Desert Trip & Profit
Worum geht es im Konzertgeschäft der
Großkonzerne, der Megastars und der Sponsoren? Natürlich: ums Geld. Um den
größtmöglichen Profit.Den garantieren vor allem einige wenige
Superstars. Die Bands und Künstler, die die Stadien ausverkaufen, sind rar. Es
sind vornehmlich Bands, deren Karrieren in den 60er und 70er Jahren des letzten
Jahrhunderts begannen. Und ihre Fans sind die damals jungen Menschen, die
sogenannten Babyboomer, also die vermutlich letzte Generation, deren
wirtschaftliche Situation dank Erbschaften und gesicherter Karrieren und daraus
resultierender Renten auch im Alter erfreulich ist.Wie also macht man das allermeiste Geld, den
allergrößten Profit? Man wirft möglichst viele der in den 60er und 70er Jahren
etablierten Superstars zusammen, für die sich die Babyboomer interessieren, die
über das nötige Geld verfügen, sich die Teilnahme an so einem außerordentlichen
Event leisten zu können.Genau dieses Event, ein sogenanntes
„Festival“, haben findige Großveranstalter jetzt als „Desert Trip“ auf dem
Gelände des Coachella-Festivals zusammengestellt.
Die Rolling Stones, Paul McCartney, The Who,
der eingefleischte Antisemit Roger Waters (Pink Floyd), Neil Young, Bob Dylan
an einem Wochenende – das wird kosten: Die Ticketpreise werden laut „Billboard“
von $ 700 bis $ 1.600 für Sitzplätze reichen; Stehplätze sollen $ 400 kosten.
Vor allem aber wollen die Veranstalter mit V.I.P.-Tickets und V.I.P.-Packages
auf ihre Kosten kommen – die in die Jahre und zu veritablem Wohlstand
gekommenen Rockfans sollen mit Luxus-Dining oder Golfplätzen angelockt werden,
beim Coachella-Festival längst Usus. Dazu kommen Nebenrechte aus Übertragungen
in Kinos, aus DVD- und Streaming-Rechten, aus Sponsoring und exzessivem
Merchandising. Die Veranstalter erwarten einen Merch-Umsatz von mindestens $ 25
pro verkauftem Ticket, bei gut 70.000 Teilnehmern wird da ordentlich was
zusammenkommen. So sollten sich auch die horrenden Künstlergagen finanzieren
lassen – Insider raunen von Gagen zwischen 7 und 10 Millionen Dollar für die
„Headliner“ Rolling Stones, Paul McCartney und Roger Waters, und selbst alle
anderen Künstler werden Gagen von mehr als einer Million Dollar erhalten.
Die Veranstalter bezeichnen ihren Event allen
Ernstes als „Konzert des Jahrhunderts“ – wobei eher das vergangene Jahrhundert
gemeint sein dürfte, denn nennenswerte Musik hat in unserem Jahrtausend mit Ausnahme
von Bob Dylan und Neil Young keiner der Künstler dieses Festivals
veröffentlicht. Aber darauf kommt es allem Anschein nach nicht an. Es geht um
einen letzten Großzahltag für die in die Rentnerjahre gekommenen
Multimillionäre der Rockmusik. Und um das Schwelgen in Erinnerungen für in die
Jahre und zu Geld gekommenen Rockfans (die meisten wohl ebenfalls im
Rentneralter), die dann Selfies an all ihre Freunde auf der Fressenkladde
schicken können: „Seht, ich war dabei! Ich hab Mick, Keith, Paul, Bob & Neil
nochmal gesehen, bevor sie sterben...“