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Blog Archiv - Jahr %1
02.09.2016

Lollapalooza, Spätis, Friedrichswerdersche Kirche und zweierlei Recht

Was ich von dem sogenannten Pop-Kultur-Festival, das der Berliner Senat veranstaltet, halte, habe ich dem „Musikexpress“ in einem Interview erzählt.

Die andere Berliner Festival-Mißgeburt, das „Lollapalooza“, wurde nun vom Senat genehmigt und darf diesen Monat stattfinden. In dem jüngst für 13,5 Millionen Euro sanierten Gartendenkmal Treptower Park, sozusagen auf einem Soldatenfriedhof (sind aber nur russische Soldaten...) dürfen nun 70.000 Menschen fressen, saufen, tanzen, Musik hören und das Gartendenkmal platt treten. Nachdem das geschehen ist, werden die Schäden im Park mit maximal drei Millionen Euro, die die Veranstalter hinterlegen mußten, wieder repariert. So etwas nennt man glaube ich Marktwirtschaft.

Die Denkmalschutzbehörde hat das Festival auf diesem Gelände abgelehnt. Das Amt wurde dann vom Landesdenkmalamt überstimmt (im Behörden- bzw. Politikerdeutsch heißt so etwas laut „Berliner Zeitung“: „das Amt wurde vom Landesdenkmalamt angewiesen, seine fachliche Einschätzung zu revidieren“...). Das Lollapalooza ist schließlich, so der Köpenicker Baustadtrat (SPD), ein „weltweit führendes Event, das für Berlins Image und Wirtschaftskraft sehr positiv ist“. So ist das heutzutage – auf der einen Seite muß jeder Späti in Neukölln mit harten behördlichen Auflagen kämpfen (in Berlin dürfen Spätis nur dann sonntags öffnen, wenn sie auf den Verkauf von Tiefkühlpizza und Dosenravioli verzichten und sich auf „Bedarfsartikel für Touristen“ beschränken – so jedenfalls laut jüngstem Rechtsgutachten des Berliner Abgeordnetenhauses), aber wenn ein internationaler Großkonzern mit einem „Event“ winkt, was kümmern uns dann noch Gesetze wie das Grünanlagen- oder das Denkmalschutzgesetz, Gesetze gelten eben nur für Kleinunternehmer wie die Betreiber*innen von Spätis.

Dieser Wahnsinn hat im SPD/CDU-Senat Methode. Sie haben vielleicht vor einigen Monaten von den Rissen in der Friedrichswerderschen Kirche gelesen, der einzigen noch erhaltenen Schinkel-Kirche in Berlin, die durch Bauarbeiten von benachbarten Luxusbauten gefährdet ist. Eine „Zerstörung mit Ansage“, wie es der dortige Pfarrer nennt, denn das Baudenkmal wurde 2012 geschlossen, weil der Neubau von ersten Luxuswohnungen in unmittelbarer Nähe zu irreversiblen Schäden geführt hat. Jetzt gab der Bau von Tiefgaragen für ein weiteres Luxusgebäude der Kirche den Rest. Und der Bausenator schaut der Zerstörung von Berlins schönstem Sakralbau ungerührt zu und sagt, „kein Baurecht läßt es zu, ein Projekt prophylaktisch zu stoppen, weil man mögliche Risse erwartet“ (laut „Die Welt“).

Was aber in all den feuilletonistischen Beiträgen über die Zerstörung des Baudenkmals nicht erwähnt wird: Diese Politik hat System, nicht nur in Berlin. Sie hat damit zu tun, daß für Investoren von Luxusimmobilien andere Gesetze gelten als beispielsweise (um den Klassenkampf noch ein wenig zu befeuern) für Besitzer von Spätis. Oder, besser gesagt: bei den einen wird die Einhaltung der Gesetze pedantisch überprüft, da wandern sonntags Ordnungsamtsbeamte durch den Kiez und kontrollieren, ob Tiefkühlpizza oder Dosenravioli angeboten werden, und schließen dann die entsprechenden Läden. Bei den anderen, den Investoren von Luxusbauten oder internationalen Großkonzernen, die Events veranstalten, werden Gesetze gedehnt, man schaut nicht so genau hin, Architekten und Investoren dürfen tun, was sie wollen, und man rollt ihnen noch einen roten Teppich über die Baustelle aus

02.09.2016

Angry old men

Warum immer so negativ, Seliger? Warum immer alles kritisieren?

