Helge Schneider und die Strandkorb Open Airs
Helge Schneider hat seinen Auftritt beim Augsburger „Strandkorb-Open Air“ nach 30 Minuten abgebrochen. Bei den Strandkorb-Konzerten sitzt das Publikum in coronakonformen Abstand voneinander und wird am Platz mit Getränken versorgt. Helge Schneider fühlte sich laut „Spiegel“ „von andauernd herumlaufenden Leuten“, also dem Bedienungspersonal, gestört und befand, als Künstler habe man wegen der Distanz „keinerlei Kontakt zum Publikum“ – „ich als Künstler kann unter diesen Umständen überhaupt nichts machen. Das System ist einfach fadenscheinig und dumm.“
Nun kann man zum Phänomen der Strandkorb-Open Airs geteilter Meinung sein. Klar ist, dass die Konfiguration weder für Künstler:innen noch für das Gros der Fans besonders attraktiv sein dürfte. Andrerseits ist es in Zeiten der für die Konzertbranche harten (und zum Teil wirklichkeitsfremden) Auflagen eine Möglichkeit, überhaupt Konzerte möglich zu machen. Wichtig ist in jedem Fall: Sowohl Künstler:innen als auch Publikum wissen im Voraus, was auf sie zukommt. Insofern kann man sich über Helge Schneiders Absage und seine Begründung nur wundern. Klar, ich kann mir gut vorstellen, dass gerade ein Künstler wie Helge Schneider mit seiner nuancenreichen Musik und seinem oft subtilen Humor in einer derartigen Konfiguration nur schwer Kontakt zum Publikum herstellen kann. Nur: Warum hat er dann gleich acht Strandkorb-Open Airs zugesagt? In einer Konfiguration, die er für „dumm“ hält? Hat er sich nicht informiert, wie diese Konzerte ablaufen werden? Haben ihn sein Management und/oder sein Tourveranstalter nicht über die Konfiguration der Strandkorb-Konzerte aufgeklärt? So oder so, es fällt in die Zuständigkeit des Künstlers, sich darüber zu informieren, wo und unter welchen Bedingungen er auftritt. Zudem steht in so ziemlich jedem Vertrags-„Rider“ von Musiker:innen und Bands, dass während des Konzerts eben kein Getränkeausschank stattfinden darf, wenn sie das nicht wollen. Hat Herr Schneider vergessen, das in seinen Rider zu schreiben?
Ein Konzert einfach mittendrin aus Gründen abzusagen, über die man sich vorher hätte informieren oder die man von vornherein hätte vermeiden können, ist jedenfalls unprofessionell und letztlich schäbig gegenüber den Fans, die für das Konzert bezahlt haben.