28.12.2017

MeToo, Gender-Gap

Zum aktuellen #MeToo-Getue dieser Tage hat Fritzi Busch im Dezember-Heft von „Konkret“ alles Notwendige gesagt, zum Beispiel, daß die Empörung über Harvey Weinstein „etwas Falsches hat. Sie gibt vor, nichts gewußt zu haben. Vor allem arbeitet sie auf Hochtouren an dem Eindruck, Weinstein sei ‚ein Monster’, ‚ein Perverser’, ‚ein alter Sack’, ‚ein Schwein’ und nicht ein ganz normaler Mann mit Macht. Vieles spricht dafür, daß er ein sexistisches Arschloch, manches dafür, daß er ein Krimineller ist. Aber jeder Versuch, das ‚Phänomen Weinstein’ zu erklären, dichtet das soziale Problem der sexuellen Gewalt in ein psychisches um und verleiht der Erzählung zugleich den wohligen Schauer einer Sex-and-Crime-Story.“
Der Artikel „Macht. Geil.“ wird hiermit dringend zur Lektüre empfohlen.

Fritzi Busch verweist auch auf das unverändert bestehende „Gender Gap“ bei der Bezahlung von Frauen und Männern. Nach einer neuen Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) ist dieser Gender Gap das erste Mal seit 2006 wieder größer geworden. Weltweit verdienen Frauen heute etwas mehr als die Hälfte dessen, was Männer verdienen. „In Deutschland sind laut WEF vor allem die Lohnunterschiede bei gleicher Arbeit und der geringe Anteil von Frauen an Führungspositionen ein Problem: Bei der wirtschaftlichen Gleichheit liegt Deutschland auf Platz 43 und damit hinter Kamerun und Jamaika.“
Noch irgendwelche Fragen?

Hinzuzufügen sind höchstens die Zahlen aus unserem Bereich, der Kulturindustrie. Laut den jährlichen Aufstellungen der Künstlersozialkasse (KSK) beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen der aktiv Versicherten der KSK hierzulande zum 1.1.2017 (in €):

                                    Männer            Frauen

Bereich Wort               23.430             17.491

Bildende Kunst            18.994             13.760

Musik                           15.143             11.490

Darstellende Kunst      19.561             12.974

Alle Bereiche               18.739             14.056

Männliche Musiker verdienen also im Schnitt ein Drittel mehr als weibliche.
Ohne eindeutige gesetzliche Regelungen sowie Verpflichtungen, daß zum Beispiel Festivalveranstalter einen deutlich höheren Anteil von Frauen zu ihren Veranstaltungen einladen müssen, wird sich daran wohl kaum etwas ändern.