Live Nation sitzt im Glashaus und geht auf Frauensuche
Eine der absurdesten Meldungen des Jahres kommt vom weltweiten Branchenführer der Konzertindustrie, dem umstrittenen US-amerikanischen Großkonzern Live Nation. Laut „Musikwoche“ hat Live Nation unter der Bezeichnung „Women Nation Fund“ eine Initiative eingerichtet, „mit der der Live-Entertainment-Konzern von Frauen geführte Festivals, Events oder Veranstaltungsfirmen finden und fördern will. Auf diese Weise wolle man die Zahl der weiblichen Führungskräfte in der Livebranche signifikant erhöhen.“
Niedlich. Der größte Konzertveranstalter der Welt geht auf eine Art Schwammerlsuche und versucht, Festivals und Veranstaltungsfirmen zu finden, die von Frauen geführt werden. Wie wäre es denn, wenn sich der Konzertmonopolist stattdessen im eigenen Konzern auf die Suche nach Frauen in Führungspositionen begeben würde? Bei Live Nation geben nämlich durchweg Männer den Ton an, ob als CEO des internationalen Konzerns oder bei den Chefs der nationalen Firmen, wie beispielsweise Live Nation Deutschland. Und bei den zahllosen Festivals, die Live Nation weltweit betreibt oder an denen der globale Konzern Anteile hält, sieht es nicht viel anders aus, Frauen in Führungspositionen muß man bei Live Nation ebenso mit der Lupe suchen wie weibliche Bands auf den konzerneigenen Festivals.
„Der Women Nation Fund ist ein erster Schritt, neue Unternehmer zu bestärken und im Sektor des Live-Musik-Geschäfts mehr Chancen für Frauen zu schaffen“, plappert Live Nation-CEO Michael Rapino daher. Solange aber sein eigener Konzern keine Schritte unternimmt, Frauen „mehr Chancen zu geben“, offenbart sich der „Woman Nation Fund“ als das, was er ist: ein billiger Werbecoup ohne jede Bedeutung.
Michael Rapino sitzt im Glashaus und wirft mit Steinen. Es klirrt so schön.