Zölle, Versandkosten, Kulturaustausch
Die Aufregung um die US-Zölle auf CDs und LPs – viele Indie-Labels haben gebarmt, dass sich nun der Export von kleinen Stückzahlen in die USA noch weniger lohnen würde als auch schon – war ein kleines Stürmchen im Wasserglas.
Diese Woche hat die US-Zollbehörde, die US Customs and Border Protection (CBP), bestätigt, dass physische Musikformate wie Vinyl, CDs oder Cassetten von den Zöllen ausgenommen sind, die zum 29.8.d.J. in Kraft traten.
Das kaum hörbare Aufatmen der kleineren Musikfirmen dürfte allerdings von kurzer Dauer sein. Denn es gibt ja auch bisher Zölle auf Musikprodukte, und zwar Zölle, die von europäischen Staaten (auch von Deutschland) auf den Import von Musikprodukten unter anderem aus den USA, aus Großbritannien oder von afrikanischen Staaten erhoben werden, und die praktischerweise pauschal von Paketdiensten wie DHL bei der Auslieferung an Privatkunden abkassiert werden – samt sehr profitablen „Bearbeitungsgebühren“. Wer Musikprodukte direkt aus diesen Staaten bezieht, weiß, wovon ich hier spreche.
Hinzu kommen massive Preissteigerungen oder durch absurde Formatänderungen (etwa bei Warenpost oder Paketsendungen) drastisch höhere Kosten bei den Versandkonzernen wie DHL/Deutsche Post in den letzten Jahren, und zwar in beide Richtungen (also Export der Musikfirmen, aber eben auch Import durch Fans). Dies kann nur als gezieltes Erschweren unabhängiger Musikproduktionen gewertet werden. Gerade kleine Indie-Labels, aber auch die vielen Musiker:innen und Bands, die via Bandcamp ihre Alben direkt an die Fans verkaufen, haben unter all diesen Preissteigerungen zu leiden. Wer ist schon bereit, zum Beispiel für eine LP, die US$ 22 kostet, mehr als € 16 Versandkosten bezahlen, wissend, dass DHL & Co. vor Ort nochmal ca. 9 € draufschlagen?
Dieses massive Erschweren, wenn nicht gar Verhindern des kulturellen Austausches wäre doch mal ein Thema für die Politik, für den Staatsminister für Kultur zum Beispiel… ach ja, ich weiß schon, stupid me…