16.04.2016

FAZ Magazin als Anzeigenblättchen

Jacques Hyzagi berichtet im „Observer“ (via „Perlentaucher“) davon, wie
er eines der ganz seltenen Interviews mit der japanischen Modedesignerin Rei
Kawakubo (die er als „Bob Dylan of fashion“ bezeichnet) von „Comme des Garçons“
geführt hat, das aber keines der einschlägigen Hochglanzmagazine drucken
wollte. Denn: die japanische Designerin schaltet keine Anzeigen in „Vogue“... Sie
wissen schon, Grundsatz des Journalismus: Redaktionelle Inhalte und bezahlte
Anzeigen haben nie nicht miteinander zu tun. Nie.

Und „Elle“ brachte dann eine von der Redaktion ohne sein Zutun
überarbeitete Fassung des Interviews, die er als „Infomercial“ bezeichnet. Und
das eigentliche Interview? Bleibt für immer im Tresor von „Elle“, weil ein
abgebrannter Autor leichtsinnig einen entsprechenden Vertrag mit dem Magazin
unterschrieben hatte...

All sowas könnte dem „Frankfurter Allgemeine Magazin“ nicht passieren,
dem Hochglanz-Anzeigenblättchen, das alle paar Wochen der Zeitung beiliegt. Zum
Beispiel im Februar 2016: Zunächst blättert man durch dreizehn (!) Seiten
Anzeigen, die meisten doppelseitig: Chanel, Ralph Lauren, Dolce & Gabbana,
Gucchi, Cartier, Prada... Dann gibt es ein paar Artikel. Zum Beispiel von Karl
Lagerfeld (Chanel), oder ein dreiseitiges Porträt über Domenico Dolce und Stefano
Gabbana, deren zweiseitige Anzeige weiter vorne im Heft zu finden war. Und
einige Seiten Mode von genau den Firmen, die in dem Magazin auch Anzeigen
geschaltet haben, also beispielsweise Versace, Gucchi, Prada, Dolce &
Gabbana oder Chanel. Und hinten in dem „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ dürfen
paar Edelfedern das Ganze noch ein wenig wie ein redaktionelles Produkt
aussehen lassen, mit Artikeln über „Die Kunst und die Krise der Karikatur“ oder
„Grüße aus Entenhausen“.

Die Presse ist frei. Die Presse ist so frei. Die Presse ist so frei,
eine Rahmenhandlung für die Anzeigen der Konsumindustrie zu schreiben, die
deren Produkte in angemessener Art und Weise präsentiert und sonst nicht weiter
stört.