Laut Bericht auf
"Spiegel Online" hat Bruce Springsteen anläßlich seines Berliner
Konzerts kräftig gegen Banker und Finanzwelt gewettert, sein Song "We Take
Care Of Our Own" wurde angeblich schon so etwas wie die "Hymne der
Occupy-Bewegung". Doch wie so oft greift die Gesellschaftskritik
US-amerikanischer Musiker etwas kurz - es geht gegen "gierige Diebe"
und gegen "Raubritter" - schön brav sozialdemokratisch eben, man will
keine andere Welt, sondern die bestehende, die soll aber ein klein wenig
hübscher sein und ohne allzu gierige Einzelpersonen.
Substantieller geht da Jeb Loy Nichols zu
Werk - sein Song "To Be Rich (Should Be A Crime)" ist eher
fundamental antikapitalistisch - und auch sonst ein schöner Song, produziert
von Adrian Sherwood und derzeit als Vinyl-Single und als Teil des "King
Size Dub"-Albums von 2011 erhältlich:
* * *
Und die
Fußball-Europameisterschaft? Wir sind ja für eher waghalsige Prognosen bekannt,
also soviel schon mal vorweg: Deutschland wird ganz sicher nicht Europameister!
Das kann man gleich mehrfach begründen: Politisch – ganz Europa leidet
wirtschaftlich unter dem Zuchtmeister Deutschland, da sollte sich doch
mindestens ein Land finden, das den von Merkel geprägten neoliberalen
Dominanzfußball stoppen kann. Gute Chancen sollten naturgemäß die haben, die am
meisten unter der deutschen Wirtschaftsknute zu leiden haben – einer der
PIGS-Staaten dürfte also wohl Europameister werden – und da Spanien den besten
Fußball spielt, und gleichzeitig den PIGS-Staaten angehört, ist das schon mal
der natürliche Favorit. Nun wissen wir alle, daß eher selten das Team gewinnt,
das den schönsten Fußball spielt, und bei einer EM gibt’s auch immer gerne mal
eine Überraschung – also vielleicht doch die Osteuropäer? Polen? Tschechien
(wobei, die Tschechen haben leider keine brauchbare Offensive)? Holland wird es
nicht werden, denn die haben Robben. Vielleicht Frankreich? Nach der Entsorgung
Sarkozys ist das ein guter Tip, auch wenn der Hollande-Sozialdemokratismus vielleicht zu früh kommt. Aber wie gesagt:
Deutschland nicht. Zu viel FC Bayern, zu wenig Dortmund. Haben Sie gesehen, wie
die Nationalspieler im Championsleague-Finale beim Elfmeterschießen gekniffen
haben? Kroos? Gomez? Da steckt die Versagensangst einer ganzen Generation in
den paar Spielern. Oder man kann es begründen wie mein Schweizer Freund und
Fußballkenner: „die Deutschen haben so doofe Frisuren, das wird nichts“...Also, wenn Sie
mich fragen: einer der beiden PIGS-Staaten mit brauchbarem Fußball wirds, oder
Frankreich. Sie werden sehen. Oder es kommt ganz anders.
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Der komplette
Wirtschaftsteil der „Süddeutschen Zeitung“ vom 26.5.2012 ist von einer
vierseitigen, teuren Anzeige des Kaffeemaschinenherstellers „De’Longhi“
ummantelt. Und was mußte die Redaktion der „Süddeutschen“ dafür tun? Auf Seite
31 im Wirtschaftsteil derselben Zeitung eine „Sonderseite“ zum Thema „Kaffee“
ins Blatt nehmen. Ich glaube, man nennt es unabhängige Presse, oder? (keine
Sorge, ich habe das Geschäftsprinzip verstanden, das eine hat natürlich null
mit dem anderen zu tun, eh klar)
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Piraten, wohin
man sieht. Im Email-Posteingang ein Bandangebot: „Der Fluch der Karibik live
als Partyrock-Band auf Ihrer Bühne“.
„Die Coverpiraten
sind die neue Entdeckung am Partyhimmel. Die Bühne ist dekoriert mit rauchenden
Kanonen, leuchtenden Fackeln und Piratenaccessiores. Bei Bedarf kommen wir sogar mit Pyroshow! Die
Musiker sind in ständig wechselnden Piratenoutfits auf der Bühne, die Sänger
wechseln über 20 mal die Outfits während der Show, von Schlager- über Rock- bis
zum 70´s Outfit. Die Tänzerinnen
kommen Fahnen schwenkend und im finalen Spagat endend auf die Bühne. Von Top 40
Hits über Deutschen Schlager bis hin zu AC/DC wird mit 100%igem
Wiedererkennungswert eine Show geboten die ihres Gleichen sucht.“
Der Fluch der
Partyrockband, sozusagen.
