02.09.2016

Wieso kaufen uns die Chinesen auf?

„Wieso kaufen uns die Chinesen auf?“, fragt das österreichische Magazin „Profil“ in einer Schlagzeile. Mal abgesehen von dem merkwürdigen „uns“ in dieser Frage (also, ich wurde bisher nicht aufgekauft, und meine Nachbarn auch nicht – oder sind die Firmen und Konzerne gemeint, an denen sich chinesische Konzerne beteiligen? und wenn das so gemeint war, seit wann gehören „uns“ diese Konzerne? oder geht es um Fußballvereine, die von „den Chinesen“ gekauft werden? Rätsel über Rätsel...), dürfte die Antwort einfach zu geben sein: Weil sie es können. Und weil das das kapitalistische Spiel ist, Imperiengeschäfte eben, wie es schon Walt in „Breaking Bad“ genau erklärt.

Man kann es sich aber auch von Liu Yiqian erklären lassen. Liu war Taxifahrer, ehe er „mit Finanzinvestitionen zum Milliardär wurde“, wie das Kunstmagazin „Monopol“ (sic!) schreibt. Auch das würde ich gerne einmal erklärt haben, wie ein Taxifahrer mit „Finanzinvestitionen“ zum Milliardär wird. Also, hat er seine Tageseinnahmen (in welcher Höhe?) gewinnbringend angelegt (wie genau?). Der Kapitalismus steckt eben voller Rätsel. Wenn ich mal paar Euro übrig habe und paar Aktien kaufe, also „Finanzinvestitionen“ tätige, werde ich jedenfalls keineswegs Milliardär. Und so viel höher dürften die Tageseinnahmen eines chinesischen Taxifahrers auch wieder nicht sein.

Jedenfalls ist dieser Herr Liu Milliardär und sammelt Kunst. Beispielsweise hat er 2014 eine Porzellantasse aus der Ming-Dynastie für 36 Millionen Dollar ersteigert, sie dann mit Tee gefüllt und daraus getrunken, was für viel Empörung sorgte, ich frage mich allerdings warum, denn wozu soll eine Teetasse sonst gut sein, als Tee daraus zu trinken.

Jetzt hat Liu den Modigliani-Akt „Nu couché“ für 170 Millionen Dollar erworben. Und er sagt dazu laut „New York Times“: „Die Botschaft an den Westen ist klar: Wir haben eure Immobilien gekauft, wir haben eure Firmen gekauft, und jetzt kaufen wir eure Kunst.“

Aber was kommt als nächstes? Was wollen die Chinesen noch kaufen, und wieso und warum? frage ich Sie bangen Herzens.