Gemach, Messieurs Dames, gemach. Ich vertrete im Grunde ausschließlich das Positive. Den Glauben daran, daß eine bessere Welt möglich ist beispielsweise, und daß sich der Kampf dafür lohnt, weil die Welt nicht so bleiben darf, wie sie ist.
Daß unsereiner aber immer wieder mal gezwungen ist, die Welt und die Gesellschaft zu kritisieren, hat weniger mit unsereinem zu tun, sondern ausschließlich mit der Welt und der Gesellschaft. Mit den Verhältnissen also.
Und da heutzutage die Allesmitmacher, die „angepaßten Mehrheitsmenschen“ (Dath) allüberall vorherrschen, andrerseits aber einer den dreckigen Job tun muß, gibt es innerhalb des Schönen, Wahren und Guten eben immer mal wieder die Notwendigkeit, das eine oder andere negative Wörtchen fallen zu lassen. Es wäre weniger nötig, wären die Verhältnisse andere, glauben Sie mir. Und es wäre auch weniger nötig, wenn es mehr Menschen gebe, die gegen die Verhältnisse agieren würden.

Nach einem Vortrag zum „Geschäft mit der Musik“ in Wien hat mich mal ein Journalist des dortigen Stadtmagazins beim Interview gefragt, ob ich ein „angry old man“ sei; ihm hatte es nicht gefallen, daß ich die Verhältnisse so unerbittlich (aber ich fand: auch sehr vergnügt und vergnüglich...) kritisiert hatte.
So ist der Zustand der Welt – die angepaßten Mehrheitsmenschen, die Allesmitmacher organisieren die „alternativlose“ Zustimmung zur Welt. Was bleibt einem übrig, als dagegen zu sein.

Wie zum Beispiel der 104jährige ehemalige Vorstandschef der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gehag, Karl-Heinz Peters, der jetzt ein Buch über (besser: gegen) die Privatisierung der ehemals landeseigenen Gehag geschrieben hat. Es ist eine Abrechnung mit der Wohnungspolitik der vergangenen Jahre und ein Plädoyer für mehr soziale Gerechtigkeit. „Der Ärger ist die Basis meines Buches“, sagte Peters der „Berliner Zeitung“, die Wohnungspolitik sei „völlig falsch“, es gehe nur noch um „Profit, Profit, Profit“. Und Peters hat sich mit seinen 104 Jahren dafür entschieden, „einzugreifen und meine Ansicht kundzutun, damit es nicht so weitergeht“.

In Ermangelung von angry young men müssen es eben die Alten tun...

02.09.2016

Egoselling

In der Kundenzeitschrift der Fluggesellschaft Eurowings habe ich eine interessante Anzeige gesehen: Ein Falk S. Al-Omary ist „PR-Profi und Experte für Selbstinszenierung und Egoselling“ (ja, genau, Egoselling!). Er bewirbt den „Karriereturbo Selbstinszenierung“ und den „Umsatzturbo Egoselling“: „Raus aus der Beliebigkeit. Marke werden.“ Denn: „Graumäusigkeit und Leisetreterei schaden dem Geschäft.“ So ist das wohl.

02.09.2016

Dax-Konzerne, Bundesregierung: Wir schaffen das!