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Dieser Kalauer
wäre einem gern selber eingefallen:"Günter Grass, der stets sein Bestes
gegeben hat, sei es für die SS oder die SZ"... (Hans Zippert in
der "Welt")
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Man liest das jetzt gerade allerorten, wie dieser Tage in
der „FAS“: „Die Grünen sehen sich durch den Erfolg der Piraten
herausgefordert.“Der Grüne Sven-Christian Kindler aus Hannover „hat ein duales Studium zum Betriebswirt
gemacht, wohnt in einer Öko-WG im multikulturellen linksalternativen Linden,
kocht gern vegan und wandert mit seinen Freunden bei den Pfadfindern“ und
sieht ansonsten die Gefahr einer Verspießerung der Grünen: „Wir dürfen keine Wischiwaschi-Volkspartei werden und auch keine
angepaßte Spießerpartei“.Wie meint Kindler aber das Wörtchen „werden“ in diesem Satz?Dieter Hildebrandt übrigens wies unlängst darauf hin, „daß die Spießer heute immer jünger werden“.
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Der sowieso und überhaupt immer lesenswerte Newsletter des
„Palace“ in St. Gallen berichtet von einem hübschen Beispiel Bankenrettung vs.
Lehrstuhlförderung bzw. eine Hand wäscht die andere:
„Bekanntlich hat die Großbank UBS der
Universität Zürich fünf Lehrstühle gesponsert und auch noch ein «UBS Center of
Economics in Society». Es ist schon eine typisch schweizerische Art, Skandalen
ein Ende zu setzen: Eine Großbank wird vom Staat mit 68 Milliarden Franken
gerettet. Eine Untersuchung zu ihren kriminellen Geschäften gibt es keine. Die
Auflagen bleiben minimal. Zum Schluß kommt der Ex-Bundesrat und neue
Bankenchef, kauft sich die Bildung und sagt im Wirtschaftsweltblatt: «Die
Lehrstühle sollen unter anderem untersuchen, weshalb staatliche Regulierungen
oft andere als die beabsichtigten Wirkungen haben.» Das muß man sich erst mal
ausdenken: Milliarden von den BürgerInnen einstreichen, und dann noch
untersuchen lassen, ob die mit dem Geschenk verbundenen Auflagen eine falsche
Wirkung haben.“
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Was an Politik-(Klein)darstellern wie Klaus Wowereit fast am
meisten nervt, ist diese arrogante Nonchalance gegenüber der Realität des
Faktischen, und die Zurschaustellung eigener politischer Hilflosigkeit als sich
ankumpelnde Betroffenheitsattitüde – „ja, wir wollen auch eine andere Welt,
aber leider leider...“ – so, als ob Politiker keine Gesetze machen könnten,
keine Flächennutzungspläne aufstellen oder keine Steuern erheben (bzw. wenn sie
wenigstens zugeben würden, daß sie
nichts zu sagen haben angesichts von Banken Versicherungen Lobbys...).
Eine ganz neue Variante der von Walter Benjamin
beschriebenen Ästhetisierung des Politischen als wesentliche
Legitimationsstrategie von Herrschaft (und denken Sie neben dem Freiherrn
Guttenberg und Wowereit etwa auch an Sarkozy!).
Da wollen Konzerne wie BMW und Guggenheim nach Kreuzberg
kommen, um sich mal paar Wochen mit Stadtplanung zu beschäftigen – „mit Eröffnungsparty und Reden – powered by
BMW. In Berlin ist das Alltag. Diese Stadt verkauft sich immer an den
Meistbietenden. Wenn einer kommt und zahlt, eine Autofirma, eine Modefirma,
eine Mobilfunkfirma, dann kann er hier eigentlich alles haben, Plätze, Straßen,
das Brandenburger Tor“ (Jakob Augstein, SPON).
