30.09.2017

Israelboykott, neue Folge, diesmal: Kate Tempest ist zutiefst verletzt

Israelboykott, neue Folge:
Nun hat die Rapperin Kate Tempest ihren Auftritt in Chris Dercons neuer Berliner Volksbühen abgesagt. Was ist passiert?
Kate Tempest unterstützt die Kampagne „Artists for Palestine“, die mit der unsäglichen, „widerlichen“ (Klaus Lederer) Boykottbewegung BDS verschwistert ist, und hat einen Aufruf unterschrieben, daß britische Künstler*innen nicht in Israel auftreten sollen. Ich habe es unlängst bereits beschrieben: Die von Kate Tempest (und Roger Waters und anderen) unterstützte Anti-Israel-Bewegung setzt alle Künstler und Bands, die es wagen, in Israel aufzutreten, und ihre Agenten und Tourveranstalter mächtig unter Druck, sie werden massiv bedroht – die Band Radiohead, die davon betroffen war, bezeichnete die gegen sie gerichtete Kampagne als „zermürbende Erfahrung“. Die antisemitische BDFS-Kampagne ist alles andere als zimperlich.
Nun ist Frau Tempest in sozialen Medien und per Emails kritisiert, angeblich sogar „bedroht“ worden – falls das stimmen sollte (und ich habe wenig Anlaß, das zu glauben), wäre also ungefähr das geschehen, was die BDS-Kampagne zu ihrem täglich Brot macht, nämlich alle massiv zu bedrohen und einzuschüchtern, die in Israel auftreten...
Was aber tut die Künstlerin, die, wenn es um antisemitische Politik geht, doch so mutig voranschreitet? Sie ist beleidigt. Sie ist verletzt, nein, von der Kritik an ihrer Teilnahme am Isarelboykott sogar „zutiefst verletzt“. Und stilisiert sich zum angeblich bedrohten Opfer. Und zieht sich zurück und sagt ihren Auftritt in Berlin ab. Auseinandersetzung? Haltung zeigen? Die eigene Position zur Diskussion stellen? I wo.
Und so hat sich eine vielversprechende Künstlerin aus der Reihe der ernstzunehmenden Künstler*innen ihrer Generation verabschiedet. Nun, wir können gut auf sie verzichten.

P.S.
Ein Leser wies mich auf die Äußerung des Berliner Tourneeveranstalters der ägyptischen Band Islam Chipsy & EEK in Zusammenhang mit der Absage des Auftritts der Band wegen angeblicher israelischer Ko-Finanzierung des Berliner Pop-Kultur-Festivals hin, die mir bisher entgangen war. Laut „taz“ hat der Berliner Tourneeveranstalter sich nicht entblödet, den Vorgang mit einem besonders widerlichen Vergleich zu begründen: „Vielleicht ist es hilfreich sich vorzustellen, dass statt dem Logo der israelischen Botschaft das der NPD auf der Pop-Kultur Website geprangt hätte. Niemand hätte einen Boykott von Künstlern infrage gestellt.“ Israel = NPD? Die Juden also sozusagen selbst Schuld an der Shoah? Was geht in Leuten vor, die so etwas formulieren? Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte.