19.09.2018

Advertorials, Inhalte und Glaubwürdigkeit

Sagt mal, liebe „Spex“, könnt ihr mir erklären, was ein „Advertorial“ ist? „Editorial“ kenne ich, „Anzeige“ (englisch: „Advertising“) kenne ich auch. Aber „Advertorial“? Also das Dingens, das ihr auf Seite 9 eurer aktuellen Ausgabe druckt und das aussieht wie ein redaktioneller Beitrag?

O.k., zugegeben, das war eine rhetorische Frage, denn natürlich ist mir bewußt, was ein Advertorial ist. Die Werbeindustrie nennt sowas „native advertising“: Werbe-Artikel, die von Redakteuren im Layout der Zeitschrift (oder Website) geschrieben werden, die aber lediglich eine irreführende Werbung sind. Und so geht es in eurem „Advertorial“ darum, daß „Jesper Munk mit Melitta das Hurricane Festival gerockt“ hat. Mit Melitta? Also nicht mit Gitarre oder anderen Instrumenten, sondern mit der „beliebten Kaffeemarke“? Aha.

„Mit einem chilligen Akustikkonzert im Melitta Festival Wohnzimmer läutete Jesper Munk in Scheeßel die diesjährige Melitta Festivaltour ein“, kann man in dem „Spex“-Text lesen. „Im gemütlichen, zweistöckigen Wohnzimmer der beliebten Kaffeemarke lauschten die Besucher aber nicht nur Munks Soul- und Blues-Songs, sondern genossen auch köstlichen Kaffeespezialitäten von Melitta. Für jeden Kaffeetypen war etwas dabei...“ undsoweiter undsofort flötet es da aus der Zeitschrift, die mal ein wichtiges Musikmagazin war.

Nicht nur Musiker wie Herr Munk, sondern vor allem der Musikjournalismus ist schon gewaltig auf den Hund gekommen...
Glaubwürdigkeit wird längst und quasi jederzeit gegen Geld getauscht.
Eine Gefahr für den unabhängigen Journalismus sehe ich darin aber eher nicht. Der findet ja sowieso kaum noch statt.