Es ist im Berlin des Sozialdemokraten Wowereit eben
tatsächlich so, wie Augstein schreibt: alles braune Brause. Wenn Coca-Cola (das
schon die NSDAP-Parteitage in den 30er Jahren gesponsert hat) ruft, bekommen
sie das Brandenburger Tor. Wenn die Berliner Fashion-Week das braucht, bekommt
sie den zentralen Bebel-Platz neben der Staatsoper, und das Festzelt wird von
Daimler-Benz gesponsert, der Firma, die nicht wenig in den Nationalsozialismus
verstrickt war, und steht direkt über dem Denkmal von Micha Ullmann, das an die
Bücherverbrennung 1933 erinnert. Und wenn BMW ruft, die Firma, deren Grundkapital
aus Zwangsarisierungen und Zwangsarbeit kommt, dann rollt Wowereit „den Roten
Teppich aus“.
„Weltoffenheit hieß
schon unter seiner rot-roten Regierung: Unternehmen, Investoren und andere
Möchtegern-Berlin-Gestalter aus der großen weiten Welt anlocken, koste es was
es wolle. Im vorauseilenden Gehorsam wurden da möglichst alle Barrieren
weggeräumt, etwa die lästigen Befürchtungen der Kiez-Bewohner, die sich
spießigerweise um ihre Wohnungen und steigende Mieten sorgen“ (Sebastian
Preuss, „Berliner Zeitung“).
Doch wenn die Bürger gegen derartige Show-Projekte
demonstrieren, weil sie längst wissen, daß sie von Politikern wie Wowereit
nichts zu erwarten haben, dann müssen sie sich von dem Sozialdemokraten noch
zynisch für ihre „unsachgemäße Kritik und
Versuche der Einschüchterung durch plumpe Drohungen“ kritisieren lassen.
Wie wäre es denn, Wowereit und Konsorten wählten sich einfach eine andere
Bürgerschaft?
Wenn den Berliner Landes- und Bezirkspolitikern wirklich an
einer Diskussion zur Stadtplanung gelegen wäre, hätten sie diese längst
organisieren können, nein: müssen! Nur wer sich jahraus jahrein nicht für die
Sorgen der BürgerInnen interessiert, sich nicht mit den Schattenseiten des
Berliner Immobilienbooms beschäftigen möchte, der propagiert schicke Show-Veranstaltungen,
die von BMW und Guggenheim als Imagekampagne organisiert werden.
Politikdarstellern wie Wowereit und Konsorten geht es um die
Privatisierung nun auch noch des öffentlichen Raums. Das ist ein Teil der
jahrelangen Kampagne der Umverteilung von unten nach oben. BMW und Guggenheim
und Wowereit stehen für das Problem, nicht für die Lösung. „Das ist die Ideologie des Starken, derer, die es sich leisten können,
auf öffentliche Infrastruktur zu verzichten.“ (Augstein)
Dem großen Staatsmann Wowereit sei dieses Zitat eines
schwäbischen Heimatdichters um die Ohren gehauen:
„Du bist fertig,
Staatsmann.Der Staat ist nicht
fertig. Gestatte, daß wir ihn verändern.“ (Bertolt Brecht, „Fatzer“)
* * *
Aber Berlin kann ja nicht wirklich viel. Berlin kann nicht
Popkomm und nicht Musikmesse. Berlin kann nicht Flughafen. Berlin kann nicht
Staatsoper (der Umbau dauert jetzt knapp zwei Jahre länger als geplant). Berlin
kann nur endlose Baustellen.
Finden Sie alles etwas provinziell? Berlin ist provinziell! Am Ende ist Berlin eben
auch nur 55 mal Fulda hintereinander...
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Schon
interessant, daß die deutschen Politiker und ihre Medien, wann immer sie
„Menschenrechte“ in Staaten der ehemaligen Sowjetunion einfordern, sich
vornehmlich um die Menschenrechte von Ex-Oligarchen kümmern, von Menschen, die
in der Regel ihre Milliarden im post-sowjetischen System dadurch machten, daß
sie entweder zur Mannschaft eines sagenhaft korrupten Politikers gehörten, oder
daß sie Dinge, die der Gesellschaft gehörten, und dabei bevorzugt Energie, in
ihr Eigentum „überführten“.