Am 4.7. stand in der „FAZ“, daß die Dax-Konzerne bis Anfang Juni gerade einmal 54 Flüchtlinge eingestellt haben. Puh.
Heute, 1.9., stand ebendort, daß der Bund bisher 2 Flüchtlinge eingestellt hat. Puh-puh.
Wie buchstabiert man „wir schaffen das“ gleich nochmal genau?

02.09.2016

Stefan Mross, Pur und die Realität

„Die Gruppe Pur finde ich genial.“
„Das hier ist nicht Obergurgl. Das hier ist ‚Immer wieder sonntags’, das ist die Realität.“

Stefan Mross in der „FAS“

02.09.2016

St. Petersburger Widerstands-Buletten

Eigentlich dachte ich, das sei eher eine Meldung für den 1. April, aber nein, sie meinen es wohl ernst. Der russische Performance-Künstler Pjotr Pawlenski gilt als Enfant terrible. Er hat eine Tür der Zentrale des russischen Geheimdiensts FSB in Brand gesteckt oder seine Hoden in Sichtweite des Kreml auf den Roten Platz genagelt oder sich aus Protest gegen die Inhaftierung von Pussy Riot die Lippen zugenäht.

Jetzt hat Burger King St. Petersburg laut „Guardian“ eine „Serie limitierter Burger“ angekündigt, jeder modifiziert „in tribute“ zu einer der Aktionen Pawlenskis. Beispielsweise ein teilweise zugenähter Burger oder einer, auf dem, nun ja, ein Ei mit einem Plastiknagel aufgespießt ist.

Ich würde ja eher sagen, daß die Kollegen vom „Guardian“ und in deren Gefolge die „taz“ auf eine raffinierte Kunstaktion reingefallen sind, aber möglich ist es natürlich schon in Zeiten des „anything goes“ und des sofortigen Aufsaugens aller widerständigen Aktionen durch die Konsumindustrie, daß das alles dort in St. Petersburg ex Leningrad so passiert bei der amerikanischen Frikadellenbraterei. Wie sagt doch Volksbühnen-Dercon so schön: „Protest is part of our brand!“

02.09.2016

Grüne Parteispenden

Der „Brand“ der Grünen ist „sozial“ und „ökologisch“ und daß sie irgendwie „die Anderen“ sind. Die Bundestagsfraktion der Grünen hat beantragt, eine jährliche Spendenobergrenze in Höhe von 100.000 Euro ins Parteiengesetz zu schreiben, konnte sich mit dieser Forderung jedoch gegen die sogenannten Altparteien, die nach wie vor von Großspendern aus „der Wirtschaft“ abhängig sind, nicht durchsetzen.

Die taz meldet jetzt, daß die Berliner Grünen eine Parteienspende in Höhe von 270.000 Euro erhalten haben, und zwar von einem Finanzmanager namens Wermuth, der „als knallharter Verfechter der freien Marktwirtschaft gilt“; „Investitionen in vermeintliche Ökofirmen sind sein Geschäftsmodell“, und beim grünen Parteitag im April behauptete Wermuth, ein „guter Kapitalist“ zu sein – und also solcher verspricht er sich natürlich von einer auf ein gutes Wahlergebnis folgenden Regierungsbeteiligung der Berliner Grünen bessere Geschäfte. Und um dies zu ermöglichen, hat er allem Anschein nach irgendwo in seiner Porto- oder Kaffeekasse noch mal eben 270.000 Euro gefunden.

Die Grünen hätten nun natürlich diese Spende, die ja doch beträchtlich über der von ihnen geforderten Obergrenze in Höhe von 100.000 Euro liegt, aus den guten Gründen, mit denen sie ihren Antrag in den Bundestag eingebracht haben, ablehnen können. Aber da kennen Sie die Grünen schlecht. Was kümmert sie ihr Geschwätz von gestern, was kümmert sie das alberne Gerede von der Glaubwürdigkeit – her mit der Kohle, is’ schließlich Wahlkampf, können wir noch paar mehr belanglose Großplakate kleben. „Mut zur Freiheit“ eben.

