28.10.2015

Artemis Quartet im Tagesspiegel

Klassik-Musikjournalismus at it’s best II:

Im „Tagesspiegel“ versucht ein Udo Badelt, der des Deutschen eher nicht
mächtig ist („Das Artemis Quartet gedenkt
Weigle konzertant“ – ich hab weiland mal in der Schule gelernt, daß man
„gedenkt“ mit dem Genitiv verwendet...), zu beweisen, daß er auch von Musik nichts
versteht, und schreibt dies über ein wundervolles, trauriges, anrührendes und
bewegendes Konzert des Artemis Quartetts im Kammermusiksaal der Philharmonie
und das Klavierquartett op. 47 von Schumann: „Dabei hilft die wirklich außergewöhnliche Besetzung: Klavierquartette
sind eigentlich für Klavier, Geige, Bratsche und Cello geschrieben. Die
fehlende Mittelstimme, die Präsenz zweier Geigen verleihen dem Gesamtklang
etwas Gespaltenes, Zwielichtiges.“

Dumm nur, daß weder Schumanns Klavierquartett noch das folgende von
Brahms für zwei Geigen geschrieben wurde, sondern eben „eigentlich“ für Geige,
Bratsche, Cello und Klavier. Die „fehlende“ Mittelstimme fehlt also gar nicht.
Weder im Notentext Schumanns, noch in der Aufführung, denn das Publikum sah,
wie Gregor Sigl Bratsche spielte, und das sehr eindrucksvoll – und übrigens
sogar auf der italienischen Viola aus dem 18.Jahrhundert des verstorbenen
Friedemann Weigle. Von den „zwei Geigen“, die der Tagesspiegel-Rezensent
gesehen und gehört haben will, kann also keine Rede sein. Hat ihn das Artemis
Quartet ganz schön ins „Zwielichtige“ geführt...

Die Zugabe hat der Badelt auch nicht verstanden. „Erneut das Andante von Brahms. Weitere Worte gibt es nicht.“ War
aber gar nicht das Andante von Brahms, sondern das Andante cantabile von
Schumann. Aber kommt dem deutschen Qualitätsjournalismus nicht so drauf an,
Hauptsache deutsche Romantik, und mit welchen Instrumenten gespielt wird, ist
letztlich auch wurscht, Geigen, Bratschen, irgendwie sinds doch alles
Streichinstrumente, oder? Hauptsache, das Zeilenhonorar wird bezahlt, mit
irgendwas müssen die Blättchen ja vollgequasselt werden. Aber sie sollen sich
nicht wundern, daß irgendwann niemand mehr für diesen Schmarrn noch Geld
ausgeben will. „Meine Lieben, Sie verschwenden für fünf Sous
Feuilleton!“ will man sinngemäß Balzac zitiern.