09.03.2018

Südkorea, das ARD-Musterland der Demokratie

Es wird ja gerne behauptet, daß die Öffis vor allem auch deswegen ihre vielen Milliarden bekommen müssen, damit seriöse Informationen verbreitet werden können und nicht ständig all die Fake News wie im bösen Neuland.
Was mit seriöser Information gemeint ist, konnte man zu Beginn der Winterolympiade im selbsternannten öffentlich-rechtlichen Informations-Flaggschiff „Tagesthemen“ sehen. In der Rubrik „kurzerklärt“ wird die koreanische Teilung erklärt. Und zwar so, wie ein CDUCSUNATO-treues Lieschen Müller in der niederbairischen Provinz sich die Welt vorstellt: Da gibt es die Guten und die Bösen, und „beide Konfliktparteien verüben Massaker“. Daß die US-Armee im Koreakrieg zum ersten Mal systematisch Agent Orange eingesetzt und mindestens zwei, nach anderen Schätzungen drei Millionen koreanische Zivilisten umgebracht hat – darüber kein einziges Wort. Darüber, daß das vom Westen protegierte Südkorea über Jahrzehnte hinweg eine brutale Militärdiktatur war – kein Wort. In der Lieschen Müller-kurzerklärt-Welt ist Südkorea „eine funktionierende Demokratie mit einer stabilen Wirtschaft“, während Nordkorea „nach wie vor eine Diktatur ist“. Darüber, daß 2016 die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye wegen Korruption verhaftet und wenig später ihres Amts enthoben wurde und mittlerweile wohl einer 30jährigen Haftstrafe entgegensieht, was ja weltweit schon ein reichlich einzigartiger Vorgang ist – kein Wort. Das ist kein Versehen, das ist kein Zufall, das ist ein Bericht der ARD-Propagandaabteilung.

Übrigens – haben Sie auch die nordkoreanischen Cheerleaderinnen bei Olympia gesehen? Ich rätsle ja seit einiger Zeit, worin die sogenannte Fan-„Choreographie“ besteht, die von Sportreportern hierzulande immer behauptet wird. Laut Wikipedia bezeichnet Choreographie „das Erfinden und Einstudieren von Bewegungen, meist in Zusammenhang mit Tanz.“ Als ich das erste Mal davon hörte in einer Sportschau, sah ich extra auf, weil ich dachte, wow, da haben sich die Fans ja mal richtig was einfallen lassen. Aber iwo – die sogenannte Choreographie bestand im Ausrollen einer banalen Riesenfahne in den Farben der jeweiligen Vereine...
Ganz anders die nordkoeranischen Cheerleaderinnen bei Olympia:
„Bizarre Begeisterung: Kims mysteriöse Cheerleader kapern Olympia“ (ntv)
„Nordkoreas Cheerleader im Dienste Kims“ (Deutsche Welle)
„Nordkorea-Diktator Kim Jong-un (34) lässt seine Cheerleader-Armee los!“ (Bild)
„Nordkorea drückt den Winterspielen im Nachbarland seinen Stempel auf: 200 Cheerleader sind in Pyeongchang gelandet. Sie tragen Pelzmäntel und Fellmützen.“ (Welt)
„Nordkorea schickt seine schönsten Frauen an die Olympischen Spiele. Kim Jong-un soll jede einzelne von ihnen persönlich ausgesucht haben.“ (Blick)
„So begeistert Nordkoreas ‚Armee der Schönen’“ (Handelsblatt)
Ich finde: Von Nordkorea lernen heißt Fan-Choreographie lernen: Sehen Sie selbst.