Wer liest deutsche Bücher im Ausland? Und wie sehr sind deutsche Verlage an chinesichen Büchern interessiert?
Eine interessante Statistik namens „Buchwerte – Wie geht es der deutschen Buchbranche wirklich?“ hat die „FAZ“ am 13.10.2018 veröffentlicht.
Darunter zum Beispiel: Wer liest deutsche Bücher im Ausland? Also: in welche Länder wurden 2017 wieviele Übersetzungslizenzen vergeben?
Auf Platz 1, mit gigantischem Vorsprung: China! 1.261 Lizenzen wurden nach China vergeben, weit mehr als doppelt so viele wie an die zweitplatzierte Türkei und fast dreimal so viele wie an Spanien und Rußland auf den Plätzen 3 und 4.
Die Chines*innen sind also extrem interessiert an deutscher Literatur, an deutschen Sach-, Kinder- oder Wissenschaftsbüchern (die Genres werden jeweils einzeln aufgeführt).
Und im Umkehrschluß – wie sehr sind deutsche Leser*innen und Verlage an China interessiert? Schlicht gar nicht. Übersetzungen aus dem Chinesischen sind so marginal, daß sie in der „FAZ“-Statistik gar nicht auftauchen (also geringer als die 0,7% aus dem Dänischen).
Das bedeutet im Klartext: Hierzulande ist man am vermutlich wichtigsten und ziemlich sicher spannendsten und interessantesten Land des 21.Jahrhunderts und an den dortigen Entwicklungen und Diskussionen schlicht nicht interessiert. Und wir werden die Bücher zum Beispiel von Wang Hui, laut „Time“ einer der 100 wichtigsten Intellektuellen unserer Zeit, weiter auf englisch lesen müssen. Sie erscheinen bei Harvard Press, nicht aber bei irgendeinem deutschen Verlag. Hierzulande ist man sich selbst und seiner saturierten, selbstgefälligen Blase genug...