Freiheit nicht nur für Deniz Yücel, sondern auch für türkische Journalisten, spanische Rapper und...
Darüber hinaus wäre es schön, wenn nun, nachdem wir uns ausführlich über Freiheit für Deniz Yücel freuen durften, die Kampagne für die Freiheit aller inhaftierten Journalist*innen weiterginge! Denn von einem „türkischen Frühling“ kann mit der Freilassung Yücels noch längst keine Rede sein. Die türkische Plattform für unabhängigen Journalismus, „P24“, zählt derzeit in der Türkei 155 verhaftete Medienvertreter! „Reporter ohne Grenzen“ spricht von aktuell 36 Betroffenen, bei denen ein direkter Zusammenhang zwischen Haft und journalistischer Tätigkeit nachweisbar ist. Die Türkei führt die Statistik inhaftierter Journalist*innen weltweit mit großem Abstand an.
Doch schauen wir auch – zum Beispiel auf Spanien! In Spanien, EU- und NATO-Staat, ist die Meinungsfreiheit längst nicht mehr gewährleistet, ohne daß sich hiesige Politiker*innen und Medien groß darüber aufregen würden. Es sind nicht nur Politiker*innen, die für ihre Überzeugung, nämlich die katalanische Unabhängigkeit, ins Gefängnis müssen. Die „NZZ“ berichtet, daß „der mallorquinische Rapper Josep Miquel Arenas wegen (...) Majestätsbeleidigung und Aufrufs zur Gewalt zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt“ wurde. „Der 23-Jährige, der unter dem Künstlernamen ‚Valtonyc’ bekannt ist, hatte den früheren König Juan Carlos wegen seiner Elefantenjagd und seiner lukrativen Geschäfte mit arabischen Scheichs in seinen Raps kritisiert und zur Besetzung des Marivent-Palasts aufgerufen, wo die spanische Königsfamilie ihre Sommerferien verbringt. Auch über Iñaki Urdangarin, den der Korruption überführten Schwiegersohn von Juan Carlos, der noch immer auf freiem Fuss in Genf weilt, reimte Arenas munter. Das Strafmass liegt über dem, was der Staatsanwalt gefordert hatte.“
Oder denken wir an den Eklat bei der Madrider Kunstmesse „Arco“, deren Organisatoren sich in Kunstzensur übten: das Exponat „Politische Gefangene im gegenwärtigen Spanien“, ein großformatiges Werk des 51-jährigen Künstlers Santiago Sierra, das 24 Menschen auf Schwarz-Weiss-Fotografien mit verpixelten Gesichtern zeigt, unter ihnen die katalanischen Separatistenführer Oriol Junqueras, Jordi Sánchez und Jordi Cuixart, wurde kurzerhand abgehängt, die Wand, an der das Werk hing, wurde überpinselt.
Die Pressefreiheit und die Kunstfreiheit sind vielerorts in Gefahr – und nicht selten an Orten, die näher liegen, als wir annehmen würden.