08.08.2020

Authentischer Selbstliebe-Pop goes Majors

Thomas Winkler hat eine „Wilhelmine” für die „taz“ interviewt. Die Musikerin bekennt:
„Ja, ich mache Mainstream-Pop. Ich würde zwar eher sagen: Selbsterkundungs-Pop. Oder Selbstliebe-Pop.”
Sie sind auf jeden Fall bei einer großen Plattenfirma.
„Ja, und dafür habe ich mich bewusst entschieden. Ich bin auf die Plattenfirma zugegangen. Denn die Musik ist für mich kein Hobby. In meiner Idealvorstellung kann ich gut von der Musik leben, es groß machen und Konzerte spielen, zu denen auch tatsächlich Menschen kommen. Und ich habe mir überlegt, wie ich die meisten Menschen erreichen kann, wie ich eine Bühne bekomme, mir aber trotzdem treu bleiben kann – und deshalb habe ich beim Major angeklopft. (…)“
Warum hat die Plattenfirma Sie verpflichtet, was denken Sie?
(denkt lange nach) „Ich glaube, weil ich authentisch bin.“
OMG…
Wohlgemerkt, „Wilhelmine” ist in einem besetzten Haus in Kreuzberg aufgewachsen, bis sie mit ihren Eltern ins Wendland gezogen ist, um dort gegen das geplante Atomendlager zu protestieren. Eine Zeitlang studierte sie BWL, „um mich strukturierter zu fühlen”
Musikmachen in Zeiten des Neoliberalismus. Und alles, was einer jungen, in einem besetzten Haus und im Wendland aufgewachsenen Musikerin einfällt, die von ihrer Musik leben will, ist, einen Major-Vertrag zu ergattern? Weil sie dort „die meisten Menschen erreichen“ kann?!?
Ach, wie wahnsinnig authentisch sie doch ist, diese „Wilhelmine“ und ihr „Selbstliebe-Pop“…