01.05.2018

Zeitgenösissche Musik für Eliten

Neues aus dem Kapitel „wir tun alles, damit die zeitgenössische Musik eine Beschäftigung der Elite bleibt“:
Da gab es bis 1995 eine fabelhafte Reihe „Wege zur Neuen Musik“ in der ARD (die dann aus Quotengründen – warum zahlen wir gleich wieder unsere Zwangsbeiträge?!? – eingestellt wurde...). Der Dirigent Gerd Albrecht analysierte zusammen mit den jeweiligen Komponisten aktuelle Werke in „Erklärkonzerten“, zum Beispiel von Penderecki, Ligeti, Isang Yun, Henze, Kagel oder Widmann. Im Anschluß an das Gespräch mit den Künstlern wurde das Werk komplett aufgeführt mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin (heute DSO). Es gab von 2010 bis 2012 noch einmal eine Neuauflage mit dem RSB.

Sechs dieser Gesprächskonzerte wurden jetzt verdienstvollerweise vom Label Arthaus Musik (bei Naxos) in einer zweisprachigen DVD-Edition unter dem Titel „Open Your Ears – Wege zur Neuen Musik“ herausgebracht. Diese sind nicht nur Musterbeispiele für kulturelle Vermittlung und musikalische Bildung, nicht zuletzt wegen Gerd Albrecht, diesem genialen Vermittler, sondern es handelt sich auch wertvolle Zeitdokumente, sind doch fünf der sechs Komponisten mittlerweile verstorben.

Allerdings: warum kostet diese Box mit 6 DVDs um die 100 Euro? Die beteiligten Orchester sind doch von der öffentlichen Hand subventioniert, die Aufnahmen stammen von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, und der Dirigent wie auch die meisten Komponisten sind leider bereits verstorben. Wer also muß Profit mit so einer Box machen? Hier zeigt sich wieder einmal der Irrweg der Klassik-Szene, die bewußt oder unbewußt alles tut, um unter sich zu bleiben. Ein derartiges Musterbeispiel hochkarätiger Musikvermittlung, wie es mit „Open Your Ears“ vorliegt, muß preiswert sein, damit es wirklich die Chance hat, weit verbreitet zu werden und Werbung für aktuelle Musik zu machen. Eigentlich gehören diese Sendungen – wenn die unfähigen Programmchefs der tristen ARD-Sender schon nicht dafür sorgen, daß sie regelmäßig wiederholt werden, was dem gesetzlichen Bildungs- wie dem Kulturauftrag der Öffis entsprechen würde – auf YouTube!