Nationale Aufgaben
Die Integration von Flüchtingen? Für Andrea Merkel eine „nationale Aufgabe“.
Flüchtlingshilfe? Für Justizminister Heiko Maas „eine nationale Aufgabe“.
Wissenschaft und Bildung? Für den Vorsitzenden des Wissenschaftsrats
eine „nationale Aufgabe“.
Für die Stromlobby sind „Energiespeicherung
und -bevorratung“, für die Solarlobby „Netzertüchtigung“
„nationale Aufgaben“.
Die Arbeit am Skandalflughafen Berlin? Für Hartmut Mehdorn längst „mehr als ein Job“, nämlich, Sie ahnens
schon, „das ist eine nationale Aufgabe“.
Beethoven? Für die Stadt Bonn natürlich eine „nationale Aufgabe“.
Der Eurovision Song Contest? Für Stefan Raab und die ARD eine „nationale Aufgabe“.
Und, da kommen wir der Sache noch näher, die geplante kritische Ausgabe
von Adolf Hitlers Mein Kampf? Für den
Historiker C. Hartmann, genau: „eine
nationale Aufgabe“.
Die Fernsehserie über Adolf Hitler, die Nico „Unsere Mütter, unsere
Väter“ Hofmann derzeit plant? Bisher merkwürdigerweise noch keine nationale
Aufgabe (kommt noch, wetten?).
Aber Olympia in Hamburg? Für Thomas de Maizière „eine nationale Aufgabe“, klar.
Michael Schilling hat in der November-Ausgabe von „Konkret“ all diese
Beispiele und noch viel mehr zusammengestellt und erklärt, was es mit der
„nationalen Aufgabe“, von der alle Politiker so gerne voller Pathos schwadronieren,
auf sich hat: De Maizières „Vorgänger als
deutscher Innenminister, Wilhelm Frick, hat zusammen mit seinem
Kabinettskollegen Joseph Goebbels dem ‚Olympia-Heft Nr. 1’ den Titel gegeben:
‚Olympia 1936 – eine nationale Aufgabe’.“
Sie stehen eben alle in der großen geistigen Tradition des
Abendlandes...Aber daß „Jedem das Seine“ über dem Eingang des KZs Buchenwald stand,
hat auch noch niemanden gestört, der das je im Mund führte – nicht nur der
Schoß, auch der Mund, vor allem aber der Hohlraum, in dem andere ein Gehirn
tragen, ist fruchtbar noch...