02-Arena heißt jetzt Mercedes, und Lenin Lennon
Die Berliner Mehrzweckhalle am Ostbahnhof heißt seit letztem Sommer
bekanntlich nicht mehr „O2-Arena“, sondern „Mercedes-Benz-Arena“. Dieser
trostlose Ort ist eine stadtplanerische Bankrotterklärung, die sich demnächst
potenzieren wird, denn es ist jetzt ein ganzes Mercedes-Benz-Viertel um die
Halle herum geplant: eine weitere Halle mit etwas kleinerer Kapazität, eine
28-spuriges Luxus-Bowlingcenter, 10 bis 15 Cafés, zwei Hotels und Büros, und
selbstredend auch ein Mercedes-Flagship-Store
– eben ein echter „Entertainment District“, wie die Anschutz
Entertainment Europe das neue Stadtquartier vollmundig bezeichnet. Und der
zentrale Platz heißt seit dem 1.Juli natürlich Mercedes-Benz-Platz, ohne
daß die Öffentlichkeit und die Bezirksversammlung da mitreden oder gar
mitentscheiden konnten, denn der Platz ist Privateigentum und gehört wie die
Mehrzweckhalle und die neu geplanten Gebäude, eben das ganze Viertel, der
Anschutz-Gruppe. Ein trauriges Beispiel der Privatisierung von öffentlichem
Raum und von Investorenarchitektur nach
amerikanischem Vorbild.
Anderes, aber Ähnliches sah ich unlängst in Italien – in Florenz heißt die
einschlägige Konzerthalle, das ehemalige „Teatro di Firenze“, jetzt „OBI HaLL“
(das „a“ tatsächlich klein geschrieben, keine Ahnung, was das nun wieder zu
bedeuten hat).
„Gehen wir Rihanna schauen?“ „Klar, auf in die OBI Hall.“
Und Lenin heißt jetzt Lennon. Jedenfalls im ukrainischen Dorf Kaliny. Dies
teilte der Gouverneur von Transkarpatien mit. Im Zuge der „Dekommunisierung“
der Ukraine nach dem „Gesetz zur Verurteilung der kommunistischen und
nationalsozialistischen totalitären Regimes und zum Verbot ihrer Symbolik“
falle Lenin als Namenspatron für Straßen künftig aus, weswegen die Lenin-Straße
in Kaliny nun in Lennon-Straße umbenannt wurde.Ach, lieber Gouverneur von Transkarpatien, ich bitt, komm doch bitte mal nach Berlin und mach, daß das Mercedes-Benz-Viertel wenn schon nicht in Lenin-, dann doch wenigstens in Lennon-Viertel umbenannt wird! Von Transkarpatien lernen, heißt... Danke im Vorabbereich.