02.09.2016

Renner und Dercon - schofelig

Der scheidende Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner hat laut „Berliner Zeitung“ den Stil des Umgangs mit dem künftigen Volksbühnen-Chef Chris Dercon als „menschlich schofelig“ kritisiert. Es werde eine Kampagne gegen Dercon geführt, „obwohl der noch gar nicht angefangen habe“.

Nun ja, wenn man den neofeudalistischen Stil berücksichtigt, mit dem Müller und Renner dem renommierten Volksbühnen-Intendanten Castorf den Stuhl vor die Tür gesetzt und den neuen Volksbühnen-Intendanten installiert haben (die Pro-Dercon-Kampagne also, obwohl der noch gar nicht angefangen hat), dann blieb den Mitarbeiter*innen der Volksbühne wie den Berliner Kulturarbeiter*innen wenig mehr übrig als der Weg in die Öffentlichkeit, um diese hinter verschlossenen Türen vollzogene Entscheidung zu kritisieren.

Schon klar, daß es Renner, der nach den Berliner Wahlen in diesem Monat wohl kaum noch Kulturstaatssekretär sein wird, sehr schmerzt, daß die einzige wesentliche und in Erinnerung bleibende Entscheidung seines kurzen Zwischenspiels als Kulturstaatssekretär ausgerechnet das Fiasko um Dercon bleiben dürfte.

02.09.2016

Mirielle Matthieu und ihre Fans

Mireille Mathieu, der „Spatz von Avignon“, wurde siebzig, und es stellte sich heraus, wer Fan der Französin, die 190 Millionen Schallplatten verkauft hat, war und ist. Neben meinem Vater sind das unter anderem Wladimir Putin („eine talentierte Künstlerin und bezaubernder Mensch“) und der verstorbene Muammar Al-Ghaddafi.

Tarata-Ting, Tarata-Tong, der Wind wird ewig singen, wenn es die Liebe will, aloa-he, denn die Liebe kennt nur der, der sie verloren hat, aber Heidschi Bumbeidschi, der Wein war aus Bordeaux, aber nie war mein Herz dabei auf dem Rummelplatz der Liebe, zuhause wartet Natascha, podmoskovnije vechera, der Wind hat mir ein Lied erzählt, und es ist Zeit für Musik, Akropolis adieu.
Schau mich nicht so an!

02.09.2016

Deutsche Künstler laut Anselm Feuerbach

„Es hat Einigen beliebt, mich als deutschen Künstler hinzustellen: ich protestiere geen diese Lüge. Was ich geworden bin, habe ich zunächst den modernen Franzosen von 48, dem alten und jungen Italien, und dann mir selbst zu verdanken. - den Deutschen bleibt das Verdienst, mich zeitlebens angefeindet und schlacht bezahlt zu haben."
Anselm Feuerbach

02.09.2016

Der vegane Höhlenbär

Ich bin wirklich weit entfernt davon, hier irgendwelche Ernährungsratschläge zu geben, aber eine Meldung möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Der bis vor 25.000 Jahren in Europa lebende Höhlenbär, der mit einer Schulterhöhe von 1,70 und einer Länge von 3,50 Metern deutlich größer war als der heutige Braunbär, ist im späten Pleistozän ausgestorben, weil er Veganer war. Das fand laut „Telepolis“ ein Forscherteam um Hervé Bocherens vom Senckenberg Center der Universität Tübingen jetzt heraus.
„Ähnlich wie der heutige Pandabär waren die Höhlenbären sehr unflexibel, was ihre Nahrung betrifft", so Bocherens: „Wir gehen davon aus, daß diese einseitige Ernährungsweise in Kombination mit dem geringeren Pflanzenangebot während der letzten Eiszeit letztlich zum Aussterben der Höhlenbären führte." Die „Bindung an eine rein vegane Lebensweise" war seiner Ansicht nach „der ausschlaggebende Punkt" dafür.

