Tagesspitzel: Anschlagsplan auf Checkpoint Charlie
Auch
gut:
Der
„Tagesspiegel“ erscheint am 5.2.2016 mit der großen Schlagzeile „Anschlagsplan für Checkpoint Charlie“
auf seiner Titelseite; Untertitel: „Sicherheitskreise:
Islamisten wollten Tourismusziel treffen. Auftrag soll vom IS aus Syrien
gekommen sein.“Im
Kleingedruckten, also im dazugehörigen Artikel, dementiert der „Tagesspiegel“
dann allerdings seine Blödzeitungs-Schlagzeile: „Hinweise, daß die Gruppe bereits begonnen hatte, einen Anschlag auf
den Checkpoint Charlie konkret vorzubereiten, gibt es derzeit aber offenbar
nicht. Die Bundesanwaltschaft hat bislang auch nicht die Ermittlungen an sich
gezogen.“Aha. Es
gibt also keinerlei Hinweise auf einen Anschlag am Checkpoint Charlie, weswegen
der „Tagesspiegel“ fett „Anschlagsplan
für Checkpoint Charlie“ getitelt hat.Man
könnte auch sagen: Wir haben euch, liebe Leserinnen und Leser, mal eben ein
wenig verarscht. Oder desinformiert. Oder belogen. Weil es unser Job ist,
Aufmerksamkeit zu erzeugen, die dazu führt, daß ihr unser Blatt kauft, in dem
dann drinsteht, daß die Aufmerksamkeit erzeugende Schlagzeile eine pure
Erfindung ist.
Laut
einer Umfrage der „Zeit“ haben 53 Prozent der Deutschen wenig und 7 Prozent gar
kein Vertrauen in die politische Berichterstattung und die Informationsleistung
der Medien, bei deutlich sinkender Tendenz. Wundert uns das?In den
USA sind Zeitungen für die Meinungsbildung bereits komplett irrelevant
geworden, nur noch 22 Prozent der US-Bürger*innen vertrauen den Zeitungen
(gegenüber 51% in 1979), und nur noch 2 Prozent der US-Amerikaner nutzen
nationale Tageszeitungen, um sich über den Wahlkampf zu informieren – selbst
„Late Night Comedy“ dient mehr Menschen als Informationsquelle. Und in
Großbritannien nutzen nur noch 2% der 35- bis 44-Jährigen Print (1% der 45- bis
54-Jährigen, 4% der 55- bis 64-Jährigen, und null Prozent der 18- bis
34-Jährigen...).