Open Airs in München
Speaking of Open Airs:
Nicht nur in Berlin, auch in München gibt es eine Kulturförderung der ganz speziellen Art, und auch in München ist die Union, in dem Fall natürlich die CSU, beteiligt.
Dafür hat der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) diesen Sommer zwei zentrale Open Air-Spielstätten an die beiden führenden Konzert-Großkonzerne vergeben: Der US-amerikanische Weltmarktführer Live Nation darf Hand in Hand mit dem österreichischen Veranstalter Klaus Leutgeb für zehn Konzerte von Adele auf dem Münchner Messegelände eine gigantische Einmal-Arena mit Riesenbühne und 80.000 Zuschauerplätzen aufbauen. Rund 800.000 Zuschauer:innen aus aller Welt werden erwartet, die Ticketpreise liegen laut „SZ“ zwischen 300 und 600 Euro.
Allein: wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, scheinen die Konzerte nicht gerade gut zu verkaufen, bisher sollen gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der 800.000 Tickets verkauft worden sein. Die Veranstalter locken mittlerweile mit verbilligten Preisen, die allerdings immer noch zwischen 184 und 489 Euro liegen.
Baumgärtner ficht das alles nicht an: „Ich muss dafür sorgen, dass in der Stadt was los ist und wir Geld verdienen! Es wird ein geiler Sommer."
Bereits am 12. Juni durfte FKP Scorpio, Tochterfirma des CTS Eventim-Konzerns, auf der Theresienwiese, dem Ort des alljährlichen Oktoberfests, die Eröffnungsfeier zur Fußball-EM veranstalten. 90.000 Fans sollten dort ein Open Air mit Ed Sheeran, Nelly Furtado, Mark Forster, Tim Bedzko und Dylan besuchen. Der Ticketpreis: 110 Euro in Zone A mit uneingeschränktem Blick auf die Bühne.
Doch offensichtlich zogen auch hier die Fans nicht mit. Der Veranstalter musste die Kapazität um ein Drittel auf 60.000 Zuschauer:innen zusammenstreichen („das Gelände wurde angepasst“, heißt so etwas dann im Veranstaltersprech), trotz teilweise deutlich verbilligter Tickets in den letzten Tagen des Vorverkaufs. Doch nicht einmal diese Zahl an Fans kam zusammen: Das Vereinsblättchen der deutschen Musikindustrie berichtete zwar von 60.000 Fans, die zu der Veranstaltung „gepilgert“ seien, die Polizei zählte dagegen laut „BR24“ kurz vor dem Auftritt von Ed Sheeran gerade einmal 45.000 Fans.
Und viele der Fans, die vor Ort waren, hatten Anlass zur Beschwerde: „Chaos beim EM-Fest: Das ist alles schief gegangen“, berichtete „BR 24“ von „vorzeitig gesperrten Ticketzonen, Chaos beim Einlass und langen Warteschlangen“, und Besucher kündigten an, „das Ticketgeld aufgrund der schlechten Organisation zurückfordern zu wollen“.
Tschah.
Doch all das ficht den Münchner Wirtschaftsreferenten nicht an, er spricht laut „Musikwoche“ von „einer Sensation auf der Theresienwiese! Das erste große Konzert ist ein voller Erfolg gewesen. Zigtausende glückliche Besucher haben die Theresienwiese in ein Lichtermeer verwandelt. Einen herzlichen Dank an die mutigen Organisatoren.“
Über die Mietkonditionen schweigt sich der Wirtschaftsreferent bisher aus.