30.03.2022

Stadt plant Musikfestival, will Musiker:innen aber keine Gagen bezahlen

Eine ganz spezielle Auffassung von Musiker:innen-Förderung hat die Stadt Meerbusch.
Am 11.Juni 2022 plant die Stadt unter dem sinnigen Titel „MeerMusik – Es werde Licht“ ein „für die Stadt bislang einmaliges Musikfestival“ mit rund 50 Open-Air-Konzerten.
„Menschen aus Meerbusch und Umgebung, mit Meerbuscher Wurzeln oder Kontakten, die sich professionell oder halbprofessionell mit Musik befassen, sind eingeladen, teilzunehmen und ihre Musik - ganz gleich ob Klassik, Rock, oder Pop - einem bunten Publikum zu präsentieren", heißt es in einem Aufruf der Stadt, wie Knut Schlinger auf „Musikwoche.de“ schreibt.
Einziger kleiner Haken dieser tollen Idee: „Gagen für die Künstler:innen sind in dem Konzept und bei einem Budget, das bei 11.000 Euro liegt, indes nicht vorgesehen.“ Die allermeisten der Auftritte seien für das Publikum kostenlos, „die Musikerinnen und Musiker sammeln lediglich Spenden im Publikum". Wohlgemerkt: Die Stadt Meerbusch, in der Nähe von Düsseldorf gelegen, kann laut Wikipedia das höchste durchschnittliche Jahreseinkommen aller Städte in NRW verzeichnen und gilt als „Stadt der Millionäre“.
Auf die heftige Kritik an der Gagenverweigerung reagierte die Stadtverwaltung: „Für die Kritik der Musikerinnen und Musiker, die seit zwei Jahren keine Auftritts- und Einnahmemöglichkeiten hatten, haben wir im Grundsatz natürlich Verständnis", heißt es in einer Erwiderung. „Den Grundgedanken des Konzerttages, der ehrenamtlich organisiert wird, deshalb in Frage zu stellen, wäre aber falsch." Schließlich habe die Veranstaltung „keinen kommerziellen Anspruch", vielmehr solle sie auch Musizierenden eine Chance geben, „die ansonsten wenige oder keine Auftrittsmöglichkeiten haben".
Tolle Message: Musiker:innen, ihr habt gefälligst für umme aufzutreten! Wenn euch das nicht passen sollte – wir haben für eure Lage „im Grundsatz“ und „natürlich“ Verständnis, aber seid gefälligst froh, dass ihr überhaupt eine Auftrittsmöglichkeit habt. Künstler:innen haben gefälligst arm zu sein und arm zu bleiben – am Ende wollt ihr noch eine Mindestgage, oder wie, oder was?!?