08.09.2025

Paywall? Aboschranke? Supporter-Modell!

Vor einigen Monaten habe ich den „Guardian“-Redakteur Stephen Pritchard kennengelernt. Er schreibt seit 45 Jahren über „klassische“ Musik und ist auch sonst ein sehr interessanter Zeitgenosse.
Ich habe ihn gefragt, wie sich der kostenlose Internet-Zugang zu allen Inhalten des „Guardian“ für die englische Tageszeitung rechnet; vor einigen Jahren hat der Guardian auf ein „Supporter“-Modell umgestellt, wonach die Leser:innen freiwillig entscheiden, ob und, wenn ja, wieviel ihnen die frei zur Verfügung gestellten Inhalte der Zeitung wert sind: „Support fearless, independent journalism.“
Pritchards Antwort war dann doch verblüffend: „Es funktioniert prächtig! Wir erzielen mittlerweile deutlich mehr Einnahmen durch unsere freiwilligen Supporter als durch unser komplettes Anzeigengeschäft.“
 
Hierzulande wird ja fast jeder Online-Artikel von fast allen Medien nicht nur mit einer Bezahlschranke, sondern mit einer Abo-Schranke „abgesichert“. Die Inhalte darf man nur lesen, wenn man ein Abo abschließt. Dabei will man doch meistens nur diesen einen Artikel lesen (für den die meisten vielleicht sogar gerne eine faire kleine Summe bezahlen würden, ohne gleich ein Abonnement abzuschließen).
 
Löbliche Ausnahmen im hiesigen Journalismus: die taz und das nd. Diese beiden Zeitungen verbergen ihre Inhalte nicht vor den Leser:innen, sondern stellen ihre Inhalte allen Interessent:innen online kostenlos zur Verfügung. Und sie vertrauen darauf, dass die Leser:innen dieses faire Angebot auch fair belohnen, durch freiwillige Spenden. 
Wenn ihr mich (übrigens seit Jahren Guardian-Supporter) fragt: Ein solidarisches Zukunftsmodell!