07.01.2015

Gabriel trifft Inkontinenz-Allianz

„So wenig
Zustimmung hatte Gabriel noch nie: Nur noch elf Prozent der Deutschen wünschen
sich laut einer Umfrage den SPD-Chef als Bundeskanzler“, erfahren wir auf
SPON. Nur die deutsche Inkontinenz-Allianz kann nicht an sich halten: Gorny
& seine Mitstreiter der „Deutschen Content Allianz“ trafen sich dieser Tage
mit Gabriel, „um
über die Inhalte und Umsetzung der Digitalen Agenda zu sprechen“, wie der „Musikmarkt“ berichtete. Und
Gabriel hat „versichert, die von der Deutschen Content
Allianz vertretenen Branchen bei der Umsetzung der Digitalen Agenda
einzubinden“. Na dann.

07.01.2015

Die SPD läßt wochenlang wählen

Die EsPeDe schlägt vor, künftig wochenlang wählen zu lassen statt nur
noch einen Tag zwölf Stunden lang. Wahrscheinlich denken die Sozialdemokraten,
wenn man nur lange genug wählen lasse, werde sich schon noch irgendjemand
erbarmen und EsPeDe wählen. Sie wollen es einfach nicht kapieren, daß einfach
niemand mehr ihre Partei wählen will. Und wenn sie vier Jahre lang wählen
lassen würden, es würden doch nicht mehr als 25 Prozent. Und warum? Es hat
etwas mit Politik zu tun. Aber auch das werden sie nicht verstehen (und das
soll jetzt nicht heißen, daß unsereiner und die WählerInnen mit irgendeiner
anderen der zur Wahl stehenden Parteien irgendwie zufriedener sein würde, nur
schweigen die anderen Parteien eben still und versuchen, nicht weiter
aufzufallen...).

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