Das Andechser Gefühl (Herbert Achternbusch)
Ad Verwertungslogik im Kulturkapitalismus:
„Das Andechser Gefühl, Achternbuschs Erstling, gehört zu den radikalsten, schönsten, verzweifelt-lustigsten kinematographischen Bier-Fieber-Anfällen, die unsere westdeutsch-bayerische Filmgeschichte vorzuweisen hat. Hemmungslos wurschtig in der vermeintlich amateurhaften Form – und aber andererseits exakt dadurch in jedem Augenblick zart-punktgenau.“
Mit diesen Worten bejubelt Dominik Graf den Film „Das Andechser Gefühl“ von Herbert Achternbusch innerhalb seiner Rezension des Films „Zwei Herren im Anzug“ von Josef Bierbichler. Und das völlig zu Recht. Was dem deutschen Kino fehlt, und was mal möglich war, das lehren uns die Filme des genialen Herbert Achternbusch. Und es spricht Bände, daß zwar jeder bescheuerte Filmdreck, den die einschlägigen staatlichen Filmdreckförderanstalten Hand in Hand mit dem Staatsfernsehen hervorbringen, auf und ab gespielt und auf allen Kanälen verfügbar gemacht wird, daß man aber die Filme des Herbert Achternbusch kaum jemals irgendwo sehen kann. Im Kino sowieso nicht, im Staatsfernsehen sowieso auch nicht, und auf DVD ist kaum eines dieser Meisterwerke erhältlich.
Wenn man auf Amazon „Das Andechser Gefühl“ eingibt, wird einem eine Video(!)kassette angezeigt mit dem Hinweis „derzeit nicht verfügbar“. Und als nächstes bietet Amazon „Andechser Natur bio Ziegen-Butterkäse“, 125g für € 4,29, und „Andechser Klosterspeck im Stück“ an. Die Realität in der angeblichen Kulturnation Deutschland. Alles Ziegenkäse.
Achternbusch ist ein bairisches Weltkulturerbe, durch die Kulturindustrie und die einschlägigen staatlichen Stellen bewußt dem Vergessen anheimgegeben. Aber das könnte ihnen so passen – wir werden den Achternbusch ums Verrecken nicht vergessen! Niemals.