Helmut-Schmidt-Journalistenpreis: "Das hier ist eine PR-Veranstaltung!"
Es ist kein Naturgesetz, daß man sich als Künstler*in, als Musiker*in oder beispielsweise als Mensch aus dem Mediengeschäft den Konsumkonzernen und Banken und Versicherungen und Autokonzernen und wie sie alle heißen bedingungslos unterwirft.
Nehmen wir beispielsweise die junge Autorin des „Süddeutsche Zeitung-Magazins“, Laura Meschede, die beim von der ING-Diba-Bank ausgerichteten und finanzierten „Helmut Schmidt Journalistenpreis“ für ihre Geschichte „Die Mensch-Maschine“ ausgezeichnet wurde. Dafür hatte sie mehrere Wochen bei „Amazon Mechanical Turk“ gearbeitet und die schlechte Bezahlung, den hohen Druck und die Einsamkeit der dort Beschäftigen aufgedeckt.
„Mechanical Turk ist eine Crowdsourcing-Plattform und ein Tochterunternehmen des Tech-Konzerns, bei dem Menschen kleinteiligste Aufgaben übernehmen, die für Maschinen zu kompliziert sind. Es ist eine Geschichte, die die Zukunft der Arbeit skizziert und vor den negativen Seiten der zunehmenden Digitalisierung und künstlicher Intelligenz warnt – ein Thema, das Meschede intensiv verfolgt.“ („Meedia“)
Diese Recherche war der Jury des Schmidt-Preises eine Auszeichnung wert. Doch statt den Preis dankend anzunehmen, lehnte ihn die Journalistin ab. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit: „Das hier ist eine PR-Veranstaltung, so viel ist klar”, stellte Meschede in ihrer „Dankes“-Rede fest. „Und deswegen stehe ich auch hier, um PR zu machen. Aber nicht für die ING Diba. Sondern für den Gedanken, dass es eine Alternative gibt, dazu, wie die Welt jetzt ist.”
„Wenn ich darüber schreibe, dass die Zukunft der Arbeit für tausende Menschen bedeuten wird, dass ihr Leben noch schlechter werden wird, als es sowieso schon ist, wenn wir dieses Wirtschaftssystem erhalten, dann kann ich nicht danach auf einer Veranstaltung mit den Vertretern ebendieser Politik und ebendieses Systems nett darüber plauschen. Sonst spiele ich genau dieses Spiel mit”, so Meschede. Und: „Wenn ich das glaubwürdig tun will, dann kann ich mich nicht auf einer solchen Veranstaltung gemein machen mit der Politik und dann kann ich auch keinen Preis annehmen von einer Bank.”
Respekt, Laura Meschede!
Weniger kleinlich dürfte Peer „hätte hätte Fahrradkette“ Steinbrück (SPD) gewesen sein, der bei dieser Veranstaltung der ING-Diba eine vermutlich wie üblich üppig honorierte Rede hielt.
Die eine weiß, wie man das Wörtchen „Haltung“ buchstabiert, der andere hat davon noch nie etwas gehört.