Plattenfirmen: Kulturabgabe für günstige Eintrittspreise!
Dieser Tage endlich mal die Dokumentation über die DDR-Plattenfirma Amiga komplett gesehen, die seit Monaten durch die Dritten Programme, 3sat und Phoenix geistert. Nicht uninteressant. Unter anderem erfuhr man, daß die VEB Schallplatten (wie der staatseigene Konzern hieß, der als einziger in der DDR Schallplatten veröffentlichen durfte) jährlich etwa 20 Millionen Schallplatten herausbrachte – alles von Ostrock über Liedermacher, Tanz- und Volksmusik bis hin zu Klassik. Und die VEB Schallplatten hatten jedes Jahr 100 Millionen Mark aus den Erlösen ihrer Schallplattenverkäufe an das Kulturministerium abzuführen, womit die „Hochkultur“ subventioniert wurde, damit alle Bürger*innen daran dank sehr billiger Eintrittskarten Anteil haben konnten – ein niedrigschwelliges Angebot also.
Transponieren wir dieses Modell mal in der Kulturindustrie unserer Tage und stellen wir uns für einen Moment vor, wie es wäre, wenn die Konzerne der deutschen Tonträgerindustrie für jede ihrer CDs, nun, seien wir mal großzügig: nicht fünf Euro, sondern für den Anfang mal einen Euro an den Staat abführen müßten. Bei 76 Millionen Alben, die in Deutschland 2017 verkauft wurden, käme da eine hübsche Summe zusammen. Und die würde dann Konzert- und Opernhäusern, soziokulturellen Zentren und den Clubs zur Verfügung gestellt, damit die Eintrittspreise günstiger werden können. Sagen Sie selbst: das wär doch was, oder?
Es war eben nicht alles schlecht in der DDR...