02.09.2016

St. Petersburger Widerstands-Buletten

Eigentlich dachte ich, das sei eher eine Meldung für den 1. April, aber nein, sie meinen es wohl ernst. Der russische Performance-Künstler Pjotr Pawlenski gilt als Enfant terrible. Er hat eine Tür der Zentrale des russischen Geheimdiensts FSB in Brand gesteckt oder seine Hoden in Sichtweite des Kreml auf den Roten Platz genagelt oder sich aus Protest gegen die Inhaftierung von Pussy Riot die Lippen zugenäht.

Jetzt hat Burger King St. Petersburg laut „Guardian“ eine „Serie limitierter Burger“ angekündigt, jeder modifiziert „in tribute“ zu einer der Aktionen Pawlenskis. Beispielsweise ein teilweise zugenähter Burger oder einer, auf dem, nun ja, ein Ei mit einem Plastiknagel aufgespießt ist.

Ich würde ja eher sagen, daß die Kollegen vom „Guardian“ und in deren Gefolge die „taz“ auf eine raffinierte Kunstaktion reingefallen sind, aber möglich ist es natürlich schon in Zeiten des „anything goes“ und des sofortigen Aufsaugens aller widerständigen Aktionen durch die Konsumindustrie, daß das alles dort in St. Petersburg ex Leningrad so passiert bei der amerikanischen Frikadellenbraterei. Wie sagt doch Volksbühnen-Dercon so schön: „Protest is part of our brand!“