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18.12.2016

Neues in Sachen Arschgesicht

Neues in Sachen Arschgesicht:
Auf Telepolis erfahren wir, daß für Affen ein Gesäß so individuell ist wie für Menschen ein Gesicht. Lesen Sie hier.

18.12.2016

Unsinnige Umfragen

Was macht die deutsche Qualitätspresse, wenn sie zu faul zum Recherchieren ist?
Sie tritt Umfragen breit. So die „Berliner Zeitung“, beziehungsweise die Berliner Newsroom GmbH, auf ihrer Titelseite am 26.11.2016: „Berlin schaut auf diesen Mann“, ist da neben einem großformatigen Foto von Herrn Trump zu lesen. „Die Bürger sind besorgt wegen Trump – das zeigt eine exklusive Umfrage der Berliner Zeitung“. Und diese Umfrage hat ergeben, daß – Überraschung! – 55% der befragten Berliner*innen fürchten, daß der Wahlsieg Trumps „für Deutschland negative Folgen haben wird“. Diese Umfrage ist „repräsentativ“, heißt es, ohne daß irgendwo angegeben würde, wieviele Berliner*innen befragt wurden – also wahrscheinlich so repräsentativ wie all die Umfragen, die uns wochenlang vor der Wahl weismachen wollten, daß Frau Clinton einem ungefährdeten Sieg entgegensegelte...

Was aber eigentlich bedenklich ist: Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich traue mir nicht wirklich ein Urteil darüber zu, ob die Wahl Trumps beispielsweise „negative Auswirkungen auf die Wirtschaft“ haben wird (mal abgesehen davon, was „die Wirtschaft“ ist – die Unternehmen? die Manager? die Arbeiter*innen und Angestellten? „der Markt“? darüber schweigt man sich natürlich aus). Ich bin durchaus politisch interessiert, aber das scheint mir doch ein schwieriges Thema zu sein und nicht so einfach zu beantworten. Was also bringt eine Umfrage zu diesem Thema? Natürlich rein gar nichts.
Qualitätsjournalismus würde sich dieses Themas journalistisch annehmen. Man könnte Politik- und Wirtschaftsexperten nach ihrem Urteil befragen, man könnte mehrere ausführliche Aufsätze und Einschätzungen abdrucken, nach deren Lektüre die Leser*innen vielleicht klüger wären und eine fundierte Meinung zu diesem Thema hätten. Aber klar, all das macht Arbeit und kostet Geld – da ist es einfacher, eine unsinnige und nichtssagende Umfrage in Auftrag zu geben. Macht schließlich auch eine Schlagzeile.
(zum Nachdenken an die „Berliner Zeitung“: die reale verkaufte Auflage der Zeitung, also Abonnements und EV-Verkauf, betrug in 3/2002 noch über 166.000 Exemplare, in 3/2006 noch über 150.000, in 3/2010 noch 123.000, während es in 3/2016 nur noch etwas mehr als 80.000 Exemplare sind, also nicht einmal mehr die Hälfte von 2002)

18.12.2016

Schulz gewinnt Umfragen, Merkel gewinnt Wahlen, Forsa gewinnt mit Umfragen

Überhaupt, die Umfragen. Da hämmern alle Medien uns wochenlang ein, daß Martin Schulz von der EsPeDe für ebendiese Partei quasi die eierlegende Wollmilchsau sei und für alle Ämter nicht nur geeignet, sondern geradezu die Idealbesetzung, sei es Außenminister, Kanzler, Jedi-Ritter oder Papst. Und dann macht Forsa eine Umfrage, und was kommt heraus? Die Befragten glauben, daß Schulz der ideale Außenminister sei, und auch als SPD-Kanzlerkandidat hätte Schulz demnach bessere Chancen als Gabriel, seine Partei in eine Niederlage zu führen: Bei einer Direktwahl (die es nicht gibt, macht aber nichts, Forsa fragt trotzdem jeden Quatsch ab, und die Medien machen aus jedem Quatsch eine Nachricht) würde Schulz gegen Frau Merkel nur mit 27 zu 49 Prozent verlieren (gegenüber Gabriel, der bei einer Direktwahl nur auf 16 Prozent käme).
„Ein Land, das Medien hat, braucht keine Zensur...“ (Peter Hacks)

18.12.2016

Lebkuchen, Stollen, Nougat und der Popjournalismus

Wir haben seit ein paar Monaten Weihnachten, das Jahr geht seinem Ende entgegen. Die einen merken es daran, daß es in den Geschäften seit September Lebkuchen und Christstollen und Weihnachtsnougat zu kaufen gibt, die anderen merken es daran, daß in ihren Regionalzeitungen Besinnungsaufsätze darüber stehen, daß es in den Geschäften seit September Lebkuchen und Christstollen und Weihnachtsnougat zu kaufen gibt. Wieder andere merken es daran, daß der Popjournalismus seit Monaten nicht mehr ohne die schöne Floskel „nun geht das Jahr seinem Ende entgegen, und wir fragen uns, was das Album des Jahres sein mag“ oder „ganz sicher das Album des Jahres“ usw. auskommt.