Julia Timoschenko
etwa hielt Kontakt zum „sagenhaft
korrupten Dnjepropetrowsker Pawel Lasarenko, der als Vizepremier für
Energiefragen Timoschenko Aufträge im lukrativsten Geschäft verschaffte, das es
in der Ukraine überhaupt gab – dem Import von russischem Erdgas“, ist in
der „Berliner Zeitung“ zu lesen. Timoschenko wurde zur „Gasprinzessin“, ihr
Konzern kontrollierte dank hervorragender Kontakte zur Politik bald ein Fünftel
der ukrainischen Wirtschaftsleistung. „Timoschenko
wurde zur wohl einflußreichsten Oligarchin im postsowjetischen Raum. Als
Lasarenko 1997 gestürzt wurde, floh er in Timoschenkos Flugzeug. Er wurde in
den USA wegen Geldwäsche, Betrug und Erpressung zu neun Jahren Haft verurteilt.“
Daß nun gar der
Chefarzt einer Berliner Klinik im deutschen Regierungsauftrag die gierige
Ex-Oligarchin und Machtpolitikerin in einem ukrainischen Krankenhaus behandeln
muß, soll einem mal einer erklären. Sicher: die Verhältnisse in ukrainischen
Gefängnissen sind kein Zuckerschlecken. Aber ob sich die westliche Politik
ausgerechnet anläßlich Frau Timoschenkos um sogenannte Menschenrechte in der
Ukraine kümmern sollte, darf bezweifelt werden.
* * *
Und was ist mit
Dieter Bohlen los? Er klagt derzeit vor dem Europäischen Gerichtshof seine
„Menschenrechte“ ein. Denn seiner Ansicht nach hat ihn ein Zigarettenkonzern in
unlauterer Weise für seine Werbung eingespannt. Bohlen, der sonst gerne alles
und jedes mitmacht, was Geld verspricht, stört sich an der Werbung „Schau mal,
lieber Dieter, so einfach schreibt man super Bücher“.
Der
Bundesgerichtshof hat letztgültig entschieden, Bohlens Verfassungsbeschwerde
gegen dieses Urteil wurde abgewiesen, da blieb dem lieben dünnhäutigen
Multimillionär, der sonst gerne freche und ätzende Sprüche zulasten anderer im
Fernsehen absondert, natürlich nichts weiter übrig als die Klage gegen den
Entzug seiner Menschenrechte durch den bekannten Unrechtsstaat Bundesrepublik
Deutschland.
Wie sagte Bohlen
doch einst so schön? „Versuch doch mal einem Bekloppten zu erklären, daß er
bekloppt ist.“
* * *
Die „Warner Home
Video Germany“ und „Amazon Deutschland“ haben ein neues Geschäftsmodell
entwickelt, mit dem sie sich Freunde unter den Filmfans machen werden. Die
beiden Firmen bieten sechzehn Hollywood-Produktionen auf DVD an, die
hierzulande noch nicht verfügbar oder länger vergriffen waren – wie etwa Tod
Brownings „Freaks“ (1932) oder “Der kleine Cäsar“ mit Edward G. Robinson
(1932).
Die Besonderheit:
„Disc on Demand“. Amazon brennt die Filme dieser „Warner Archive Collection“
als DVD nur auf Kundenwunsch und Bestellung. Der Preis: Um die 15 Euro.
Sicherlich das
beste Mittel, Menschen von legalen und illegalen Streaming-Diensten
wegzulocken, denn für so eine handgebrannte DVD-Kopie eines achtzig Jahre alten
Films zahlt der Kunde doch gerne 15 Euro – man gönnt sich ja sonst nichts, und
die Filmindustrie muß auch von irgend etwas leben.
* * *
Wie wir wissen,
ist die US-amerikanische Kulturindustrie nicht gerade zimperlich im Umgang mit
Leuten, die illegale Kopien anfertigen und vertreiben. Doch es gibt natürlich
keine Regel ohne Ausnahme. Der 92jährige Hyman Strachmann fertigt laut
„Berliner Zeitung“ täglich wie besessen illegale Kopien von Spielfilmen an –
auf etwa 300.000 Exemplare der illegalen Kopien hat er es seit 2004 gebracht.
Doch der Zweck heiligt anscheinend die Mittel: Der Veteran, der im Zweiten
Weltkrieg diente, schickt seine Filmkopien an Soldaten im Auslandseinsatz, die
ihre Lieblingsstreifen auch im Krisengebiet sehen möchten. Die Sendungen mit
den illegalen Kopien Strachmanns gehen vor allem nach Afghanistan, bis 2011
lieferte er auch gern in den Irak.
Die Wand des
Arbeitszimmers des 92jährigen Hyman Copyking „schmücken Fotos von Soldaten, die zufrieden eine DVD in die Kamera
halten“.
