Nein, bitte nicht schon wieder Dercon...
Nein, nicht schon wieder „Dercon“ und die „Volksbühne“ – wiewohl die Abwicklung eines erfolgreichen Theaters durch sozialdemokratische Provinzpolitiker (nämlich Müller und Renner) unverändert schmerzt und empört und noch lange nicht vergessen ist und niemals vergeben werden wird.
Was aber fast schon wieder lustig ist: Das, was Dercon von der alten Volksbühne übernimmt, ist ihr mit Abstand schwächster Teil, nämlich das Musikprogramm und der völlig überforderte und inkompetente Musik-„Kurator“. Der hat gleich fürs erste Programm unter Dercon etwas ganz Besonderes angekündigt, nämlich ein Gastspiel der tollen Kate Tempest, die ihr Programm „Let Them Eat Chaos“ in der Volksbühne aufführen wird. Dumm nur, daß es ein müder Aufguß werden wird: Kate Tempest hat das Programm längst schon in Berlin auf die Bühne gestellt, nur ohne Orchester und Chor. Aber so etwas bekommt Dercon halt nicht mit, denn „das Berlin der Nacht“ kennt der neue Volksbühnen-Chef nicht, wie er freimütig bekennt, „weil er vor elf Uhr abends schlafen geht“ („Berliner Zeitung“). Hoffen wir, daß wir uns auf diese Aussage verlassen können, denn so bleibt unsereinem eine spätabendliche oder nächtliche Begegnung mit Dercon erspart.
Aber die Wiederholungen sind natürlich signifikant für Dercons „Programm“. Da wimmelt es nur so von „Weiterführungen bereits etablierter Serien“, von „Adaptionen von bereits bestehenden Inszenierungskonzepten“ (Nachtkritik) und von Koproduktionen etwa mit den Münchner Kammerspielen (deren Intendant Lilienthal Dercon bei Renner bekanntlich massiv protegiert haben soll). Von den großmäulig angekündigten 18 „Premieren“ entpuppen sich 16 als Gastspiele, die andernorts produziert wurden, dort teils jahrelang liefen und nun teuer eingekauft werden. Gerade einmal zwei Eigenproduktionen sind für die Spielzeit 2017/2018 geplant.
„Es veröden die Parlamente zeitgleich mit den Theatern.“ (Walter Benjamin) So ist das wohl.