Was für eine öde Vorstellung, man könne ein Popjahr auf ein Album herunterdeklinieren. Und erst recht solch ein aufregendes Popjahr wie 2016, mit all den wunderbaren Veröffentlichungen von Anderson.Paak, Beyoncé, James Blake, Bonnie „Prince“ Billy, Chance The Rapper, Shirley Collins, Drake, Mark Ernestus’ Ndagga Rhythm Force, Hochzeitskapelle, Bennie Ill, Alicia Keys, Kendrick Lamar, Moor Mother, Xenia Rubinos, Solange, Schwabinggrad Ballett, Tortoise, A Tribe Called Quest und Kanye West, um nur mal ein paar der wichtigsten zu nennen.

Leute: Vielfalt is it! Diversity! Es gibt nicht das Eine, es gibt nur das Viele. Laßt uns darin baden.

18.12.2016

Donald Trump mag die Rolling Stones und ist deswegen sympathisch

„Ob es einem paßt oder nicht: Daß Donald Trump die Rolling Stones mag, macht ihn sympathisch“, behauptet ein Jochen Hieber vier Spalten lang im Feuilleton der „FAZ“.
Steile These.
Wurde Helmut Kohl dadurch sympathisch, daß er einmal behauptet hat, sein Lieblings-Schriftsteller sei Kurt Tucholsky? Iwo. Weder Tucho noch die Stones können sich gegen falsche Fans wehren. Sympathisch werden einem diese Typen dadurch allerdings nun wirklich nicht.

18.12.2016

Hillary hätte mehr Bruce hören sollen

Ein Maak Flatten mutmaßt dagegen in der nämlichen Zeitung, hätte Hillary Clinton mehr Arbeiter-Balladen von Bruce Springsteen gehört, wäre sie vielleicht erfolgreicher aus dem US-Wahlkampf hervorgegangen: „Die wütenden Zeilen aus den Liedern des Sängers, der diesseits und jenseits des Atlantiks für den Mainstream Amerikas steht, werden gerne überhört - so wie der Zorn der Leute, die sich immer noch als Mainstream Amerikas fühlen wollen."

Ich habe dieser Tage mit Musikern gesprochen, die beim großen Bruce Springsteen-Konzert in Detroit dabei waren, als der Künstler bei freiem Eintritt vor geschätzt 80.000 Zuschauern aufgetreten ist, um für Frau Clinton und gegen Herrn Trump zu werben. Und diese Musiker haben etwas erzählt, das ich sonst nirgendwo gelesen habe, nämlich: daß ein guter Teil des Bruce Springsteen-Publikums das Konzert genoß, danach aber Herrn Trump gewählt habe. In amerikanischen Social Media gibt’s sogar gehässige Statements von Trump-Wähler*innen in der Art „Danke, Bruce, danke, Beyonce für die kostenlosen Konzerte! Eure Trump-Wähler“...

18.12.2016

Marius Müller-Westernhagen über deutsche Pop-Akademien

Marius Müller-Westernhagen kann die deutschen Pop-Akademien nicht leiden:
„Es gibt eine Fabrikation von Popmusik, alles ist immer gleich strukturiert und Kompositionen klingen immer gleich. Der Gesang in diesen Gruppen ist immer sehr gleich. Wir werden gefüttert mit diesen Leuten aus der Popakademie. Für mich ist das ein falscher Weg. Da gehen die Freiheit und die Kreativität kaputt. Es wird ihnen beigebracht, sich in diesem Geschäft clever zu verhalten. Wenn dir jemand dauernd sagt, da mußt du aber vorsichtig sein, dann strahlt das zwangsläufig auf deine Arbeit aus. (...) Ich glaube eher, daß gute Kunst auch eine Herausforderung für das Publikum sein sollte.“
(im FAZ-Interview mit Philipp Krohn)

18.12.2016

Schmerzensgeld für Gauck-Interview

Auf „Spiegel Online“ wollen sie doch tatsächlich, daß man für die Lektüre eines Interviews mit Joachim Gauck bezahlt. Eigenartig. Ich war eigentlich davon ausgegangen, daß man über die Höhe meines Schmerzensgeldes mit mir verhandelt für den Fall, daß ich je ein Gauck-Interview lesen würde...

18.12.2016

ARD-Mittagsmagazin sendet künftig nur noch Wiederholungen aus den 90er Jahren...