02.09.2016

Wieso kaufen uns die Chinesen auf?

„Wieso kaufen uns die Chinesen auf?“, fragt das österreichische Magazin „Profil“ in einer Schlagzeile. Mal abgesehen von dem merkwürdigen „uns“ in dieser Frage (also, ich wurde bisher nicht aufgekauft, und meine Nachbarn auch nicht – oder sind die Firmen und Konzerne gemeint, an denen sich chinesische Konzerne beteiligen? und wenn das so gemeint war, seit wann gehören „uns“ diese Konzerne? oder geht es um Fußballvereine, die von „den Chinesen“ gekauft werden? Rätsel über Rätsel...), dürfte die Antwort einfach zu geben sein: Weil sie es können. Und weil das das kapitalistische Spiel ist, Imperiengeschäfte eben, wie es schon Walt in „Breaking Bad“ genau erklärt.

Man kann es sich aber auch von Liu Yiqian erklären lassen. Liu war Taxifahrer, ehe er „mit Finanzinvestitionen zum Milliardär wurde“, wie das Kunstmagazin „Monopol“ (sic!) schreibt. Auch das würde ich gerne einmal erklärt haben, wie ein Taxifahrer mit „Finanzinvestitionen“ zum Milliardär wird. Also, hat er seine Tageseinnahmen (in welcher Höhe?) gewinnbringend angelegt (wie genau?). Der Kapitalismus steckt eben voller Rätsel. Wenn ich mal paar Euro übrig habe und paar Aktien kaufe, also „Finanzinvestitionen“ tätige, werde ich jedenfalls keineswegs Milliardär. Und so viel höher dürften die Tageseinnahmen eines chinesischen Taxifahrers auch wieder nicht sein.

Jedenfalls ist dieser Herr Liu Milliardär und sammelt Kunst. Beispielsweise hat er 2014 eine Porzellantasse aus der Ming-Dynastie für 36 Millionen Dollar ersteigert, sie dann mit Tee gefüllt und daraus getrunken, was für viel Empörung sorgte, ich frage mich allerdings warum, denn wozu soll eine Teetasse sonst gut sein, als Tee daraus zu trinken.

Jetzt hat Liu den Modigliani-Akt „Nu couché“ für 170 Millionen Dollar erworben. Und er sagt dazu laut „New York Times“: „Die Botschaft an den Westen ist klar: Wir haben eure Immobilien gekauft, wir haben eure Firmen gekauft, und jetzt kaufen wir eure Kunst.“

Aber was kommt als nächstes? Was wollen die Chinesen noch kaufen, und wieso und warum? frage ich Sie bangen Herzens.

01.07.2016

Honorare für TV-Fußballexperten

Die ARD- und ZDF-Fußball-„Experten“ sollen laut „kress pro“ gigantische Honorare bei der Fußball-EM kassieren. Scholl komme demzufolge auf bis zu 1,6 Millionen Euro jährlich.
Angeblich verdienen Scholl und Kahn bis zu 50.000 Euro pro Tag, also so viel wie ein erfahrener Fernsehredakteur auch bekommt – nur erhalten die einen die Kohle eben pro Jahr, die anderen pro Tag, was ja wirklich nur ein klitzekleiner Unterschied ist.

