02.12.2015

Jeder Achte ist überschuldet

Und am gleichen Tag ist in der „Berliner Zeitung“ zu lesen:
„Jeder Achte ist überschuldet – Trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung steigt die Zahl der Erwachsenen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können.“
Doch was ist eine „gute wirtschaftliche Entwicklung“? Gemeint ist hier wohl eher eine gute Entwicklung für die Wirtschaft denn eine gute wirtschaftliche Entwicklung für die Menschen. Und eine gute Entwicklung für „die Wirtschaft“ bedeutet eben nicht, daß es den Menschen gut geht.
Ein Vertreter „der Wirtschaft“, den die „Berliner Zeitung“ zitiert, zeigt sich überrascht von der Entwicklung, daß in Berlin die Zahl der überschuldeten Erwachsenen ab 18 Jahren zum zweiten Mal in Folge gestiegen ist, auf mittlerweile mehr als 376.000 Menschen – der höchste Stand seit 2008. Jochen Wolfram, geschäftsführender Gesellschafter der Wirtschaftsauskunft Creditreform Berlin Wolfram KG, sagt laut „Berliner Zeitung“, ein „unangemessenes Konsumverhalten habe bei manchen zu kreditfinanzierten Mehrausgaben geführt. Zudem sei zuweilen offenbar die Einkommenswirklichkeit überschätzt worden.“
„Einkommenswirklichkeit“, „unangemessenes Konsumverhalten“, so reden sie daher heutzutage, wenn sie über Armut sprechen und davon, daß Hunderttausende überschuldet sind, so viele wie seit 2008 nicht mehr. Sollen sie sich und ihre wirtschaftlichen Verhältnisse gefälligst nicht überschätzen, sondern sich ihrer Einkommenswirklichkeit stellen. Und sollen die 12,99 Prozent der Berliner Bevölkerung, die überschuldet sind, eben gefälligst nicht mehr am Konsum im Konsumkapitalismus teilnehmen, sondern sich ihrer Armut ergeben. Selber schuld, wenn Sie überschuldet sind! Und natürlich selber schuld, wer arm ist!