Das ARD-„Mittagsmagazin“ wird künftig nicht mehr vom BR, sondern vom RBB produziert. Ich weiß schon, das ist eine Meldung der Kategorie Reissack in China (wobei das chinesische Fernsehen zum chinesischen Neujahr die größte Unterhaltungsshow der Erde produziert, und die deutschen Fernseh-Unterhaltungschefs könnten da einiges lernen...).

Aber riskant finde ich die Entscheidung der ARD schon. Ausgerechnet der RBB. Das ist der Regionalsender, dem seit einigen Monaten für den Samstagabend zur besten Sendezeit nichts Besseres einfällt, als die „Bergdoktor“-Folgen aus den 1990er Jahren zu wiederholen – wohlgemerkt, der „Bergdoktor“, hergestellt nach Vorlagen aus den Groschenromanen von Bastei-Lübbe, lief damals im Hauptprogramm von Sat.1, bis die Serie 1998 von Sat.1 eingestellt wurde, weil das Alter der Zuschauer deutlich über dem Senderschnitt lag – nun also wiederholt der aus den Zwangsgebühren der Beitragszahler finanzierte RBB Samstagabend für Samstagabend die Bergdoktor-Folgen, die in den 90er Jahren im Privatfernsehen liefen.

Und jetzt fragen Sie sich, wofür Sie die Rundfunkgebühren bezahlen? Ja, das frage ich mich auch.

Doch zurück zum ARD-Mittagsmagazin – deren Programmverantwortliche sollten gut aufpassen, daß der RBB nicht anstelle aktueller Magazine mittags einfach von Sat.1 in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts produzierte News-Shows wiederholt. Andrerseits – würde wahrscheinlich auch niemand merken, oder?

18.12.2016

Erfahrungen von Musiker*innen mit Plattenfirmen, Folge 15

„Wegen ‚Alles hin, hin, hin’ hatten wir dann auch unser einziges Treffen mit einer Major-Plattenfirma. Der Typ war ein Kotzbrocken, den könnte man so gar nicht erfinden. Selten einen Typen in einem halbstündigen Gespräch so viel homophoben und sexistischen Müll quasseln gehört.“ (Andreas Spechtl in „Futur II. Die Gruppe Ja, Panik“)

18.12.2016

Streaming lohnt sich nicht? Iwo - es macht Millionäre!

Allgemein wird ja immer behauptet, daß sich Streaming nicht lohnen würde, weil die Musiker*innen dabei nichts verdienen würden.

Am 9.Dezember 2016 ist das neue Album „Imperator“ des Rappers Kollegah erschienen. Laut Mitteilung der GfK vom 18.12.2016 wurden die Tracks dieses Albums bis dahin 400 Millionen mal abgerufen (also gestreamt), weshalb Kollegah nun als der meistgestreamte Künstler hierzulande gilt.
Wir wissen nicht genau, wieviel die Streamingdienste pro Track bezahlen, Spotify selbst erklärt, zwischen 0,6 und 0,84 (US-)Cent pro Stream an die Rechteinhaber (!) zu zahlen.
Machen wir also mal kurz die Rechnung auf: 400 Millionen mal 0,7 Cent (wenn man den Mittelwert nimmt), das macht... genau: 2,8 Millionen (Dollar oder Euro, im Moment fast gleich)!
Ob Kollegah nun davon die Hälfte bekommt oder etwas mehr – ein fettes Weihnachtsgeld, für etwas mehr als eine Woche Streaming...

Streaming lohnt sich nicht?!? Bullshit.
Streaming lohnt sich dann, wenn Musiker*innen Single-fähige, populäre Musik schreiben und performen. Wenn sie das nicht tun, hilft ihnen Streaming nur wenig. Aber CD-Verkäufe eben auch nicht...

18.12.2016

Teures deutsches Internet erschwert Streaming und schadet Künstlern und der Musikindustrie

