Ché Noir, Apollo Brown und der deutsche Popjournalismus

21.09.2020

Was aber ist ein Popjournalismus wert, der zwar alle möglichen und unmöglichen Produkte der Tonträgerindustrie rauf und runter rezensiert, jedoch keine einzige Zeile und keinen Ton über eines der besten Alben des Jahres verliert, nämlich „As God Intended“ von Ché Noir und Apollo Brown?
Und das hat System – bereits das sensationelle „Sincerely, Detroit“ von Apollo Brown wurde letztes Jahr vom deutschen Popjournalismus großflächig ignoriert.

Fröhliche Cancel Culture

14.09.2020

Interessant ja auch, daß das selbsterklärte und von der üblichen Feuilletondebatte als solches bestätigte „Opfer“ der sogenannten „Cancel Culture“ in der Folge nach ihrem abgesagten Hamburger Auftritt mit ellenlangen Interviews, Porträts und Rezensionen in praktisch allen, aber auch wirklich praktisch allen Feuilletons, Zeitschriften und Medien dieser Republik bedacht wurde. Hier zeigt sich ein ganz neues Verständnis von „Cancel Culture“…

 

"Abgehört"-Rubrik auf "Spiegel Online": Verlag hat Budget gekürzt

09.09.2020

Falls sich jemand wundern sollte, warum die gute, kluge und wichtige Rubrik „Abgehört" bei „Spiegel Online“ (weiß schon, das Internetdingens vom Spiegel heißt nicht mehr so…) jetzt so gekürzt erscheint und es nur noch ein Album der Woche und ein paar Kurzkritiken gibt statt vier ausführlicher und gut geschriebener Rezensionen: Die Redaktion hat das Budget für Gastautor*innen gestrichen, wie ich aus gut unterrichteten Kreisen erfahren habe.
Und so wird der Raum für Popkritik hierzulande immer kleiner, und das ist verdammt übel.

 

Wie es einmal fast zwei Frauen aufs Cover des „Rolling Stone" schafften...

08.08.2020

„Wie es einmal fast zwei Frauen aufs Cover des ‚Rolling Stone‘ schafften“, lautet der auf allen Ebenen sehr lesenswerte Artikel von Stefan Niggemeier in „Übermedien“. Zwei Frauen, die Soulsängerin Joy Denalane und die Rockmusikerin Ilgen-Nur, wurden für die August-Ausgabe der deutschen Ausgabe des Fanzines (aktuelle verkaufte Auflage: ca. 12.000) interviewt (und, am Rande: das Interview ist verdammt gut und ebenfalls sehr lesenswert!

Hasskampagnen vs. Meinungsfreiheit

08.08.2020

Speaking of „Rolling Stone” und „Musikexpress”:
Die ebenfalls im Axel Springer-Konzern erscheinende Tageszeitung “Die Welt” beschäftigt den „Journalisten“ Rainer Meyer, der sich „Don Alphonso“ nennt und z.B. von der „taz“ als „Der Troll vom Tegernsee“ bezeichnet wird. Don Alphonso ist auf Hasskampagnen gegen progressive Menschen spezialisiert, „die dann von seinen rechtsextremen Followern bedroht werden“ („taz“), und zwar auf widerlichste Art und Weise.

Dylan größer als Brecht?

22.07.2020

Willi Winkler in der SZ über das neue Album von Bob Dylan:
„Die einzige Konstante wie je: In mir habt ihr einen, auf den könnt ihr nicht bauen, oder wie Brecht es formuliert hätte, wenn er so gut wie Dylan gewesen wäre: ‚It ain't me, babe‘.“
Awcmon: Wenn Brecht „so gut wie Dylan gewesen wäre“ – really?!?
Bei allem gebotenem Respekt vor Bob Dylan wie auch vor Willi Winkler, dem wir viele schöne Artikel zu verdanken haben: geht’s bitte auch ne Nummer kleiner? Danke.

 

Negerkuß und Zigeunerschnitzel im BRD-Altersheim

02.07.2020

Rührende Szene im Seniorenwohnheim:
Bundestagsvizepräsident Kubicki (FDP) betont: „Ich sage weiter Negerkuß!“ Und er klopft mit dem Suppenlöffel auf den Tisch: „Und ich bleibe auch beim Zigeunerschnitzel.“
Ein paar Tische weiter, ganz rechtsaußen, freut sich Roland Tichy.
Und alle sind ganz begeistert von sich selbst und ihrem gewagten Tabubruch: Ringelkiez mit Anfassen im reaktionären Teil des bundesdeutschen Altersheims…
 

Pflegekräfte sollen intensiv nachdenken!

09.04.2020

In Springers „Welt“ gibt ein Schriftsteller namens Alain de Botton all den Pflegekräften, Supermarktkassierer*innen und Paketzusteller*innen einen guten Ratschlag:
Sie sollen doch „die Zeit der Isolation mit intensivem Nachdenken verbringen, um sich zu sortieren und zu begreifen (…) Die Welt wird wieder uns gehören, wir werden sie frei bereisen können.“
(zitiert laut „Perlentaucher“).

Apollo Brown "Sincerely, Detroit" is best!

25.03.2020

Liebe Musikjournalist*innen: Mir ein absolutes Rätsel, warum ihr Apollo Brown bei euren Jahresbestenlisten und Jahrescharts komplett ignoriert habt. Für mich ist „Sincerely, Detroit“ eines der allerbesten Alben des Jahres 2019 (neben Dina Ugorskajas Schubert-Einspielung).
Oder besprecht ihr grundsätzlich nur noch Alben, die euch von der Musikindustrie zugeschickt werden? Just asking – das ist keine Polemik, sondern eine Verständnisfrage.
(Antworten werden ggfs. auch unter Wahrung der Vertraulichkeit entgegengenommen)
 

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