09.04.2016

Dobler unterwegs in Jugoslawien, und ZDF-Aspekte

Der von mir über die Maßen geschätzte, ach was: verehrte Schriftsteller
Franz Dobler ist gerade in Jugoslawien unterwegs. Was er aus Belgrad und Zagreb
in seinem Blog berichtet, ist nicht weniger lesenswert als dieser kleine Text
aus Bijelo Polje in Montenegro, den ich aber deswegen ausgewählt habe, weil er
so schön den Gegensatz von wirklicher Literatur und all dem Schmarrn, der im
Staatsfernsehen von irgendwelchen Betriebsnudeln als solche inszeniert wird,
auf den Punkt bringt. Ich glaube, es geht um "Aspekte" im ZDF, es
könnte aber auch jedes andere Buch- oder Kulturmagazin auf ARD, ZDF oder 3sat
sein, das sich für irgendetwas hält:

„Man zappt ja noch rum. Landet bei einem deutschen Kulturmagazin. Mit
einem Literaturbeitrag. Und als dann eine vollkommen beknackte Moderatorin
mit einem vollkommen beknackten deutschen Starautor vollkommen beknackt
rumlaberte, war es weniger der totale Ekel, der mich berührte, sondern eine
Erkenntnis: Ich würde tausendmal lieber den Rest meines Lebens hier an diesem Außenposten
in der kleinen Bibliothek Papierkörbe ausleeren und zurückgegebene Bücher
einsortieren, als in so vollkommen beknackten, verblödeten, dämlichen, auf
kriminelle Weise Geld verschwendenden Fernsehmagazinen mit vollkommen
beknackten Moderatoren vollkommen beknackt rumlabern. Das vollkommen Beknackte
ist ja außerdem bzw. zusätzlich, dass sich diese Leute für cool halten, von
anderen vollkommen Beknackten vermutlich als Hipster gekennzeichnet werden
(oder welche Missverständnisse auch immer da unterwegs sind), und mit diesem
ganzen beknackten Scheiß als die lässige Form von Kulturvermittlung bzw.
-produktion durchkommen.

Ich glaube, ich würde lieber aufhören irgendwas zu machen, als irgendwas
mit denen. Eine üblere Beschimpfung fällt mir kaum ein. Zu finden das Beknackte
wahrscheinlich in der Mediathek von das ZDF. Sendung heißen Aspekte oder
so… Aber egal. Ich bisschen stolz darauf, wenn Leute von Bijelo Polje sagen
mir, ich nicht so richtig deutsch eigentlich. Das ganz gut. Dabei freundlich
lachen. Wir zusammen darüber lachen. Wenn du nix verstehst, was meinen
ich, macht nix. Grüß Gott, deutsche Gutliteratur.“