24.12.2025

Filmmusik 1: Was Kim Jong-il sagt

Unlängst habe ich den Film „Highest 2 Lowest“ von Spike Lee angesehen, mit Denzel Washington in der Hauptrolle. Angeblich soll das ein Remake des Akira Kurosawa-Klassikers von 1963 sein. Nun ja. Die erste Hälfte war höchstens mittelmäßig, der Rest langweilig.
 
Weswegen ich das hier erwähne, hat mit der Filmmusik zu tun. Bei den meisten US-amerikanischen Filmen und Serien kann man ja über die Songauswahl, die im Hintergrund läuft, nicht klagen, nicht selten kommen da auch Musiker:innen dieser Agentur zum Zug, etwa Patti Smith, Bonnie ‚Prince‘ Billy, Townes Van Zandt, Rufus Wainwright, um nur einige zu nennen. Sogar Pere Ubu kamen in der jüngsten Folge von Tim Robinsons „The Chair Company“ zu verdienten Ehren, auf schönste Weise.
 
Die Musikauswahl von „Highest 2 Lowest“ war allerdings von der erbärmlichsten Art und erinnerte an die Musik in deutschen Degeto-Produktionen. Kitsch as Kitsch can, Schmalzhymnen und simpelste Barmusik zuckern lauthals die Handlung zu, da können auch die tolle Straßenszene, bei der der wunderbare Eddie Palmieri auf einer Puerto-Rico-Day Parade performt, und der fabelhafte Track „Trunks“ von A$AP Rocky nichts mehr retten.
 
Mir kommt es immer häufiger so vor, als ob die Filmkomponisten (oder auch solche von Videospielen) zu genau ihren Kim Jong-il studiert haben (oder nicht genau genug?). Der nordkoreanische Diktator hat 1973 in seinem Buch „Über die Filmkunst“ unter anderem Handlungsanweisungen zur Verwendung von Musik in Filmen gegeben:
 
„In einem Film, der das Leben so widerspiegelt, wie es die Menschen tatsächlich erleben, sind Musik und Geräusche wichtige Darstellungsmittel (…) 
Der Situation entsprechende, ausdrucksstarke Musik und Geräusche üben eine starke Wirkung darauf aus, den Ideengehalt und Kunstwert des Films zu erhöhen. Der Regisseur hat mit dem Komponisten, dem Spezialisten für Geräusche und dem Tonregisseur gut zusammenzuarbeiten, damit sie auch mit nur einem einzigen Musikstück oder Lied den Menschen eine lebendige Vorstellung geben und sie in tiefe emotionale Bewegung versetzen können.
Um die Wirkung der Musik im Film zu erhöhen, muß der Komponist gute Lieder schaffen (…)
Natürlich muß erforderlichenfalls eine die Atmosphäre hebende Musik ausgewählt werden, aber auch sollte sie dazu dienen, die Emotionen des Haupthelden auszudrücken (…)
…dann können aus dem Herzen des Haupthelden auch lyrische Melodien erklingen, obwohl die Musik, die in einer stillen Atmosphäre das Gefühl der von tiefer Bewegung ergriffenen Hauptperson ausdrückt, auch leidenschaftlichen Charakter haben kann. (…)
Nur ein Regisseur, der sich in den  Geheimnissen der musikalischen und klanglichen Darstellung auskennt und mit den für diesen Bereich verantwortlichen Künstlern geschickt arbeitet, ist in der Lage, eine lebenswahre, hervorragende Tondarstellung zu schaffen, die durch ein klares Kolorit besticht und mit der jeweiligen Szene in harmonischem Ein klang steht.“
 
Alles klar? Juche, bzw. Juchhe.