17.12.2017

Björk, das Rubato & die Popkritik

Auch lustig: Eine Björk-Rezension in der „Zeit“.

„Man höre, wie Arca und sie im Eröffnungsstück Arisen My Senses schwere, dramatisch dräuende Orchester-Samples mit metallisch stotternden Beats unterwühlen und Björk ihren Gesang – reines Rubato – ausschließlich an den scheinbar unbesingbaren Rhythmen und Bässen orientiert. Im Titelstück driftet sie fast solipsistisch an einer sich um sich selbst drehenden Flötenfigur vorbei – bis ihr Gesang durch die erst ebenso umgebungsblind dahinknirschenden Beats doch wieder verlässlich in das musikalische Ganze gebunden wird.“

Alles klar?
Nun habe ich auch nach mehrmaligem Anhören des Songs kein „rubato“ (und auch kein „reines Rubato“...) in Björks Gesang finden können, aber ich nehme an, der Begriff wurde nicht aus inhaltlichen Gründen gewählt, sondern nur, weil da irgendein italienischer Musikfachbegriff stehen sollte, wurscht, was er in Wahrheit bedeutet. Die immer wieder gern verwendete inhaltslose Distinktions-Zurschaustellung des Popjournalismus eben.

P.S.
Der betreffende Musikjournalist schrieb mir aufgrund dieser Veröffentlichung: "...selbstverständlich singt Björk rubato, insofern sie ihre Melodietöne mit deren schwankender Metrik ausschließlich an den ebenfalls schwankenden Bässen von Arca orientiert. Das ist doch bemerkenswert. Wieso hören Sie das nicht?"
Darauf entspann sich noch ein kurzer, freundlicher und inhaltlich interessanter Mailwechsel. Eine spannende Auseinanderdersetzung, die mir gut gefallen hat und die dem hiesigen Popjournalismus (bzw. zumindest seinem hier erwähnten Vertreter) ein gutes Zeugnis ausstellt.