Die ARD ist „ausgesprochen verärgert“ – nicht darüber, daß so viel Geld für sogenannte Fußball-Experten zum Fenster rausgeworfen ist, das ist der ARD bekanntlich egal, das Geld ist ja da und wird per Zwangsabgabe allen Bürger*innen aus der Tasche gezogen. Nein, man ist verärgert, daß diese Zahlen rausgekommen sind. Und angeblich stimmen sie nicht. Die Blödzeitung jedenfalls berichtet, daß Mehmet Scholl bei der ARD „nur“ auf etwa 800.000 Euro jährlich kommt...
Allerdings gibt die ARD natürlich keine Zahlen der tatsächlichen Honorare bekannt, denn Transparenz ist ja bekanntlich das Geschäft des deutschen Staatsfernsehens nicht. Wir finanzieren mit unseren Zwangsabgaben den Laden, aber wir erfahren nicht, wofür das Geld ausgegeben wird. Aus jedem Kuhdorf wissen wir mehr über das, was mit unseren Geldern passiert, als bei ARD und ZDF. Und die nächste Frage ist natürlich: Warum benötigt man überhaupt all die sogenannten Experten? Warum können Sportjournalist*innen nicht selbst die Spiele erklären, die taktischen Fragen, die Spielauffassung, das Drumherum? Dazu werden sie ja schließlich ausgebildet, dafür bekommen sie ihr beträchtliches öffentlich-rechtliches Gehalt. Oder hat man einen Politikjournalisten erlebt, der die aktuellen politischen Entwicklungen erklären soll, und der, statt selbst einen Leitartikel zu schreiben, den Raum bereitwillig an Politiker*innen abgibt – damit alles „authentischer“ wird?!?

Der Chefredakteur von „kress pro“, Markus Wiegand, merkt an: „Allein für den Sportrechte-Etat eines Jahres (rund 182 Millionen Euro) könnte das ZDF mehr als 2.000 Journalisten (!) beschäftigen, die statt Halligalli beim Sport-Ballaballa für den Informationsauftrag und damit den Kernauftrag der Öffentlich-Rechtlichen arbeiten würden."
Aber was wäre dann mit der durchaus so gewollten Zwangssedierung der Gesellschaft, lieber Markus Wiegand, wenn das Staatsfernsehen plötzlich den Gesetzesauftrag ernstnehmen würde, statt zig Millionen für den Sport auszugeben?

01.07.2016

Der Dalai Lama spricht mit Lady Gaga über Wirtschaft

Und was empfiehlt der buddhistische Mönch Tenzin Gyatso laut „SPON“ der Popsängerin Stefani Joanne Angelina Germanotta? Natürlich: Mehr Geld zu verdienen!

„Das ist der einzige Weg. Ihr Milliardäre und Millionäre müßt mehr Geld machen.“

Und das sei im Übrigen auch gut für die Wirtschaft.

01.07.2016

Brauchbare Lebensmittel wegschmeißen, statt sie zu essen!

Vor dem Gießener Amtsgericht muß sich dieser Tage jemand wegen Diebstahls verantworten, der noch genießbare Lebensmittel an sich genommen hat, die die Supermarktkette Tegut weggeschmissen hat und in einem Container lagert, um sie der Vernichtung zuzuführen.Müßten sich aber nicht eher diejenigen vor Gericht verantworten, die brauchbare Lebensmittel massenhaft wegschmeißen?

Der große Wiglaf Droste erklärt in seinem Text „Verfallsdatum“, wie der Kapitalismus mit biologischem Antlitz funktioniert:

„Es gab eine Zeit, in der es sinnvoll war, Lebensmittel nach Ablauf des Verfallsdatums wegzuwerfen; das Ablaufdatum war so weit wie möglich rausgeschoben, damit die Hersteller auch zweifelhafte oder schon gammelige Ware verkaufen konnten. (...)
Wenn Lebensmittelhöker aber eine solventere und sich als »bewusst« hochstufende Kundschaft im Visier haben, läuft das Spiel genau andersherum: Das Verfallsdatum wird viel früher als nötig angesetzt, damit Lebensmittel, die noch völlig in Ordnung sind, weggeworfen und an ihrer Stelle neue gekauft werden.

Man nennt dieses Vorgehen und Verfahren auch Kapitalismus mit biologischem Antlitz; das bedeutet, Menschen mit einem sorgsam und ausgestellt kultivierten und gehegten »Konsumbewusstsein« für genau so spezifisch dumm zu verkaufen, wie sie es sind.“

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