08.09.2025

Wanta Fanta & Gummibärchen-Band

Manchmal fragt man sich ja, was die Plattenkonzerne eigentlich beruflich so machen.
Und dann findet man einige interessante Antworten.
 
Der weltgrößte Musikkonzern Universal zum Beispiel arbeitet an einer großen Fanta-Kampagne. Nein, nicht, was ihr denkt, die Stuttgart-Rapper sind (diesmal…) nicht im Spiel.
Gemeint ist das Gesöff, dass der damalige Leiter der deutschen Coca-Cola GmbH in Essen 1940 nach der Verhängung der US-Sanktionen gegen Nazi-Deutschland als Ersatzprodukt entwickeln ließ, sodass The Coca-Cola-Company nicht auf ihr Deutschland-Geschäft verzichten musste. Von 1942 bis 1949 wurde die Coca-Cola-Produktion in Deutschland komplett eingestellt und durch Fanta ersetzt.
 
Das Gesöff kommt also well recommended und eignet sich bestens für eine gemeinsame Werbekampagne von Universal und der laut „Musikwoche.de“ „neuen globalen Markenplattform von Fanta“. Die Plattenfirma stellt den Sänger Nico Santos, der Anfang Juni den Song „Wanta“ veröffentlicht hat, „in dem es darum geht, mehr Raum für persönliche Wünsche zu bekommen“, wie die „Musikwoche“ weiß: „Do more of what you wanta!“ Und what do you wanta? Na klar: Fanta! Und welch ein Zufall, das reimt sich sogar.
 
Und so darf Sara Schlegel, Head of Artist & Brands von Universal Music, denn auch ganz fanta-like daherplappern: „Orange is the new ... sip. Und Nico der perfekte Marken-Headliner. Er liefert nicht nur den Track, sondern jede Menge Good Vibes, die diese Kampagne braucht. Und sieht dabei auch im Getränke-Regal verdammt gut aus. All you ever Wanta."
 
Nico sieht im Getränke-Regal gut aus? Na, da liegt eine Weltkarriere ganz sicher vor ihm…
 
Der Vice President Virgin Marketing (Virgin gehört ja längst zu Universal) geht der künstlerischen Persona auf den Grund:
„Ich kenne Nico schon lange und weiß, wie viel Herzblut er in seine Projekte steckt. Zu sehen, wie er seine positive Energie nun mit einer so ikonischen Marke wie Fanta teilt, ist einfach großartig."
 
Zwei Ikonen unter sich: Nico und Fanta. Da kann wirklich nichts mehr schiefgehen.

Doch der Fanta-Schmarren ist längst nicht alles, was Universal eingefallen ist.
Einen Tag darauf erfahren wir bei „Musikwoche“, dass Universal „mit der Coca-Cola Company ein neues Label aufbaut“. Das hört sinnigerweise auf den Namen „real thing records“ und „soll aufstrebenden Acts als Startrampe dienen“.
 
Hach, echte Philanthropen, diese Universal und Coca-Cola Companies! Aufstrebende Acts fördern und ihnen eine Startrampe bieten! The „real thing“ eben. Hoffentlich will man sie bei Erfolglosigkeit nicht mit einer Kiste Coca-Cola auf den Mond schießen.
 
Beim neuen Label will man jedenfalls „das reiche musikalische Erbe von Coca-Cola" mit der „branchenführenden Expertise" von Universal Music in Sachen Künstlerentwicklung verknüpfen.
 
Das „reiche musikalische Erbe von Coca-Cola“
 
Alldieweil lässt Warner Music, ein anderer Musik-Großkonzern, die Band Linkin Park „neue Wege in Sachen Merchandising gehen“: Fans können bei der aktuellen Tour der Band eine „limitierte Fruchtgummi-Edition“ erwerben. Denn „als Partner der US-Rockband steigen die deutschen Naschwarenspezialisten von Haribo mit in den Tourbus“, wie es bei „Musikwoche.de“ heißt.
 
Eingefädelt hat den Deal – „Haribo macht Linkin Park froh“ – das „deutsche Brand-Partnership-Team von Warner Music und Machine Shop Entertainment, einem ‚Entertainment-Unternehmen‘ der Band.“
 
Bettina Dorn, Vice President Artist & Brands von Warner Music Central Europe, verweist auf eine besondere Verbindung zwischen Band und Marke durch den jeweils „ikonischen Status" und eine „tiefe emotionale Bindung" zu den jeweiligen Fans: „Diese gemeinsame Kraft war der Ausgangspunkt für eine Kooperation, die weit über klassisches Co-Branding hinausgeht. Uns bei Warner Music Central Europe war es ein besonderes Anliegen, eine Partnerschaft zu gestalten, die sich authentisch anfühlt - für die Band und für die Fans."

Nun mag man sich fragen, wer einen größeren „ikonischen Status“ oder mehr Authentizität aufweist, Haribo oder die zur Gummibärchen-Band mutierten einstigen Alternativ-Rocker von Linkin Park. Aber auf jeden Fall freuen wir uns, dass die einstigen Musikfirmen nun ein neues Betätigungsfeld gefunden haben und statt Musik eben Limonade und Gummibärchen vermarkten. Um die Zukunft von Universal, Warner & Co. muss man sich keine Sorgen machen.