* * *
„Die meiste Indie-Musik ist reine
Zeitverschwendung.“ Jack White
* * *
Schon mal von der
kanadischen Band „The Weeknd“ gehört? Deren Debütalbum „House of Baloons“
landete letztes Jahr in den Jahresbestenlisten von „Billboard“, „Guardian“ oder
der „New York Times“. Das Besondere: Das Album war „als kompletter Gratis-Download auf der Website der Künstler zu haben.
Die beiden Nachfolge-Alben von The Weeknd, ebenfalls im Jahr 2011 selbst
veröffentlicht, gab es auch umsonst. Bislang hat The Weeknd keinen
Plattenvertrag, dafür 365.000 Freunde auf Facebook und eine halbe Million
Twitter-Follower. In diesem Jahr spielte die Band bei einer großen Tour durch
die USA auf dem Coachella-Festival, einem der wichtigsten Musikfestivals der
Welt“, berichtet die „FAS“.
Wie zu hören war,
sind die Gagen der Band bereits extraorbitant, die Musiker können prächtig von
ihrer Musik leben. „Musiker, die über die
Nutzung und Auswertung ihrer Urheberrechte selbst entscheiden, haben im
Web-2.0-Zeitalter die besseren Chancen“, faßt die „Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung“ zusammen.
Doch so etwas
funktioniert nicht nur jenseits des großen Teichs, sondern auch hierzulande.
Der deutsche Rapper „Cro“ ist seit Wochen mit seinem Song „Easy“,
wahrscheinlich einem der Sommerhits des Jahres, in den deutschen Top 10. Der
Song wurde zuerst auf Youtube als Video veröffentlicht, eine Woche später
konnte man den Song als Teil eines Mixtapes kostenlos von der Website des
Labels von Cro herunterladen. Mittlerweile ist das Video sage und schreibe 17
Millionen mal auf YouTube angesehen worden und gilt als das meistgesehene
deutsche Musikvideo aller Zeiten. Wie gesagt, bis zum Release der „Easy“-Single
gab es von Cro gar keine Musik zu kaufen, „Easy“ war 16 Wochen lang kostenlos
im Internet runterzuladen. Alle Tracks von Cro gab es zum Free-Download oder im
Stream als Geschenk für seine Fans. Das Album „Raop“ erscheint am 6.Juli – bis
dahin war die komplette Tour von Cro im April und Mai ausverkauft, und der
Künstler spielt im Frühjahr und Sommer alle wichtigen Festivals der Republik,
von Rock am Ring und Rock im Park über Splash bis zu Hip Hop Open Stuttgart.
Mag sein, daß das
Internet Sven Regeners Feind ist. Es ist aber definitiv der Freund weltoffener,
guter Künstler, wie diese beiden Beispiele zeigen. Kommt ins Offene, gelt?!?
* * *
„Vielen meiner Texte hätte ich als Urheber
mehr Aufmerksamkeit gewünscht. Ich bin ja der Vater meiner Texte. Man will das
Beste für seine Kinder. Möglichst viele Leute sollen sie lieben. Wenn jemand
einen Text unerlaubt verbreiten würde, wäre es Diebstahl. Aber es würde mich
mehr freuen als ärgern. Ich fände es falsch und kleinlich, dagegen vorzugehen.
Seltsame Vorstellung, daß jemand abgemahnt werden sollte, weil er etwas von mir
lesen will. (...) Natürlich ist es mir lieber, eine Vergütung zu bekommen, ist
doch klar. Ich will nur darauf hinweisen: Die mit einem Download – auch einem
diebischen – einhergehende Verbreitung ist vielleicht wichtiger als die
Vergütung. Jemand hält meinen Text für lesenswert und weiterempfehlungswert.
Das ist doch erst mal toll. Und nicht nur eine Schmeichelei. Mein Marktwert
steigt mit der Verbreitung, auch mit der illegalen, die gegen das geltende Urheberrecht
verstößt. Und genau diesen Punkt berücksichtigt das geltende Urheberrecht
nicht.“
Joseph von
Westphalen, merkwürdigerweise einer der Erstunterzeichner des Aufrufes zum
Schutz des geistigen Eigentums
* * *
Allein 2011 hat
die EU laut einem Bericht der „taz“ über 400 Millionen Euro in die Sicherung
ihrer Außengrenzen investiert. Damit könnten 23.000 Flüchtlinge pro Jahr für
den Arbeitsmarkt fit gemacht werden, etwa über das „Resettlement-Programm“ des
UNHCR. Stattdessen ertrinken jährlich 700 Flüchtlinge mit unserer Billigung im
Mittelmeer.