16.06.2014

Sleaford Mods

Ich habe leider die Konzerte der Sleaford Mods nicht erleben können, in
China haben sie nicht gespielt – aber nach allem, was mir vertrauenswürdige
Personen erzählt haben, müssen es großartige Abende gewesen sein. Wie die
Sleaford Mods ja überhaupt eine tolle Band sind; Jens Balzer beschreibt es in
der „Berliner Zeitung“ so:

„...die Sleaford
Mods sind die tollste Band, die man in diesem Frühjahr entdecken kann;
jedenfalls solange man der Ansicht ist, dass in der sogenannten populären Musik
zur Zeit ansonsten zu viel gute Laune vorherrscht und zu viel Einverstandensein
mit der Welt, und wenn man daraus sowie aus der Gesamtsituation der Welt die
Schlussfolgerung zieht, dass jeder, der in musikalischer Form schlechte Laune
zu verbreiten versteht, nur ein hochwillkommener Gast sein kann. Und die
Sleaford Mods verbreiten wirklich verdammt schlechte Laune. Sie können
niemanden leiden, und sie legen keinen Wert darauf, dass irgendjemand sie
leiden kann. (...) Sie hassen die Politiker, die Leute wie sie zu depravierten
Mini-Job-Existenzen verdammen. Sie hassen London und die bärtigen Hipster, die
sich da herumtreiben („visionless cunts“); sie hassen die enthirnte Generation
der Smartphone-Junkies und Social-Media-Nutzer: „All you zombies / tweet tweet
tweet“.“

Die Konzerte der Band müssen „Ereignisse“ (so die Leute vom Palace in
St. Gallen) gewesen sein. Doch gemach – was ist denn genau das Besondere an
dieser Band? Die Musik wird es eher nicht sein – sie ist gut und hart und
zornig, aber so etwas kennen wir in ähnlicher Qualität seit ein paar
Jahrzehnten, nichts davon ist neu oder innovativ. Die Texte? Die sind eindeutig
und wütend, aber auch das kennt man von guten (amerikanischen) Hip-Hopern oder
Punkrockern seit Jahrzehnten. Was also ist es genau, was die Faszination der
Sleaford Mods ausmacht, was zieht einen in die Alben und läßt die Konzerte zu
Ereignissen werden? Ich glaube, wir werden hier ohne den Begriff HALTUNG nicht
auskommen. In einer Zeit, in der die meisten Bands sich in einer
Biedermeier-Gefälligkeit suhlen, fällt eine Band auf, wenn sie keine
Kompromisse macht, wenn sie eindeutig ist, wenn sie die Verhältnisse radikal
kritisiert und statt Einverstandenseins mit der Welt derselben ein wütendes,
rotziges, tief empfundenes „nicht mit uns“ entgegenschleudert. Und dafür eine
musikalische Sprache findet, der es an Eindeutigkeit und Wut ebenfalls nicht
fehlt. Widerständige Musik, Musik, die beunruhigt, statt einzulullen, Musik,
die Veränderung will und der bewußt ist, daß Veränderungen nur nach langen,
zähen Kämpfen errungen werden können. Musik zum Widerstand gegen die Welt. Mehr
davon!