21.03.2016

Mark Zuckerberg ist für Axel Springer in Berlin

Mark Zuckerberg war in
Berlin! Und es war ein Staatsbesuch ganz besonderer Art (denn: in welchem Staat
würden Sie lieber leben? in Facebook oder in China? wenn ich einen
Film-Untertitel meines Freundes Christian von Borries aufgreifen darf, der
allerdings nach Apple oder China gefragt hat. Den Film können Sie auf Vimeo
sehen, große Empfehlung!).Im Staatsfernsehen konnte
man verfolgen, wie Facebook ein sogenanntes „Townhall Meeting“ abgehalten hat.
Dazu wurden von Facebook etwa anderthalbtausend Student*innen und Nutzer*innen
handverlesen und in die Arena in Treptow eingeladen. Die Gäste der
Fressenkladde durften vorher ihre Fragen an Zuckerberg einreichen und wurden
dann von der Fressenkladde ausgewählt. Und dann dürfen sie ihre von Facebook
abgesegneten Fragen direkt an Zuckerberg stellen. Und die Fragen sind vom
Kaliber „wie geht es dir?“, „wie geht es deinem Hund / deinem Baby?“, „was
plant Facebook demnächst, um die Welt positiv zu verändern“. Wenn man all dies
sieht, diesen neoliberalen Neofeudalismus, wenn man sieht, wie hörige
Nutzer*innen beseelt ihrem Guru die banalsten Fragen stellen, glücklich, bei
diesem von der Fressenkladde organisierten Gottesdienst dabei sein zu dürfen,
dann versteht man wieder etwas mehr von der Welt unserer Tage. Davon
beispielsweise, daß man offensichtlich hierzulande auch studieren darf, wenn
man seinen eventuell vorhandenen Grips komplett an der Garderobe abzugeben
pflegt. Vor allem aber versteht man, daß Facebook eine Sekte ist und die
begeisterten Nutzer schlicht ihre Jünger. Und zwar eine Sekte, die polizeistaatsartig
agiert – kritische Fragen sind nicht vorgesehen, Diskussionen sind nicht
erwünscht, Nachfragen nicht erlaubt. Ein Rechtsanwalt, der Strafanzeige gegen
den Facebook-Chef gestellt hat, weil dessen Firma reaktionäre und rassistische
Kommentare nicht von ihren Seiten entfernt, und der es wohl aus Versehen in die
Veranstaltung geschafft hat, darf natürlich keine Frage stellen. Als die
Mitarbeiter der Fressenkladde ihren Irrtum erkennen, ihn eingelassen zu haben, machen
sie dem Rechtsanwalt unmißverständlich klar, daß er besser keine Szene macht,
und spendieren ihm extra zwei Aufpasser, die dafür sorgen, daß der Rechtsanwalt
sich auch daran hält.

Natürlich, Transparenz ist
bei Facebook ein Fake. das wußten wir schon lange. Markus Beckedahl hat mal
gesagt, Facebook verhalte sich gegenüber kritischen Nachfragen ungefähr so
offen wie ein Waffenhändler. Und genau diese gespielte „Offenheit“, die in
Wahrheit ein strenges Abschirmen gegenüber allen demokratischen Gepflogenheiten
ist, erlebt man beim Auftritt des Sektengurus und Multimilliardärs Zuckerberg
in Berlin.

Und wem gefällt, neben den
erklärten Jüngern und all den Politiker*innen, die Zuckerberg hofieren, diese
polizeistaatsartige Sekte Facebook nun besonders gut? Dem Axel Springer-Konzern
natürlich. Denn der Springer-Konzern hat Zuckerberg nach Berlin geholt und ihm
einen eigens erfundenen neuen Preis verliehen, den „Axel Springer Award“. Und
wie das so ist, wenn der Medienkonzern ruft, der die Blödzeitung herausgibt,
kommen alle, die eben immer dazugehören wollen oder die sich jederzeit kaufen
lassen. Also Martin Schulz von der SPD oder vier Musiker der Berliner
Philharmoniker, die für Zuckerberg und den Springer-Clan „California Dreaming“
spielen. Die kalifornische Ideologie ist in diesem Moment ganz bei sich.