Was dem Streaming (und somit indirekt auch der Musikindustrie) massiv schadet, sind jedenfalls teure Internetkosten. Der mobile Datenverkehr ist das Rückgrat der Zukunftswirtschaft, könnte man sagen. Und was fällt uns auf? In Deutschland sind die normalen Smartphone- oder Tablet-Tarife wesentlich teurer als anderswo. Gleichzeitig drosseln hierzulande die Anbieter das Tempo des Datenverkehrs bereits nach wenigen Gigabytes.
Im „Handelsblatt“ gab es am 13.12.2016 eine interessante Übersicht:
Danach kostet der billigste Tablet-Tarif (10 GB Datenvolumen pro Monat) kaufkraftbereinigt in Dänemark 10,10 €, in Finnland 12,00 €, in Österreich 13,80 €, im EU-Durchschnitt 26,70 € - und in Deutschland sage und schreibe 38,40 €!
Noch drastischer fällt der Vergleich bei den Smartphone-Tarifen aus (jeweils inkl. 2 GB Datenvolumen, ebenfalls kaufkraftbereinigt): In Österreich kostet das 24 €, in Dänemark 27 €, in Finnland 29,20 €, in Großbritannien 30,50 €, im EU-Durchschnitt 49,90 €, und in Deutschland am meisten, nämlich 51,60 €.
Und wieviele schnelle Gigabytes gibt es beim Smartphone für 30 Euro? In Dänemark und Finnland unbegrenzt viele, in Frankreich 50 GB, in Großbritannien 30 GB, in Ösgterreich 20, und in Deutschland nur 6 GB.
Und wie schnell ist unser Internet? In den USA beträgt die Verfügbarkeit von schnellen LTE-Daten-Verbindungen 81%, in Finnland 75%, in Dänemark 70%, in Österreich 66%, hierzulande dagegen gerade einmal 56%. Wir haben Bummel-Internet.

Und was ist der Grund für die hohen deutschen Preise? Das „Handelsblatt“ hat die Antwort: „Im größten Land der EU gibt es nur noch drei Netzanbieter – und damit wenig Wettbewerb.“

Fakt ist: Das teure Internet und die immens hohen Datentarife für Smartphones und Tablets schaden den Musiker*innen, die vom Streaming profitieren können (siehe die skandinavischen Länder!), sondern sie schaden auch den Nutzer*innen, die unverhältnismäßig hohe Kosten zu blechen haben.
Wie wäre es, wenn die Digital-Charta-Leute, unter denen ja nicht wenige Politiker sind, sich erstmal um die Realität der Behinderung der Internetnutzung hierzulande kümmern würden, bevor sie zum Kampf gegen das Silicon Valley aufrufen? Das wär doch mal was: Ein Staat, der sich zum Kämpfer für seine Bürger*innen macht, der uns günstiges Internet verschafft!

18.12.2016

Er sah noch eine halbe Nacht lang fern...

Soweit ist es gekommen.
Selbst das deutsche Staatsfernsehen, an unterirdischem Unterhaltungsschmuh so reich wie die Wüste an Sand, mag sich die jährliche Lobbyveranstaltung des Bundesverbandes der Musikindustrie, die Echo-Preisverleihung, nicht länger antun – im kommenden Jahr wandert die Lobby-Show zum Privatsender „Vox“.
Peter Hacks meinte dazu: „Er sah noch eine halbe Nacht lang fern, / Jeden Kanal, und starb dann äußerst gern.“

18.12.2016

Alle Menschen sind gleich!

Es wäre sicher unfair, den SPD-Vorsitzenden Sigmar „Siggi Pop“ Gabriel alleine für die katastrophalen Wahl- und Umfrageergebnisse seiner Partei verantwortlich zu machen. Aber einen gehörigen Anteil daran hat er schon. Etwa durch Ausfälle wie seinen jüngsten Vorstoß, daß nicht hier lebende Kinder von EU-Ausländer*innen, die in Deutschland arbeiten, nicht das volle deutsche Kindergeld bekommen sollten, sondern nur so viel wie in ihrem Heimatland.

Mal jenseits der Tatsache, daß Gabriels Vorstoß reiner Populismus im AfD-Stil ist und gegen EU-Recht verstößt und mithin keinerlei Aussicht auf Realisierung hat – was daran besonders mies ist, ist, wie der SPD-Vorsitzende zur Entsolidarisierung der Menschen beiträgt. Das ist im Ergebnis nicht anders als die Brexit-Politik bestimmter britischer Politiker – die Grundlage Europas, nämlich die Gleichheit aller Menschen, stellt ausgerechnet der SPD-Vorsitzende in Frage – während es seinen Vorgängern noch eine Selbstverständlichkeit war, daß Gleichheit „soziale“ Gleichheit bedeutet hat (und früher brachten Sozialdemokraten auch noch ein gewisses Maß an Empathie und Solidarität mit den Schwachen auf, Eigenschaften, an denen es Gabriel mangelt und die er durch blanken Populismus ersetzt hat).
Vielleicht darf man Herrn Gabriel daran erinnern, daß das Grundgesetz explizit davon spricht, daß vor dem Gesetz „alle Menschen“ gleich sind – nicht etwa nur „alle Deutschen“. Aber klar, was schert einen Herrn Gabriel schon das Grundgesetz oder die Europäische Verfassung...

18.12.2016

Furchtbare Juristen

Laut einer Studie von Prof. Franz Streng von der Uni Erlangen sind 31,9 Prozent der deutschen Jurastudent*innen für die Todesstrafe. Das werden mal schöne furchtbare Jurist*innen...

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