09.02.2016

Altrocker Helmt Schmidt

Bereits am 30.12.2015 konnte man im Qualitätsfeuilleton der
„Süddeutschen Zeitung“ diesen bemerkenswerten Satz lesen (danke an Franz
Dobler, der auf seinem sowieso immer lesenswerten Blog darauf hingewiesen hat):

Im Nachruf auf Lemmy Kilmister beklagt der SZ-Autor, daß die großen
alten Rockmusiker alle abgetreten bzw. am Abtreten sind: „...David Bowie ist nur noch als Geist da. Bob Dylan krächzt je nach
Form auf dem letzten oder vorletzten Loch. Lou Reed ist tot. J.J. Cale ist tot.
Helmut Schmidt ist tot. Joe Cocker ist tot. Lemmy Kilmister jetzt auch tot...“

Was für eine Beleidigung für Lemmy, Lou und Bob, in einem Satz mit dem
ehemaligen Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt genannt zu werden. Jaja, schon
klar, wir Deutschen wollen eigentlich alle einen weisen König wieder haben, und
da das nicht so einfach zu bewerkstelligen sein dürfte, ernennen wir
Ersatzkönige mit einschlägigen Sekundärtugenden wie eben den ehemaligen
Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt.

„Konkret“-Herausgeber Hermann L. Gremliza erinnerte bei einer Rede in
Hamburg „an die 600.000 Bürger von Leningrad, die 1941 unter Mitwirkung eines
Offiziers der 1. Panzer-Division ermordet wurden, der für seinen Einsatz mit
dem Eisernen Kreuz dekoriert wurde. Sein Name: Helmut Schmidt. Davon auf
zehntausend Zeitungsseiten und in tausend Sendestunden der letzten Wochen kein
Wort“ („Konkret“, 1/2016).

Mal abgesehen davon – Helmut Schmidt ein Rock’n’Roller? Na sicher. Und
von der Leyen ist Madonna, und Seehofer ein Punkrocker. Und die „Süddeutsche“
hat ein Feuilleton...